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Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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spürte die Vibration der Musik im Glas. »Alles in Ordnung. Ich bin gleich wieder da.«
    Ivy ging zu den Toiletten, einem riesigen Unisex-Raum mit Urinalen, Kabinen, einer Bar, Sofas, in dem heftig gefeiert wurde. Sie spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und ging zur Theke. An einem Ende lag ein Telefonbuch, das sie sofort beim Eintreten entdeckt hatte. Ivy blätterte darin herum.
    Was wusste sie? Dass Frank Mandrell – der mittlerweile zweimal seinen Namen gewechselt hatte – aus Montreal stammte; dass der Fluchtplan ein Treffen mit seinem Cousin auf der kanadischen Seite des St. Lorenz vorgesehen hatte; dass Mandrell davon geträumt hatte, Stripteasebars zu besitzen. Natürlich trugen Cousins nicht zwingend dieselben Nachnamen, und Mandrells Cousin hatte vielleicht gar keine Verbindung zu Montreal, und selbst wenn, gab es keinen Grund zu der Annahme, er könnte sieben Jahre später noch hier sein.
    Aber.
    Im Telefonbuch von Montreal standen drei Mandrells: James und Lise; P.; Victor und Gina. Ivy zog ihr Handy heraus und wählte als Erstes die Nummer von James und Lise, während sie versuchte, den Lärm mit ihrem Körper abzuschirmen.
    Eine Frau meldete sich, mit alter, nasaler Stimme. »Oui?«
    »Ähm«, sagte Ivy. »Sprechen Sie Englisch?«
    »Ja?«
    »Ich suche nach Frank Mandrell«, sagte Ivy.
    » Frank Mandrell?«, wiederholte die Frau. »Sie haben eine falsche Nummer.«
    »Entschuldigen Sie.«
    Ivy probierte es mit P. Mandrell.
    »Ja?«, meldete sich ein Mann.
    »Frank Mandrell, bitte«, sagte Ivy.
    »Falsch verbunden.« Klick.
    Und schließlich Victor Mandrell.
    »Hallo?« Wieder eine Frau.
    »Ist Frank da?«, sagte Ivy.
    Zögern. »Frank?« Diese Frau war wesentlich jünger als die erste, klang ein wenig langsam und unbestimmt, vielleicht war sie von irgendwas high oder so.
    »Frank«, wiederholte Ivy. »Frank Mandrell.«
    Erneut Schweigen, diesmal noch länger. »Hier gibt es keinen Frank«, sagte sie.
    »Nicht?«, sagte Ivy.
    »Nein«, sagte die Frau. »Kein Frank und …«
    »Und was?«
    »Und Schluss.«
    Ivy wusste Bescheid.
    »Ich muss was verwechselt haben«, sagte sie.
    »Müssen Sie wohl«, sagte die Frau. »Es gibt hier nämlich keinen Frank Mandrell, habe ich ja gesagt.«
    »Was ist mit Victor?«, fragte Ivy.
    »Victor?«, fragte die Frau.
    »Ja«, antwortete Ivy. »Ist er da?«
    »Im Moment nicht«, sagte die Frau.
    »Wo ist er?«, fragte Ivy. »Ich muss ihn sprechen.«
    »Weswegen?«
    »Geschäfte«, sagte Ivy.
    »Vic ist im Club«, antwortete die Frau sofort, als hätte Ivy das Zauberwort genannt.
    »In welchem?«, fragte Ivy.
    »Hä?«
    »In welchem Club? Ich dachte, es wären mehrere.«
    »Mhm«, sagte die Frau. »Im Les Girls.«
    »Wo ist der?«
    »In der St. Catherine«, sagte die Frau. Wieder zögerte sie. »Aber, he – wie kommt es, dass …«
    Ivy klappte ihr Handy zu, drehte sich um und entdeckte Danny, der neben ihr stand und sie beobachtete.
    »Was läuft hier?«, fragte er.
    »Wollt ihr was trinken?«, fragte der Barkeeper.
    »Ich hab unfreiwillig mitgehört«, sagte Danny. »Wer war am Telefon?«
    Ivy zog ihn fort. War das ein weiterer dieser Wendepunkte? Sie schienen rasch aufeinanderzufolgen. Möglichkeit A: Sie konnte ihm von Harrow erzählen, von dessen Talent, ihrem Glauben an seine Unschuld. Möglichkeit B: Sie konnte einfach sagen: Komm, wir gehen in eine Stripteasebar.
    »Wir müssen uns unterhalten«, sagte Ivy.
    »Worüber?«
    »Lass uns nach draußen gehen.«
    »Warum?«
    »Es ist kompliziert.«
    Er musterte sie. Sein Blick veränderte sich. Ivy dachte, dass sie zum ersten Mal etwas wie Ungeduld darin sah, vielleicht sogar Härte.
    »Was immer du willst«, sagte er.
    Sie gingen nach draußen, standen unter einem altmodischen Laternenpfahl.
    Danny zitterte und knöpfte seinen Mantel bis oben hin zu. »Es ist kalt«, bemerkte er.
    Ivy wusste, dass er recht hatte, sie konnte seinen Atem sehen, aber sie spürte die Kälte nicht. »Ich bin über eine ziemlich unheimliche Sache gestolpert«, begann sie.
    »Wo?«
    »Bei dem Schreibkurs.«
    »In Dannemora?«
    »Ja.«
    Der Ausdruck seiner Augen; jetzt war sie sicher. »Einer der Häftlinge – Vance Harrow – hat sich als äußerst begabt herausgestellt«, sagte sie.
    »Was hat er getan?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Um eingesperrt zu werden«, erklärte Danny.
    »Dazu komme ich jetzt«, sagte Ivy und erzählte ihre Geschichte. Ein völliges Durcheinander: der mieseste Schreiberling, ein drittklassiger Tony B.,

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