Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Titel: Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gernhardt
Vom Netzwerk:
verliehn,
    Doch wir könnten ja auch an was anderem ziehn,
    An Gürteln und Schleifen, an Bändern und Stoffen
    Und dem, was wir drunter zu finden hoffen,
    Sei's der Mann bei der Frau, sei's die Frau bei dem Mann:
    Es gibt viel zu ziehn. Also packen wirs an!«
    Und dann hat sie's mir tierisch besorgt:
    Der Mensch wird zum Gott, wenn er borgt.
    Marina
    Ich schreibe ein Buch
    Und mein Buch wird ein Hit
    Doch Marina weiß nichts davon
    Es wird »Buch des Monats«
    Und ich mach meinen Schnitt
    Doch Marina weiß nichts davon
    Marina tut lächelnd ihre Pflicht
    Sie fährt mir durchs Haar, vom Buch spricht sie nicht.
    Mein Buch wird gelobt
    Und ich werde geehrt
    Doch Marina weiß nichts davon
    Das Weihnachtsfest naht
    Und mein Buch ist begehrt
    Doch Marina weiß nichts davon
    Sie fragt mich: Wie immer? Und bindet das Tuch
    Ich sage: Genau. Und ich schweige vom Buch.
    Mein Buch ist im Aufwind
    Der Jubel schwillt an
    Doch Marina weiß nichts davon
    In der »Zeit« lobts die Frau
    und im »Spiegel« der Mann
    Doch Marina weiß nichts davon
    Sie tut, was sie kann. Doch was sie auch tut:
    Sie sagt nichts vom Buch. Und nur das tät mir gut.
    Mein Buch beschäftigt
    das »Fernsehquartett«
    Doch Marina weiß nichts davon
    Der Buchhandel wünscht
    Daß er mehr davon hätt
    Doch Marina weiß nichts davon
    Sie greift zur Schere und schneidet mein Haar
    Das tat sie bereits, als mein Buch noch nicht war.
    Mein Buch ist mein Stolz
    Und mein Buch ist mein Glück
    Doch Marina weiß nichts davon
    Sollt ich auch vergehn
    Mein Buch blieb' zurück
    Doch, Marina, was hab ich davon?
    Was nützen mir Buch
    Und Unsterblichkeitsscheiß
    Samt Breitbach-, Büchner- und Nobelpreis
    Wenn Marina hier
    Wenn Marina heute
    Wenn Marina hier und heute
    Wenn Marina nichts davon weiß?
    Meine Frau
    Zur Osterzeit, da fuhr ich
    mit meiner Frau nach Rom.
    Die ham da auch ne Kirche,
    die nennt sich Petersdom.
    Der Gottesdienst, der kam uns
    so stockkatholisch vor,
    da brüllte ich dem Popen
    mit voller Kraft ins Ohr:
    »Es stört doch nicht, wenn ich ein bißchen läster -
    meine Frau hats gerne pittoresker!«
    Am Donnerstag, da kam ich
    schon um halb drei nach Haus.
    Im Flur, da hing ein Mantel,
    sah nicht wie meiner aus.
    Der Inhalt von dem Mantel,
    der lag vor meiner Frau,
    hielt ihre Knie umfangen,
    da sprach ich: »Kumpel, schau
    nicht so verhärmt, und drückse ruhig fester -
    meine Frau hats gerne pittoresker!«
    Zum schönen Pfingstfest gingen
    wir zu den wilden Tiern.
    Doch was wir da erlebten,
    ging uns echt an die Niern:
    »Hallo, Herr Zoodirektor!
    Ein Glück, daß ich Sie find!
    Die stehen ja im Wasser,
    das Nilpferd und sein Kind!
    Fürs Kleine muß sofort ein trocknes Nest her -
    meine Frau hats gerne pittoresker!«
    Am Freitag schaut mein Bruder
    Klaus auf ein Gläschen rein.
    Er tut dabei ganz harmlos:
    »Es darf auch Sprudel sein!«
    Ich schicke meine Gute
    zum nächsten Wasserhaus,
    doch schon nach drei, vier Gläschen
    ahn ich die Wahrheit: »Klaus!
    Das ist ja gar kein Sprudel, das ist Trester -
    meine Frau hats gerne pittoresker!«
    Zu Weihnachten, da schrieb ich
    dem Maler Baselitz:
    »Das beigefügte Foto
    stammt aus Privatbesitz.
    Darauf ist meine Olle,
    die maln Sie bitte ab«,
    doch als ich dann das Bild sah,
    da lachte ich mich schlapp:
    »Wieso steht die denn auf dem Kopf, mein Bester?
    Meine Frau hats gerne pittoresker!«
    Am letzten Samstag dacht ich,
    mit meiner Frau seis aus.
    Mit Blaulicht ging es schnellstens
    ins nächste Krankenhaus.
    Dort sagte mir der Doktor:
    »Ihrer Frau, der ist nicht wohl,
    denn da ist noch immer etwas
    Blut im Alkohol.
    Rasch! Setzen Sie sie unter Cognac, Schwester« -
    Meine Frau hats gerne pittoresker!
    Zu Neujahr kam ein Kärtchen,
    das wünschte uns viel Glück
    zum Neuen Jahr. Da schrieb ich
    dem Schreiberling zurück:
    »Mein Freund, was soll der Unfug
    von wegen Neues Jahr?
    Wir nahmen schon das alte
    nur sehr verschwommen wahr.
    Bei uns ist nämlich jeden Tag Silvester« -
    meine Frau hats gerne pittoresker!«
    Des Knaben Plunderhorn
    Neue Volkslieder
    1
    Hopp, hopp, hopp,
    Lauf Galopp,
    Wirf die strammen Stampfer, Pferdchen.
    Rasch! Schon winkt im Tale wartend
    Dein fröhlicher Abdecker.
    (Aus dem Weißrussischen)
    2
    Margheriteblütle
    I rupf dir Blättle um Blättle
    Sag du mir, ob sie mi liebt
    Dann sag i dir, wie viele Blättle du gehebt hoscht.
    (Aus dem Schwäbischen)
    3
    Als ick zu ihren Füßen lach
    Een kleenet Sträußchen ick ihr brach
    Det hat ick kurz zuvor verschluckt
    Und für

Weitere Kostenlose Bücher