Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gerissen: Thriller (German Edition)

Gerissen: Thriller (German Edition)

Titel: Gerissen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
Vom Netzwerk:
davon am Eingang zu Les Girls und trat ein.
    Ihr erstes Mal in einer Stripteasebar. Sie setzte sich an einen Tisch ganz hinten. Das Lokal war ungefähr dreiviertelvoll – eine Menge Männer vorn an der Bühne, einige Pärchen dahinter. Auf der Bühne wickelten sich zwei nackte Tänzerinnen – eine Schwarze, eine Weiße – um Messingstangen und überließen nichts der Phantasie, nicht einmal die Möglichkeit, dass sie sich amüsieren könnten. Die Männer schien das nicht zu stören, oder sie merkten es nicht; in ihren Augen stand Befriedigung, vielleicht der abstoßenden Art.
    Eine Kellnerin im Stringtanga kam zu ihr herüber. »He, Sie«, sagte sie. »Möchten Sie was trinken?«
    »Wasser«, bestellte Ivy.
    »Stilles oder mit Kohlensäure?«
    Ivy entschied sich für Kohlensäure. Die Kellnerin brachte ihr eine kleine Flasche. »Siebenfünfzig«, sagte sie. Ivy zog noch eine scharlachrote Note heraus. Die Brüste der Kellnerin schwangen herüber, als sie nach dem Geld griff – schwere Brüste mit hartem Kern und einem dünnen rosa Abnäher unter jeder. In diesem Moment, als die Brüste sich in Bewegung setzten, sah Ivy kurz den Brustkorb, dessen Rippen hervorstanden wie bei einem kleinen, dünnen Mädchen.
    »Behalten Sie den Rest«, sagte sie.
    »Danke«, sagte die Kellnerin. Sie musterte Ivy kurz. »Suchen Sie Arbeit?«
    »Arbeit?«
    »Die meisten Frauen, die allein herkommen, suchen Arbeit.«
    Auf der Suche nach Arbeit, das war eine Möglichkeit, aber Ivy sah Szenarien vor sich, die in Entkleiden, Vortanzen und etwas gipfelten, das völlig außer Frage stand. »Eigentlich recherchiere ich für ein Buch«, antwortete sie.
    »Sind Sie Schriftstellerin?«
    Ivy nickte, eine unbestimmte, bestätigende Bewegung.
    »Geil«, sagte die Kellnerin, und ihre Brüste hüpften auf und ab. »Ich bin eine Leseratte. Habe ich was von Ihnen gelesen?«
    »Vermutlich nicht«, antwortete Ivy. »Aber vielleicht könnten Sie mir helfen.«
    »Ja?«
    »Die Hauptfigur – der Held – ist ein Mann, dem ein Lokal wie dieses gehört«, sagte Ivy.
    Die Kellnerin runzelte die Stirn. »Der ist der Held?«
    »Mit Fehlern«, sagte Ivy. »Damit ich alle Einzelheiten richtig hinkriege, würde ich gern mit dem Besitzer sprechen.«
    »Dem Besitzer von Les Girls?«
    »Wenn er da ist.«
    »Ich schau mal nach«, sagte die Kellnerin und verschwand. Auf ihren Hintern war eine Schlange mit weit geöffnetem Maul und entblößten Fangzähnen tätowiert; Ivy hoffte, dass das Bild nicht in ihren Träumen auftauchte. Sie beobachtete einen Mann, der zusammengeknüllte Scheine auf die Bühne warf; eine der Tänzerinnen sammelte sie auf eine Weise ein, die Ivy für unmöglich gehalten hätte. Dann fragte ein Mann neben ihr: »Sie wollten mich sprechen?«
    Ivy schaute auf: ein rundlicher kleiner Mann mit fleischigem Gesicht und grauen Haaren im Nero-Schnitt. Nichts hätte Frank Mandrell in diesen Mann verwandeln können. »Ja«, sagte sie. »Danke. Sind Sie der Besitzer?«
    »Manager«, sagte er. »Kommen Sie von einer Zeitung?«
    »O nein, definitiv nicht«, erwiderte Ivy. »Ich schreibe Fiktion.«
    »Fiktion?«
    »Ausgedachte Geschichten.«
    Er zwinkerte verständnislos.
    »Wie …« – sie versuchte sich ein gutes Beispiel einfallen zu lassen –, »Der weiße Hai.« Das Erste, was ihr in den Sinn kam.
    »Das haben Sie geschrieben?«
    »Nein«, sagte Ivy. »Das ist nur ein Beispiel.« Sie streckte die Hand aus. »Ivy.« Sie betreten jetzt die Nachnamenzone.
    Sie schüttelten sich die Hände. Seine war feucht und voller Ringe. »Vic«, sagte er.
    »Erfreut, Sie kennenzulernen, Vic«, sagte Ivy. »In der Story, die ich schreiben will, gehört dem Helden eine Stripteasebar.«
    »Ein Herrenclub, meinen Sie?«, sagte Vic.
    »Genau«, bestätigte Ivy. »Deshalb müsste ich wirklich mit dem Besitzer reden. Die Details müssen stimmen.«
    »Und dieser Besitzer ist der Held?«, fragte Vic.
    »Ja, genau«, sagte Ivy. »Und der Held ist die wichtigste Figur in dem Buch.«
    Vic dachte kurz nach. »Der Star des Ganzen?«
    »Exakt.«
    »Folgen Sie mir.«
    Ivy stand auf und folgte Victor an der Bar und einem kleinen Alkoven vorbei, in dem eine muskulöse Frau für einen glasig stierenden Mann im Hockey-Sweatshirt eine Privatvorstellung gab; von hinten gesehen wirkte es wie harte Arbeit. Dann ging es eine schummrige Treppe hinab. Der Basslauf eines Blues-Stücks – »Hold On! I’m Comin’« von Sam & Dave, Ivy kannte es aus der Musicbox im Verlaine’s –

Weitere Kostenlose Bücher