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Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Titel: Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gernhardt
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mehr.
    Sie hat sich erholt
    und macht mächtig was her.
    Die Männer schaun gierig
    und giftig die Fraun -
    Aber irgendwie wird ihr Bauch nicht braun.
    Zwei Wochen. Jetzt
    braucht Marleen einen Kick.
    Als der Typ sie anmacht,
    lehnt sie sich zurück
    und denkt im stillen:
    Mach zu, du Clown -
    Aber irgendwie wird ihr Bauch nicht braun.
    Drei Wochen. Mehr
    ist leider nicht drin.
    Noch einmal hält
    sie den Körper hin.
    Der Sonne zuerst,
    sodann ihrem Faun -
    Aber irgendwie wird ihr Bauch nicht braun.
    Das wars. Im Büro
    fragt die Freundin: Na?
    Na ja, sagt Marleen,
    es war alles da.
    Ich habe gepflegt
    auf den Pudding gehaun -
    aber irgendwie
    aber irgendwie
    aber irgendwie wurde mein Bauch nicht braun.
    Sumer-Couplet
    Ich fühl mich heut so unerhört sumerisch.
    Ich hoffe, Sie verstehen, was ich mein'.
    Denn Unverständnis macht mich nur cholerisch,
    drum rate ich verständnisvoll zu sein:
    Schaun Sie mich doch mal an!
    Was sehn Sie? Einen Mann,
    der schweigend in die Gegend starrt
    und ruhig der Erleuchtung harrt.
    Wie nennt man dies Gefühl?
    Wie heißt denn dieser Stil?
    Ich horche kurz mal in mich rein
    und schon bin ich am Ziel:
    Ich fühl mich heut so rasend statuarisch.
    Ich denke, Sie begreifen meinen Point.
    Ich sage das so deutlich wie summarisch -
    wer meinen Point nicht rafft, ist nicht mein Freund!
    Schaun Sie mich bitte an!
    Dann sehn Sie einen Mann,
    die beiden Hände fest verschränkt,
    so steht er da und starrt und denkt.
    Woher kenn' ich dies Stehn?
    Wo hab ichs schon gesehn?
    Ich glaube, etwas Wunderbares
    ist mit mir geschehn:
    Ich fühl mich heut' so absolut archaisch!
    Ich wünsche, daß man diesen Satz begreift.
    Wenn nein, dann sage ich mal sehr prosaisch:
    Als Mensch sind Sie noch nicht ganz ausgereift!
    Denn schauten Sie mich an,
    Sie sähen einen Mann,
    der steinern aus der Wäsche schaut
    und eisern dem Gefühl vertraut,
    das ihm so sehr behagt,
    weils in ihm zwickt und nagt,
    ein feines Stimmchen, das ihm doch
    unmißverständlich sagt:
    Ich fühl mich heut so irrsinnig sumerisch,
    so königlich, so priesterlich, so kühl.
    So herrscherlich, so stark, so unhysterisch -
    es ist ein megageiles Hochgefühl!
    Kommt fühlt euch heute alle mal sumerisch!
    Verschränkt die Hände und starrt vor euch hin!
    So lange, bis euch dämmert: Ja, so wär isch,
    gern, wenn isch nicht so wäre, wie isch bin.
    Ach fühln wir uns doch alle mal sumerisch!
    Wer nicht sumerisch fühlt, der kann uns mal!
    Denn wenn ichs richtig seh, sind wir numerisch
    in diesem Saal schon in der Überzahl!
    Und jetzt alle!
    WIR FÜHLN UNS HEUTE UNERHÖRT SUMERISCH!
    WER NICHT SUMERISCH FÜHLT, DER KANN UNS MAL
    DEN BUCKEL RUNTERRUTSCHEN! DENN NUMERISCH
    SIND WIR SUMERER IN DER ÜBERZAHL!
    JAWOLL!
    UND WER NICHT MIT UNS FÜHLT, DER KANN UNS MAL!
    NA KLAR!
    DIE NICHTSUMERER FLIEGEN AUS DEM SAAL!
    BESTIMMT!
    DENN WIR SUMERER SIND NUN MAL
    AUF JEDEN FALL
    IN DIESEM SAAL
    IN DER ÜBERZAHL.
    Sorge dich nicht, borge
    Mein Gott, war das wieder ein Streß im Büro!
    Als ich den Laden verließ, war ich stehend k.o.
    Kaum zu Hause, da dacht ich: Was pfeif ich mir rein?
    Im Kühlschrank, da muß doch noch Stein-Wein sein!
    Schon ist er zur Hand, jetzt den Korkzieher her -
    Die Schublade auf, doch die Lade ist leer!
    Gestern war er noch da, heute ist er nicht drin -
    Wo ist denn nur dieser Korkzieher hin?
    Moment! Hab ich den nicht verborgt?
    Der Mensch ist das Tier, das sich sorgt.
    Aber wem? Da fällt es mir siedendheiß ein:
    Gestern abend, da schneite die Nachbarin rein
    Und bat mich: »Herr Nachbar, so borgen Sie mir,
    Ihrer Nachbarin, rasch Ihren Korkenziehr.
    Ich bin grad dabei, meinen Chef zu verführn,
    Und in dessen Hose, da will sich nichts rührn.
    Nun habe ich einen Eins-A-Côtes du Rhône,
    Ein geiles Getränk, das regelt das schon.
    Doch die Flasche ist leider verkorkt!«
    Der Mensch ist das Tier, das sich sorgt.
    Ich also rüber, ich klopf an die Tür:
    »Frau Nachbarin, bitte öffnen Sie mir!«
    Da schaut sie schon raus: »Ach Sie – kommse rein!
    Wo liegt Ihr Problem?« »Ich tränke gern Wein,
    Doch die Flasche ist zu und mein Korkenziehr« -
    »Ach der! Tut mir leid, der ist nicht mehr hier:
    Mein Chef hat ihn mitsamt der Flasche entsteißt,
    Weil nichts lief -« Da schrei ich sie an: »Das heißt,
    Sie hab'n das Geborgte verborgt?!«
    Der Mensch ist das Tier, das sich sorgt.
    Da faßt mich die Nachbarin zart unters Kinn:
    »Hat mein Nachbar denn nichts als Korken im Sinn?
    Ihr Korkenzieher bleibt leider

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