Gerettet von deiner Liebe
Verfasser schließen.“ Er hob die Hände. „Als Mitglied der Royal Society habe ich das Ding natürlich gelesen. Es ist die reife Arbeit eines Genies.“
Seine Frau und Loisa lachten spöttisch, während Susannah und Noah die Flucht ergriffen. Im Flur setzte Susannah hastig ihre Haube auf, legte das Cape um und nahm Noahs Leinenjacke über den Arm. Wie immer verließen sie das Haus durch einen Seiteneingang, um nicht durch die Halle gehen zu müssen, in der die Tukane ihres Vaters das Regiment führten. Die Vögel machten Noah Angst, und alle Bewohner verabscheuten sie.
Es war ein erstaunlich milder Tag für Ende September. Noah hüpfte voraus und wartete am Zaunübertritt, der das Anwesen von Clarence Alderson, Viscount Watchmere, von Kew Gardens trennte – den königlichen botanischen Garten, um den König George III. sich seit seinem geistigen Verfall nicht mehr recht kümmerte.
Susannah begab sich zuerst ins Rosenhaus, das die Gärtner bereits für sie geöffnet hatten. Heute wollte sie die Stöcke beschneiden und die Beete für den Winter vorbereiten. Während sie die Stängel abschnitt, sammelte Noah die welken Blüten in einen Jutesack. Später sollten sie mit dem Laub, das die Gärtner zusammenharkten, verbrannt werden.
Eigentlich war der Rauch dieser Feuer nicht unangenehm, aber sieben Jahre hatten nicht genügt, um Susannah die schwarzen Rauchsäulen vergessen zu lassen, die damals über Bombay hingen, als die Cholera gewütet und unzählige Menschenleben gefordert hatte.
Ihr Mann David, eines der ersten Opfer, war eines Morgens mit leichten Kopfschmerzen erwacht, und am Abend desselben Tages war er tot. Noch vor Sonnenuntergang hatte man seinen in weiße Tücher gehüllten Leichnam zu den anderen Toten im Innenhof der Gebäude der East India Company gelegt und verbrannt.
Kaum verwunderlich, dass Susannah den Herbstfeuern in Kew Gardens nichts abgewinnen konnte.
Nachdem sie mit den Rosen fertig waren, nahm sie Noah bei der Hand und spazierte mit ihm nach Spring Grove.
„Malst du heute nicht, Mama?“, fragte er.
„Nein. Ich will mit Sir Joe sprechen.“ Sie lächelte. „Und du freust dich gewiss auf Lady Dorotheas Schokoladenmakronen.“
Noah hüpfte voraus, und Susannah blickte ihm lächelnd hinterher. Nur ungern vernachlässigte sie ihre Malerei, da die Royal Society ihr für jedes Blatt einen Schilling bezahlte. Sie hatte den Auftrag, naturgetreue Abbildungen der Pflanzen zu malen, die von Naturforschern auf Expeditionsschiffen nach England gebracht wurden. Sir Joseph hatte die Mitglieder der Royal Society davon überzeugen können, dass Susannah die Arbeiten fortsetzte, die andere Künstler begonnen hatten – allen voran Sydney Parkinson, der berühmte Illustrator, der Sir Joseph in jungen Jahren auf seine erste Forschungsreise in den Südpazifik mit Captain James Cook begleitet hatte. Nachdem sie jede Blüte und jedes Blatt mit Wasserfarben gemalt hatte, brachte ein Sekretär Sir Josephs eine kurze Beschreibung der jeweiligen Pflanze auf der Rückseite der Aquarelle an, um sie für die Wissenschaft zu katalogisieren.
In Spring Grove erfuhr sie, dass Sir Joseph bezüglich seines Gesundheitszustands nicht übertrieben hatte. Lady Dorothea versprach Noah im Flüsterton Schokoladenmakronen im Salon und winkte Susannah den Korridor entlang.
„Ist es schlimm?“, fragte Susannah besorgt.
Lady Dorothea nickte. „Er hat große Schmerzen.“ Ihre Augen wurden feucht. „Trotzdem freut er sich, dich zu sehen.“
Der alte Mann vermochte allerdings kaum den Kopf zu drehen, um sein Patenkind zu begrüßen. Sein Butler Barmley drehte den Rollstuhl seitlich, sodass sein Herr die Besucherin sehen konnte.
Sie schenkte dem Butler ein dankbares Lächeln. Errötend zog er sich zurück und murmelte etwas von Tee.
„Du solltest deinen Charme nicht an meinen Diener verschwenden“, stellte Sir Joseph fest, die Hände im Schoß gefaltet. „Es wäre besser, dein Interesse einem geeigneten Kandidaten zuzuwenden.“
„Ich habe Barmley doch kaum angesehen!“, widersprach sie, gleichfalls errötend.
„Ich wollte dich nur necken“, schmunzelte er und wiegte bedächtig den Kopf. „Ich fürchte, Clarence kommt gar nicht auf die Idee, junge Herren nach Alderson House einzuladen.“
„Wenn ihnen ein … bunter Papagei auf den Schultern säße, hätte er wohl nichts dagegen.“
Sir Josephs Lachen glich einem heiseren Röcheln. „Das Leben mit einem fanatischen Vogelliebhaber muss eine rechte Plage
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