Gesammelte Werke 1
ich mich hinunterstürzte - schon möglich, dass ich spränge. Weil er es ist, Maxim! Und was ich durch ihn schon alles gesehen und kennengelernt habe, so viel sieht und erfährt man sonst im Leben nicht. Und es wird noch mehr werden, und wie viel ich noch von ihm lernen kann.
Maxim fühlte Gais Blicke auf sich ruhen, spürte seine Begeisterung und Ergebenheit. Er wandte ihm das Gesicht zu, lächelte breit, so wie früher, und Gai konnte sich nur mühsam zurückhalten, Maxims mächtige braungebrannte Pranke zu packen, sie an sich zu drücken und dankbar zu küssen. O mein Gebieter, mein Schild und mein Stolz, befiehl - ich stehe vor dir, bin hier, bin bereit. Ich schleudre mich ins Feuer, lass mich eins werden mit der Flamme. Tausenden von Feinden, weit aufgerissenen Rachen, Millionen von Kugeln entgegen. Wo sind sie, wo sind deine Gegner? Wo sind diese abscheulichen Schwachköpfe in ihren grässlichen schwarzen Uniformen? Wo ist dieser boshafte Winzling von Offizier, der gewagt hat, die Hand gegen dich zu erheben? O du schwarzer Schurke, ich zerfetze dich mit meinen Nägeln, ich beiße dir die Kehle
durch - aber nicht jetzt, nein. Mein Herrscher befiehlt, er möchte etwas von mir. Mak, Mak, ich beschwöre dich, schenk mir dein Lächeln wieder, warum lächelst du nicht mehr? Ja, ja, ich bin dumm, ich verstehe dich nicht, ich höre dich nicht, hier ist es so laut, deine gehorsame Maschine dröhnt. Ach, darum geht es, Massaraksch, was bin ich für ein Idiot, ja, natürlich, der Helm. Ja, ja, sofort. Ich begreife, hier ist der Helm, wie im Panzer. Ich höre, Herrlicher! Befiehl! Nein, nein, ich will nicht zur Besinnung kommen! Mir geschieht nichts Schlimmes, ich bin nur ganz der Deine, möchte sterben für dich, befiehl! Ja, ich werde schweigen, ich halte den Mund. Es zerreißt mir die Lunge, doch ich werde still sein, da du es sagst. Ein Turm? Was für ein Turm? Ah, ja, ich sehe ihn. Diese schwarzen Verbrecher, diese gemeinen Menschenfresser, Kindermörder, überall haben sie diese Türme hingesetzt, aber wir werden sie hinwegfegen, sie mit ehernem Stiefel und in den Augen Glut zertreten. Steure dein gehorsames Flugzeug zu dem schändlichen Turm und gib mir eine Bombe, ich springe mit ihr ab, ich werde ihn nicht verfehlen, du wirst sehen! Eine Bombe gib mir, eine Bombe! Ins Feuer! Oh! Oooh!
… Gai atmete schwer und zerrte am Kragen seines Overalls. Seine Ohren klangen, die Welt vor den Augen schwankte und verschwamm. Noch lag sie im Nebel, aber er löste sich rasch auf. Nur die Muskeln schmerzten noch, und es kratzte unangenehm im Hals. Dann sah Gai Maxims Gesicht, es war dunkel, finster, fast brutal. Die Erinnerung an etwas Wonnevolles tauchte in ihm auf und verflog im selben Augenblick wieder. Dafür hatte Gai jetzt das große Bedürfnis, die Hacken zusammenzuschlagen und strammzustehen. Aber er begriff, dass das unpassend war, und auch, dass Maxim sich ärgerte.
»Habe ich was angestellt?«, fragte er schuldbewusst und blickte sich zaghaft um.
» Ich habe was angestellt«, antwortete Maxim. »Ich hatte diesen Mist ganz vergessen.«
»Was denn?«
Maxim drehte sich wieder zum Steuerpult, legte die Hand auf einen Hebel und sah nach vorn.
»Die Türme«, sagte er schließlich.
»Was für Türme?«
»Ich habe zu weit nach Norden gehalten«, knurrte Maxim. »Wir sind in einen Strahlenstoß geraten.«
Gai wurde verlegen. »Hab ich die Hymne gegrölt?«
»Schlimmer«, erwiderte Maxim. »Aber lassen wir das. Von nun an passen wir besser auf.«
Gai wandte sich voller Scham ab, versuchte sich zu erinnern, was er getan hatte, und betrachtete die Welt, die unter ihm lag. Türme waren nicht mehr zu sehen, ebenso wenig der Hangar und das Feld, von dem aus sie aufgestiegen waren. Die Flickendecke rutschte langsam unter ihnen weg, und dann kam ein Fluss, eine trübe, metallisch blinkende Schlange, die weiter vorne ganz im Nebel verschwand. Und irgendwo dort musste das Meer wie eine Wand zum Himmel emporragen … Was habe ich nur zusammengeschwatzt?, dachte Gai. Großen Blödsinn wahrscheinlich, denn Maxim ist sehr verstimmt und beunruhigt. Massaraksch, womöglich sind meine Angewohnheiten aus der Gardistenzeit wieder hervorgebrochen, und ich habe ihn gekränkt? Wo ist nur dieser verfluchte Turm! Die Gelegenheit wäre günstig, eine Bombe darauf zu werfen.
Plötzlich schlingerte das Flugzeug. Gai biss sich auf die Zunge, und Maxim umklammerte den Hebel jetzt mit beiden Händen. Irgendetwas stimmte nicht, etwas war
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