Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006
verliehn,
Doch wir könnten ja auch an was anderem ziehn,
An Gürteln und Schleifen, an Bändern und Stoffen
Und dem, was wir drunter zu finden hoffen,
Sei's der Mann bei der Frau, sei's die Frau bei dem Mann:
Es gibt viel zu ziehn. Also packen wirs an!«
Und dann hat sie's mir tierisch besorgt:
Der Mensch wird zum Gott, wenn er borgt.
Marina
Ich schreibe ein Buch
Und mein Buch wird ein Hit
Doch Marina weiß nichts davon
Es wird »Buch des Monats«
Und ich mach meinen Schnitt
Doch Marina weiß nichts davon
Marina tut lächelnd ihre Pflicht
Sie fährt mir durchs Haar, vom Buch spricht sie nicht.
Mein Buch wird gelobt
Und ich werde geehrt
Doch Marina weiß nichts davon
Das Weihnachtsfest naht
Und mein Buch ist begehrt
Doch Marina weiß nichts davon
Sie fragt mich: Wie immer? Und bindet das Tuch
Ich sage: Genau. Und ich schweige vom Buch.
Mein Buch ist im Aufwind
Der Jubel schwillt an
Doch Marina weiß nichts davon
In der »Zeit« lobts die Frau
und im »Spiegel« der Mann
Doch Marina weiß nichts davon
Sie tut, was sie kann. Doch was sie auch tut:
Sie sagt nichts vom Buch. Und nur das tät mir gut.
Mein Buch beschäftigt
das »Fernsehquartett«
Doch Marina weiß nichts davon
Der Buchhandel wünscht
Daß er mehr davon hätt
Doch Marina weiß nichts davon
Sie greift zur Schere und schneidet mein Haar
Das tat sie bereits, als mein Buch noch nicht war.
Mein Buch ist mein Stolz
Und mein Buch ist mein Glück
Doch Marina weiß nichts davon
Sollt ich auch vergehn
Mein Buch blieb' zurück
Doch, Marina, was hab ich davon?
Was nützen mir Buch
Und Unsterblichkeitsscheiß
Samt Breitbach-, Büchner- und Nobelpreis
Wenn Marina hier
Wenn Marina heute
Wenn Marina hier und heute
Wenn Marina nichts davon weiß?
Meine Frau
Zur Osterzeit, da fuhr ich
mit meiner Frau nach Rom.
Die ham da auch ne Kirche,
die nennt sich Petersdom.
Der Gottesdienst, der kam uns
so stockkatholisch vor,
da brüllte ich dem Popen
mit voller Kraft ins Ohr:
»Es stört doch nicht, wenn ich ein bißchen läster -
meine Frau hats gerne pittoresker!«
Am Donnerstag, da kam ich
schon um halb drei nach Haus.
Im Flur, da hing ein Mantel,
sah nicht wie meiner aus.
Der Inhalt von dem Mantel,
der lag vor meiner Frau,
hielt ihre Knie umfangen,
da sprach ich: »Kumpel, schau
nicht so verhärmt, und drückse ruhig fester -
meine Frau hats gerne pittoresker!«
Zum schönen Pfingstfest gingen
wir zu den wilden Tiern.
Doch was wir da erlebten,
ging uns echt an die Niern:
»Hallo, Herr Zoodirektor!
Ein Glück, daß ich Sie find!
Die stehen ja im Wasser,
das Nilpferd und sein Kind!
Fürs Kleine muß sofort ein trocknes Nest her -
meine Frau hats gerne pittoresker!«
Am Freitag schaut mein Bruder
Klaus auf ein Gläschen rein.
Er tut dabei ganz harmlos:
»Es darf auch Sprudel sein!«
Ich schicke meine Gute
zum nächsten Wasserhaus,
doch schon nach drei, vier Gläschen
ahn ich die Wahrheit: »Klaus!
Das ist ja gar kein Sprudel, das ist Trester -
meine Frau hats gerne pittoresker!«
Zu Weihnachten, da schrieb ich
dem Maler Baselitz:
»Das beigefügte Foto
stammt aus Privatbesitz.
Darauf ist meine Olle,
die maln Sie bitte ab«,
doch als ich dann das Bild sah,
da lachte ich mich schlapp:
»Wieso steht die denn auf dem Kopf, mein Bester?
Meine Frau hats gerne pittoresker!«
Am letzten Samstag dacht ich,
mit meiner Frau seis aus.
Mit Blaulicht ging es schnellstens
ins nächste Krankenhaus.
Dort sagte mir der Doktor:
»Ihrer Frau, der ist nicht wohl,
denn da ist noch immer etwas
Blut im Alkohol.
Rasch! Setzen Sie sie unter Cognac, Schwester« -
Meine Frau hats gerne pittoresker!
Zu Neujahr kam ein Kärtchen,
das wünschte uns viel Glück
zum Neuen Jahr. Da schrieb ich
dem Schreiberling zurück:
»Mein Freund, was soll der Unfug
von wegen Neues Jahr?
Wir nahmen schon das alte
nur sehr verschwommen wahr.
Bei uns ist nämlich jeden Tag Silvester« -
meine Frau hats gerne pittoresker!«
Des Knaben Plunderhorn
Neue Volkslieder
1
Hopp, hopp, hopp,
Lauf Galopp,
Wirf die strammen Stampfer, Pferdchen.
Rasch! Schon winkt im Tale wartend
Dein fröhlicher Abdecker.
(Aus dem Weißrussischen)
2
Margheriteblütle
I rupf dir Blättle um Blättle
Sag du mir, ob sie mi liebt
Dann sag i dir, wie viele Blättle du gehebt hoscht.
(Aus dem Schwäbischen)
3
Als ick zu ihren Füßen lach
Een kleenet Sträußchen ick ihr brach
Det hat ick kurz zuvor verschluckt
Und für
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