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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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Sache, er wird sich gern damit befassen, kennt sich ja aus. Aber irgendwo in der Ferne gibt’s noch die weißen Submarines. Massaraksch, es ist doch noch Krieg!

    Er schaltete das Radio ein. Über einen schmissigen Marsch hinweg schrie ein Sprecher mit absichtlich heiserer Stimme: »… wieder und wieder ist vor der ganzen Welt die unendliche Weisheit der Unbekannten Väter demonstriert worden - diesmal ihre militärische Weisheit! Als sei von neuem das strategische Genie Gabellus und des Eisernen Kriegers erwacht! Als hätten sich von neuem die ruhmreichen Schatten unserer kriegerischen, unbesiegbaren Ahnen erhoben und an der Spitze unserer Panzerkolonnen in den Kampf gestürzt! Die hontianischen Provokateure und Kriegstreiber haben solch eine Niederlage erlitten, dass sie fortan niemals mehr wagen werden, die Nase über ihre Grenze zu stecken oder die Hand nach unserem heiligen Land auszustrecken! Armadas von Bombenflugzeugen, Raketen und Lenkgeschossen haben die hontianischen Möchtegern-Krieger auf unsere Städte gehetzt, doch hat nicht die Strategie brutaler Gewalt und gierigen Drucks gesiegt, sondern unsere weise Strategie der genauesten Berechnung und ständigen Bereitschaft zur Abwehr des Feindes. Nein, nicht vergebens haben wir Entbehrungen erduldet, als wir die letzten Groschen für die Stärkung der Verteidigung, für die Schaffung des undurchdringlichen Panzers der Raketenabwehr ausgegeben haben! ›Unser RAS hat auf der Welt nicht seinesgleichen‹, erklärte erst vor einem halben Jahr der Feldmarschall im Ruhestand, der zweifache Träger des Goldbannerordens Isa Petrozu. Alter Kämpfer, du hattest Recht. Keine einzige Bombe, keine Rakete, kein Geschoss sind auf das heilige Land der Unbekannten Väter gefallen! ›Das unüberwindliche Netz der Stahltürme ist nicht nur ein unbezwingbarer Schild, es ist ein Symbol des Genies und übermenschlichen Scharfsinns derjenigen, denen wir alles verdanken - unserer Unbekannten Väter‹, schreibt in der heutigen Ausgabe …«
    Maxim schaltete das Radio aus. Ja, der Krieg ist wohl zu Ende. Aber wer weiß, was sie sich sonst noch alles überlegen.
Maxim verließ die Hauptstraße, bog in eine schmale Gasse zwischen zwei hohen Wolkenkratzern aus rosafarbenem Stein ein und holperte über das Kopfsteinpflaster zu einem baufälligen, über die Jahre schwarz gewordenen Häuschen. Wildschwein wartete schon; an einen Laternenmast gelehnt, rauchte er eine Zigarette. Als der Wagen hielt, warf er den Stummel weg, zwängte sich durch die kleine Autotür und setzte sich neben Maxim. Er war ruhig und beherrscht, wie immer.
    »Guten Tag, Mak«, sagte er. »Was ist passiert?«
    Maxim wendete und fuhr wieder auf die Hauptstraße. »Wissen Sie, was eine thermische Bombe ist?«, fragte er.
    »Ich habe davon gehört«, erwiderte Wildschwein.
    »Gut. Hatten Sie irgendwann mit Synchronzündern zu tun?«
    »Gestern zum Beispiel.«
    »Ausgezeichnet.«
    Einige Zeit fuhren sie schweigend. Hier war viel Verkehr, und Maxim musste sich konzentrieren, um sich zwischen riesigen Lastwagen und alten, stinkenden Autobussen hindurchzulavieren, keinen Wagen zu streifen und sich von keinem streifen zu lassen, grünes Licht zu erwischen, und dann wieder grünes Licht zu erwischen, um zumindest die klägliche Geschwindigkeit zu halten, in der sie vorankamen. Schließlich schoss ihr Wagen auf die Waldchaussee hinaus - auf jene ihm gut bekannte, rechts und links von riesigen Bäumen gesäumte Autobahn.
    Komisch, dachte Maxim plötzlich. Genau auf dieser Straße bin ich in die hiesige Welt gekommen, genauer gesagt, der arme Fank hat mich hineinchauffiert, und ich habe nichts begriffen und geglaubt, er sei Spezialist für Fremde aus dem All. Nun rolle ich auf derselben Straße vielleicht wieder aus dieser Welt hinaus - womöglich sogar aus aller Welt - und nehme zudem einen wertvollen Menschen mit. Er warf einen Blick
auf Wildschwein. Dessen Gesicht war ruhig, er saß still, den Ellenbogen seiner Prothese ans Fenster gestützt, und wartete, bis ihm das Nötige erklärt würde. Wahrscheinlich wunderte er sich, wahrscheinlich war er aufgeregt, doch er ließ es sich nicht anmerken, und Maxim fühlte Stolz, dass so ein Mensch ihm vertraute, sich ohne Bedenken auf ihn verließ.
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar, Wildschwein«, sagte er.
    »Tatsächlich?« Wildschwein drehte ihm sein hageres, gelbliches Gesicht zu.
    »Wissen Sie noch, einmal, bei einer Sitzung des Stabes, haben Sie mich beiseitegenommen und mir ein

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