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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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mir Wildschwein eingefallen ist. Freilich, er kann ablehnen. Aber nein, das wird er nicht tun. Ich würde es auch nicht. Das wär’s … Anscheinend alles.
    Er wandte sich an den Laboranten: »Ich muss weg. Sag, dass ich im Departement für Bauwesen bin. In ein, zwei Stunden komme ich zurück. Bis dann.«
    Er klemmte sich die Akte unter den Arm, verließ das Labor und lief die Treppe hinunter. Sef rannte bereits in der Halle hin und her. Als er Maxim erblickte, blieb er stehen, verschränkte die Hände auf dem Rücken und zog eine Grimasse.
    »Welcher Satan, Massaraksch …«, rief er von fern.
    Ohne sich aufzuhalten, zog Maxim ihn zum Ausgang.
    »Was ist los?« Sef sträubte sich. »Wohin? Weshalb?«
    Maxim schob ihn durch die Tür und zerrte ihn auf dem Asphaltweg um die Ecke zu den Garagen. Ringsum war alles leer, nur ein Rasenmäher puffte und knatterte auf einem entfernten Wiesenstück.
    »Wohin schleppst du mich denn?«, schrie Sef.
    »Sei still«, sagte Maxim. »Und hör zu. Sammle sofort alle von uns. Alle, an die du rankommst. Zum Teufel mit deiner
Fragerei! Hör zu! Alle, an die du rankommst! Mit Waffen! Gegenüber vom Tor steht ein Pavillon, kennst du den? Verschanzt euch dort und wartet. In etwa dreißig Minuten … Hörst du zu, Sef?«
    »Und weiter?«, fragte Sef ungeduldig.
    »In etwa dreißig Minuten wird der Wanderer zum Tor fahren …«
    »Er ist zurück?«
    »Unterbrich mich nicht. Ungefähr in dreißig Minuten wird der Wanderer auf das Tor zufahren. Wenn nicht, ist’s gut. Dann bleibt ihr einfach sitzen und wartet auf mich. Kommt er aber - erschießt ihn!«
    »Bist du übergeschnappt?« Sef blieb stehen. Maxim ging weiter, und Sef lief ihm fluchend nach. »Wir werden doch alle abgeknallt, Massaraksch! Die Wache! Ringsum sind lauter Spitzel.«
    »Tut, was in euren Kräften steht«, sagte Maxim. »Der Wanderer muss beseitigt werden.«
    Sie waren vor der Garage angelangt. Er lehnte sich mit ganzer Kraft gegen den Riegel und schob die Tür auf.
    »So eine Schnapsidee«, murrte Sef. »Weshalb? Warum den Wanderer? Ist doch ein recht anständiger Kerl, hier mögen ihn alle …«
    »Wie du willst«, entgegnete Maxim kalt. Er öffnete den Kofferraum, fühlte durch das Ölpapier den Zeitzündermechanismus und schlug die Haube wieder zu. »Mehr kann ich dir jetzt nicht erklären. Wir haben eine Chance. Eine einzige.« Er setzte sich ans Steuer und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. »Und noch was: Erledigt ihr diesen anständigen Kerl nicht, erledigt er mich. Dir bleibt wenig Zeit. Handle, Sef.«
    Er warf den Motor an und fuhr im Rückwärtsgang langsam aus der Garage.
    Sef stand an der Tür. Zum ersten Mal sah Maxim ihn so: verblüfft, fassungslos, erschrocken. »Leb wohl, Sef«, flüsterte er für alle Fälle vor sich hin.

    Der Wagen rollte zum Tor. Unbewegten Gesichts und ohne Eile notierte der Gardist die Nummer, öffnete den Kofferraum, schaute hinein, schloss ihn wieder, kehrte zu Maxim zurück und fragte streng: »Was führen Sie mit sich?«
    »Ein Refraktometer.« Maxim hielt ihm seinen Passierschein und die Ausfuhrerlaubnis hin.
    »Refraktometer RL-7, Inventarnummer …«, brabbelte der Gardist. »Ich schreib’s gleich auf.«
    In aller Ruhe kramte er in seiner Tasche nach dem Notizbuch.
    »Bitte etwas schneller, ich habe es eilig«, bat Maxim.
    »Wer hat die Genehmigung unterschrieben?«
    »Weiß ich nicht, wahrscheinlich der Verwaltungschef.«
    »Sie wissen es nicht. Hätte er leserlich unterschrieben, wäre alles in Ordnung.«
    Endlich öffnete er das Tor. Maxim lenkte seinen Wagen auf die Straße und holte aus ihm heraus, was er hergab. Misslingt es, dachte er, und bleibe ich am Leben, muss ich verschwinden. Verfluchter Wanderer, er hat’s gespürt, dieser Hundesohn, ist zurückgekehrt. Und was mache ich, wenn’s gelingt? Nichts ist vorbereitet, Schlaukopf hat weder einen Grundriss des Palastes noch Fotografien der Väter besorgen können. Die Jungs stehen nicht bereit, wir haben keinen Aktionsplan. Verdammter Wanderer! Drei Tage hätte ich noch zum Ausarbeiten des Plans gehabt. Wahrscheinlich muss ich es so machen: der Palast, die Väter, Telegraf und Telefon, die Bahnhöfe, eine Eildepesche an die Straflager - der General soll all unsere Leute sammeln und herkommen. Massaraksch, ich habe keine Ahnung, wie man die Macht ergreift. Und dann ist da ja noch die Garde, die Armee und der Stab, Massaraksch! Die werden doch sofort aktiv! Mit ihnen muss man anfangen. Nun, das ist Wildschweins

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