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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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falls das vorstellbar war, hätte sein Material organisierter vorgetragen. Aber sie erwähnte die wichtigsten Punkte: die Skimasken, die Aufzeichnungen, Harrow, der Betty Ann schützte, Herman Landau, die neue, überraschende Möglichkeit, dass sie Frank Mandrell gefunden haben könnte, was in gewisser Weise einen Kreis schloss, ohne dass sie es hätte erklären können. Zu ihren wichtigsten Punkten gehörte weder, was sie und Harrow in der letzten Stunde geschrieben hatten, noch ihre nächtlichen Telefonate.
    Danny starrte auf sie hinunter; ein wenig befremdlich, da sie immer angenommen hatte, sie wären gleich groß. »Und jetzt willst du in diese Stripteasebar«, stellte er fest. »Les Girls.« Bei ihm klang der geschmacklose Name noch geschmackloser.
    »Ja«, antwortete Ivy.
    Er wandte sich ab. Einen Augenblick glaubte Ivy, Tränen in seinen Augen zu erkennen. Dann verschleierte eine Atemwolke sein Gesicht. Als er sich wieder umdrehte, waren seine Augen trocken.
    »Was tust du, Ivy?«, fragte er.
    »Das hab ich dir doch gerade erklärt.«
    »Du hast mir eine verrückte Geschichte erzählt«, korrigierte Danny. »Erklärt hast du überhaupt nichts.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, warum du so sicher bist, dass er gut ist.«
    »Gut?«
    »Gut schreibt.«
    »Nun«, sagte Ivy. »Das …« Ihre Stärke; eine Stärke, an die Danny glaubte, mehr als jeder andere, den sie kannte. Oder?
    »Hast du seine Arbeiten auch anderen gezeigt?«, fragte Danny.
    »Nein.«
    »Zum Beispiel Whit.«
    »Ich glaube, das könnte ich nicht«, sagte Ivy.
    »Warum nicht?«, fragte Danny.
    Sie hatte keinen vernünftigen Grund; sie hatte einfach nicht in Betracht gezogen, sie Whit zu zeigen.
    Danny ließ nicht locker. »Aber es ist doch einfacher, für die Arbeiten von anderen die Werbetrommel zu rühren als für die eigenen, oder?«
    »Vermutlich.«
    »Warum hast du Whit dann nicht um seine Meinung gebeten?«
    »Schwer zu sagen.«
    »Für dich vielleicht«, sagte Danny.
    »Was meinst du damit, Danny? Du bist seltsam.«
    »Ich?«, sagte Danny. »Hier hast du einen möglichen Grund, warum du Whit nichts gezeigt hast – du bist nicht wirklich überzeugt, dass er schreiben kann, nicht in deinem tiefsten Innern.«
    »Warum sollte ich dann das hier tun?«
    »Vielleicht wolltest du nicht, dass Whit dich genau das fragt«, sagte Danny.
    »Was redest du denn da?«
    »Erinnerst du dich, was ich zu dir gesagt habe, als du diesen Kurs das erste Mal erwähnt hast?«, fragte Danny.
    »Du hast gesagt, Dannemora wäre böse.«
    Er nickte. »Und ich wollte wissen, warum du das machst. Du hast nie wirklich geantwortet.«
    »Es ist eine gute Sache.«
    »Für wen?«
    »Für sie.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Ja«, sagte Ivy. »Für mich auch.«
    Danny schüttelte den Kopf. »Um Himmels willen, Ivy, was für ein Klischee – Frauen draußen, die sich in Häftlinge verlieben.«
    Sie wurde laut. »Ich bin die Leiterin der Schreibwerkstatt«, sagte sie. »Ich bin in niemanden verliebt.«
    Danny trat einen Schritt zurück. »Tatsächlich?«
    Sie streckte die Hand aus und legte sie auf seinen Arm. »So habe ich das nicht gemeint«, sagte sie.
    Danny schüttelte sie ab. »Ich erkenne die Wahrheit, wenn ich sie höre«, erwiderte er. Er nahm etwas aus der Tasche und reichte es ihr.
    Was war das? Ein Plastikrechteck. Erst war sie verblüfft, dann begriff sie: der Schlüssel zu ihrem Hotelzimmer in der Altstadt. Sie sah auf. Er entfernte sich mit raschen Schritten.
    »Danny«, rief sie hinter ihm her. »Nicht.«
    Aber er ging einfach weiter, bis er in der Nacht verschwand, ein letztes Atemwölkchen wehte hinter ihm her. Ivy rannte ihm nicht nach, um ihm zu sagen, dass sie ihn liebte, eine zweite Chance wollte, mehr Zeit, mehr Gespräche. Nichts dergleichen. Wenn man einen Wendepunkt erreichte, musste man ehrlich sein. Sie umklammerte den Hotelschlüssel.

    »Les Girls«, verkündete der Taxifahrer und hielt am Fahrbahnrand. Im Rückspiegel begegnete ihr sein Blick. »Ça va?«, fragte er.
    »Tut mir leid«, sagte Ivy. »Ich spreche kein Französisch.«
    »Hier wollten Sie hin?«, fragte der Fahrer. »Zu diesem Lokal?« Er wies mit dem Kinn darauf.
    Ivy spähte nach draußen, sah eine große Neonfrau, die durch ihre gespreizten Beine nach hinten schaute. »Ja«, sagte sie.

Dreiundzwanzig
    D er kanadische Zehndollarschein war von einem wunderbaren Scharlachrot, mit dem Porträt eines unbekannten, schmallippigen Mannes auf der Vorderseite. Ivy ließ einen

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