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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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verwundet und bewusstlos waren, fesselten wir, um sie am Morgen ins Dorf zu bringen und dort hinzurichten. In der Nacht aber bemerke ich, wie Maxim leise aufsteht und sich zu ihnen schleicht. Kauert eine Weile neben ihnen und kuriert sie, indem er ihnen die Hände auflegt. Dann bindet er sie los und sie - nicht dumm - rennen so schnell sie können davon. Ich frage ihn: »Was machst du, Mak? Warum?« - »Weiß ich selbst nicht«, antwortet er, »ich fühle aber, dass man sie nicht hinrichten darf. Weder Menschen darf man hinrichten«, sagt er, »noch diese hier. Das sind keine Hunde - aber auch keine Vampire.«
    Aber es geht ja nicht nur um die Vampire! Was es hier für Fledermäuse gibt! Die, zum Beispiel, die dem »Hexenmeister« dienen. Fliegendes Grauen ist das - keine Maus! Und wer trippelt nachts durch die Dörfer und stiehlt die Kinder? Dabei betritt er nicht einmal das Haus: Die Kinder kommen von allein, im Schlaf, zu ihm heraus. Zugegeben, das kann dummes Geschwätz sein, aber einiges habe ich auch schon gesehen. Ich weiß noch wie heute, wie der Herzogprinz uns den nächstgelegenen Einstieg zur Festung zeigen wollte. Wir gehen also hin. Vor uns liegt eine friedliche grüne Lichtung, darauf ein kleiner Hügel und darunter die Höhle. Als wir genauer hinsehen - Herr im Himmel!: Die Wiese vor dem Schacht ist mit verendeten Vampiren übersät, mindestens zwanzig Stück. Aber nicht etwa verstümmelt oder verwundet; kein Tropfen Blut hängt am Gras. Und das Erstaunlichste: Maxim untersucht sie und meint, sie sind nicht tot, nur starr, als hätte sie jemand hypnotisiert. Wer denn?, fragt sich. Nein,
diese Gegend ist schrecklich! Menschen können hier nur am Tage herumlaufen, und auch das nur mit äußerster Vorsicht. Ohne Maxim hätte ich längst das Weite gesucht, nur eine Staubwolke wäre von mir geblieben. Aber, ganz ehrlich: Wohin sollte ich gehen? Ringsum gibt es Wälder voller Ungetier, der Panzer liegt im Sumpf. Soll ich zurück zu meinen Kameraden? Es scheint am natürlichsten, sich zu den eigenen Leuten durchzuschlagen. Doch was sind das schon für »eigene« Leute! Genau betrachtet, sind sie auch nur Missgeburten oder Marionetten, da hat Maxim Recht. Was sind das für Menschen, wenn man sie lenken kann wie Maschinen? Nein, das ist nichts mehr für mich, es ist abscheulich.
    Sie hatten den Platz erreicht - eine große, öde Fläche mit einem halb zerschmolzenen schwarzen Denkmal in der Mitte. Dann gingen sie auf das unversehrte Häuschen zu, in dem für gewöhnlich die Ältesten zusammentrafen, um Gerüchte auszutauschen, über die Aussaat und die Jagd zu beraten oder einfach ein bisschen zusammenzusitzen, zu dösen und den Erzählungen des Herzogprinzen über frühere Zeiten zu lauschen.
    In einem großen, sauberen Zimmer warteten bereits die anderen. Keinen von ihnen mochte man ansehen. Sogar der Herzogprinz, der kein Mutant war, hatte ein Gesicht voller Brandnarben und war völlig entstellt. Maxim und Gai traten ein, grüßten und setzten sich in den Kreis, direkt auf den Fußboden. Boschku, der neben der Kochstelle hockte, nahm einen Kessel vom Feuer und schenkte jedem von ihnen einen guten, starken, wenn auch ungesüßten Tee ein. Gais Tasse war besonders schön, aus unbezahlbarem Königsporzellan. Er stellte sie vor sich hin, stützte den Kolben seiner MP zwischen die Knie, lehnte die Stirn gegen den gekerbten Lauf und schloss die Augen, um niemanden ansehen zu müssen.
    Der Herzogprinz eröffnete die Versammlung. Er war weder Herzog noch Prinz, sondern der ehemalige Chefchirurg der
Festung. Als man diese seinerzeit mit Atombomben belegte, revoltierte die Garnison und hisste die weiße Flagge. So kam es, dass die eigenen Leute just über der weißen Flagge eine Kernsynthesebombe zündeten. Den richtigen Prinzen, ihren Kommandeur, rissen die Soldaten in Stücke, gerieten in Fahrt und erschlugen alle Offiziere dazu. Dann aber fiel ihnen ein, dass nun niemand mehr da war, um das Kommando zu übernehmen. Eine Truppenführung aber brauchten sie, denn der Krieg ging ja weiter, der Gegner würde angreifen, aber auch die eigenen Leute würden sie attackieren. Doch von den Soldaten kannte sich niemand in der Festung aus, so dass sie zu einer einzigen, gigantischen Falle wurde. Dann explodierten die bakteriologischen Bomben - das ganze Arsenal - und eine Seuche brach aus. Kurz, die Hälfte der Soldaten floh in alle Himmelsrichtungen, von den Übrigen starben drei Viertel. Den Rest scharte der Chefchirurg um

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