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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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für einen Augenblick. Morales und der ihm halb zugewandte Harrow sahen sich direkt in die Augen, als teilten sie einen intimen Moment. Die Zahnbürste ragte ein oder zwei Zoll aus Harrows Rücken. Morales griff herum und trieb sie mit dem Handgelenk vollständig hinein, bis sie nicht mehr zu sehen war.
    Morales lächelte.
    Harrow, dessen Gesicht vollkommen weiß war, sagte in beinah normalem Ton: »Du kannst doch nur Scheiße schreiben.«
    Morales hörte auf zu lächeln, aber Spuren davon klangen auf seinem Gesicht nach, als Harrow ihm die rechte Faust hineinstieß, sehr hart und ansatzlos, ein Schlag, der auf Morales’ linkem Auge landete, das dicke Gelenk des Mittelfingers direkt auf dem Augapfel. Morales taumelte nach hinten, schlug die Hände vors Gesicht, krachte gegen Ivy und riss sie um.
    Ihr Hinterkopf prallte hart auf den Boden. Alles wurde einen Augenblick weiß. Eine Lärmwelle rollte heran, und das ganze Gefängnis schien zu erzittern. Ivy sah durch den weißen Schleier Morales neben sich liegen, den Kopf zur Seite gedreht, die unverletzte Gesichtshälfte oben. Ein Fuß – Turnschuh ohne Schnürsenkel – schwang ins Bild und trat gegen die unverletzte Hälfte von Morales’ Gesicht, trat mit einem Geräusch wie ein brechender Besenstiel eine Delle hinein.
    Ivy kam auf die Knie. Harrow, der ein wenig schwankte und an dessen Arm Blut herabströmte, stand über Morales. Hinter ihm erschien Moffit mit erhobenem Schlagstock, schwang ihn gezielt gegen Harrows Kopf. Harrow brach zusammen. Der Häftling mit dem verbrannten Gesicht beugte sich über Harrow und sagte: »Wünsch dir lieber, dass du jetzt stirbst.« Wachen zerrten ihn fort.

Einundzwanzig
    U ngefähr zwanzig Minuten später begleitete Sergeant Tocco sie aus dem Verwaltungsgebäude. Die Mauer warf ihren Schatten über sie und die Straße, reichte bis an die Dachfirste der gegenüberliegenden Häuser wie eine Flutlinie aus uralten Zeiten. Die Sirene des Krankenwagens verklang in der Ferne.
    »Wohin bringen sie ihn?«, fragte Ivy.
    »Wahrscheinlich ins Allgemeine nach Plattsburgh«, vermutete Sergeant Tocco. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Ivys Hände zitterten, und zum ersten Mal in ihrem Leben brauchte sie dringend einen Schnaps, doch sie antwortete: »Ja.«
    »Freut mich zu hören«, sagte Sergeant Tocco. »Das hätte zum Alptraum werden können.«
    »Was?«
    »Wenn Sie verletzt worden wären«, sagte Sergeant Tocco. »Hätte mich den Job gekostet.«
    »Tut mir leid«, sagte Ivy.
    »Dazu besteht kein Grund«, sagte Sergeant Tocco. »Ist ja glimpflich abgegangen. Kommen Sie gut nach Hause.«
    »Danke.«
    »Und alles Gute.«
    »Alles Gute?«
    »Für Ihre Zukunft«, sagte Sergeant Tocco. »Unten in der Stadt. Der Kurs für Kreatives Schreiben ist mit sofortiger Wirkung eingestellt. Ich melde mich bei Ihnen, falls wir jemals wieder starten sollten.«
    »Aber Sergeant Tocco, ich –«
    Er hob die Hand. »Nicht Ihre Schuld. Auf die eine oder andere Weise werden diese erbitterten Zweikämpfe ständig ausgetragen.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Wie zwischen Harrow und den Latin Kings. Nach einer Weile werden sie es leid, sich gegenseitig umzubringen, und dann herrscht eine Zeitlang wieder Ruhe und Frieden.«
    »Aber unternehmen Sie denn nichts dagegen?«, fragte Ivy.
    Sergeant Tocco zuckte die Achseln. »Vermutlich wird Morales verlegt, ehe Harrow aus dem Krankenhaus entlassen wird.«
    »Wann wird das sein?«
    »Keine Ahnung«, sagte Sergeant Tocco. »Vielleicht nie.«
    »Nie?«, erwiderte Ivy. »Aber er hat sich doch aus eigener Kraft auf die Trage gelegt.«
    »Ich habe schon komische Dinge erlebt«, meinte Sergeant Tocco.
    Sie erklommen den Hügel und erreichten ihr Auto. »Was ist mit den übrigen Latin Kings?«, fragte Ivy. »Warum verlegt man nicht Harrow?«
    »Dann müsste er in ein anderes Land gebracht werden«, sagte Sergeant Tocco. »Das System wimmelt von Latin Kings.«
    Er öffnete ihr die Tür. Sie stieg ein.
    »Wie alt sind Sie?«, fragte er.
    Ivy verriet es ihm.
    »Wenn ich Sie wäre«, sagte er, »würde ich das alles vergessen. Nehmen Sie Ihr normales Leben wieder auf.«
    Ivy zog die Schlüssel heraus. »Sind Besuche im Krankenhaus gestattet?«
    Er starrte von oben auf sie herunter, seine Augen im doppelten Schatten seines Mützenschirms und der hohen Mauer unsichtbar. »Warum fragen Sie mich das?«
    »Er ist ein sehr guter Autor«, sagte Ivy. »Möglicherweise sogar großartig.«
    »Na und?«, sagte Sergeant Tocco.
    Außerdem ist er

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