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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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kann ich nicht –«
    »Im Gegenzug«, sagte Danny, »erhalte ich die Auslandsrechte.«
    »Welche Auslandsrechte?«
    »Europa, Asien, Südamerika – die Märkte dort sind überraschend stark«, sagte Danny. »Du behältst die Inlandsrechte plus Film- und sämtlichen Nebenrechten, die dein Agent mit dem Verleger aushandeln kann.«
    »Aber es gibt keine Auslandsrechte«, protestierte Ivy. »Keinen Agenten, keine Nebenrechte, kein Buch.«
    Danny wedelte das alles beiseite wie eine lästige Fliege. »Finanzkurs für Anfänger«, sagte er.
    »Und woher kennst du die ganzen Begriffe?«
    »Ich habe mich ein bisschen mit dem Verlagswesen beschäftigt«, sagte Danny. »Lustige kleine Branche, aber wirklich nicht viel dran.« Er sah sie an. »Sind wir im Geschäft?«
    »Das kann ich einfach nicht«, sagte Ivy.
    »Weil du dich dann verpflichtet fühlst?«
    Ivy nickte.
    »Du bist zu gar nichts verpflichtet«, sagte Danny. »Es ist eine Investition. Ich hab’s doch grad erklärt.«
    »Was, wenn ich das Buch nicht schreiben kann?«, fragte Ivy. »Oder wenn es niemand haben will?«
    »Dann ist es eine Investition, die sich nicht auszahlt«, sagte Danny. »Passiert schon mal. Finanzen für Fortgeschrittene.«
    »Ich hätte ein schlechtes Gewissen«, sagte Ivy.
    »Brauchst du nicht«, sagte Danny. »Deshalb sichern wir uns ab.«
    Sie fuhren zum kanadischen Zoll.
    »Und?«, fragte Danny.
    »Ich muss darüber nachdenken«, sagte Ivy, obwohl sie bereits wusste, dass sie nein sagen würde.
    Danny seufzte. »Ich dachte immer, Künstler würden keine Skrupel kennen«, meinte er. »Nehmen, was sie brauchen, egal wie, Hauptsache, sie können ihr Werk vollenden.«
    Ivy sank der Mut. Wieder dachte sie an diese Gesichter – Picasso, Brando, Hemingway. Andy Warhol, um Himmels willen. Selbst Joel hatte sich als skrupellos erwiesen. Was war es, das ihr fehlte? Musste man damit geboren werden, oder eine schreckliche Kindheit durchleben? Konnte man es erwerben, nur für den Gebrauch im Notfall?
    Die Scheibe glitt nach unten. Sie reichten ihre Pässe hinüber. Dannys war voller Stempel, es waren sogar zusätzliche Seiten eingefügt, damit alle hineinpassten. Ivys war leer.
    »Grund Ihres Besuchs?«, fragte der Zollbeamte.
    »Nur zum Vergnügen«, sagte Danny.

Zweiundzwanzig
    T he Edge, die ihren Flug verpasst hatten oder Visaprobleme oder von den Amerikanern erwischt wurden, als sie am JFK umsteigen wollten – sämtliche Versionen kursierten –, tauchten nicht auf, aber die Musik war auch so großartig. Erst spielten Rabbit Lapin, eine zweisprachige Percussioncombo; dann drei singende Gitarristen, die sich eine Gitarre teilten, die sie untereinander weiterreichten; und danach die schnellste Band, die Ivy jemals gehört hatte. Sie brachten einen Song, »A Fuck to Build a Dream«, der wirklich gut war. Zu diesem Zeitpunkt tanzte alles, einschließlich Ivy und Danny. Er erwies sich als ziemlich guter Tänzer, musikalisch, ungehemmt, glücklich, ein Bier in der Hand. Es wurde jede Menge schweres Bier aus Quebecs Zwergbrauereien ausgeschenkt, von denen Ivy nie gehört hatte, dazu kamen dichte Wolken Tabak- und Marihuanaqualm; und in der beschlagenen, vom Boden bis zur Decke reichenden Glasfront des alten Lagerhauses verschwammen die Lichter der Stadt.
    »Macht Spaß, oder?«, sagte Danny.
    »Was?«
    Er beugte sich zu ihr hinüber, brüllte: »Macht’s Spaß?«
    »Ja.«
    Eine Frau mit krausen Haaren ging vorbei, bemerkte etwas auf Französisch. Danny antwortete etwas auf Französisch, das sie zum Lachen brachte.
    »Du sprichst Französisch?«, fragte Ivy.
    »Ich hab ein Jahr im Ausland studiert.«
    »Was?«
    Er brüllte: »Ein Jahr im Ausland studiert.« Sie zogen sich aus dem Getümmel zurück und stellten sich an ein Fenster.
    »Warst du hier?«, fragte Ivy.
    »Paris«, antwortete Danny. Auch Ivy hatte ein Jahr dort studiert, aber ihr Französisch war alles andere als flüssig, sie konnte sich nur mit Mühe verständlich machen. »Ich bin heute zum ersten Mal in Montreal«, bemerkte er, trank einen Schluck und reichte ihr die Flasche.
    »Ich auch«, sagte Ivy.
    »Das freut mich.«
    »Das freut dich?« Sie trank und gab ihm die Flasche zurück.
    »Weil es für uns beide das erste Mal ist«, erklärte er.
    Danny sah ihr in die Augen. Seine waren schön, sanft und geil gleichzeitig.
    Ganz plötzlich schob sich die Erinnerung an Harrows Augen darüber.
    »Was?«, fragte Danny. »Stimmt was nicht?«
    »Nein«, sagte Ivy. Sie berührte das Fenster,

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