Gesammelte Werke 1
verstehen, dass die Einmischung des Untergrunds die Sache nur verdirbt. Ich schlage Ihnen ein Komplott vor, das auf der Kenntnis des wichtigsten Staatsgeheimnisses basiert. Ich werde Ihnen dieses Geheimnis mitteilen. Einzig wir beide dürfen es wissen. Erfährt es ein Dritter, werden wir umgehend liquidiert. Bedenken Sie, dass es im Untergrund und seinem Stab von Spitzeln wimmelt. Kommen Sie also nicht auf die Idee, sich jemandem anzuvertrauen, insbesondere nicht Ihren nahen Freunden.«
In einem Zug leerte er sein Glas, ohne zu schmecken, was er da trank.
»Ich weiß, wo die Zentrale liegt. Sie sind der einzige Mensch, der in der Lage ist, sich dieser Zentrale zu bemächtigen. Ich biete Ihnen dafür, wie auch für die nächstfolgenden Schritte, einen ausgearbeiteten Plan an. Sie verwirklichen diesen Plan und stellen sich an die Spitze des Staates. Ich bleibe als Ihr politischer und ökonomischer Berater bei Ihnen, weil Sie von diesen Dingen nichts verstehen. Ihr politisches Programm ist mir in groben Zügen bekannt: die Verwendung der Zentrale zur Umerziehung des Volkes im Sinne von Humanität und Moral, und darauf aufbauend die Errichtung einer gerechten Gesellschaftsordnung in baldiger Zukunft. Ich habe keine Einwände. Ich bin schon deshalb einverstanden, weil nichts schlimmer sein könnte als die gegenwärtige Situation. Das war’s. Ich habe alles gesagt. Jetzt haben Sie das Wort.«
Mak schwieg. Er drehte das teure Glas mit dem kostbaren Wein in der Hand und schwieg. Der Staatsanwalt wartete. Er hatte das Gespür für seinen Körper verloren. Ihm schien, als sei er gar nicht da, als schwebe er irgendwo in der Himmelsleere, sehe hinunter und erblicke dort eine gemütliche, gedämpft beleuchtete Zimmerecke, den schweigenden Mak und daneben, in einem Sessel, etwas Totes, Erstarrtes, Stummes …
Dann fragte Mak: »Wie groß ist meine Chance, die Eroberung der Zentrale zu überleben?«
»Fünfzig zu fünfzig«, antwortete der Staatsanwalt.
Genauer gesagt: Er glaubte es zu antworten, denn Mak runzelte die Stirn und wiederholte seine Frage, diesmal lauter.
»Fünfzig zu fünfzig.« Die Stimme des Staatsanwalts klang heiser. »Vielleicht mehr. Ich weiß es nicht.«
Wieder schwieg Mak lange.
»Gut«, sagte er endlich. »Wo befindet sich die Zentrale?«
19
Gegen Mittag klingelte das Telefon. Maxim nahm den Hörer ab. Die Stimme des Staatsanwalts sagte: »Bitte Herrn Sim.«
»Am Apparat«, erwiderte Maxim. »Guten Tag.«
Er spürte sofort, dass etwas Schlimmes geschehen war.
»Er ist zurück«, sagte der Staatsanwalt. »Handeln Sie sofort. Ist das möglich?«
»Ja«, presste Maxim durch die Zähne. »Aber Sie hatten mir etwas versprochen …«
»Ich habe noch nichts erreicht«, erwiderte der Staatsanwalt. In seinen Worten lag Panik. »Und jetzt ist es zu spät. Handeln Sie unverzüglich, Sie dürfen keine Minute warten. Hören Sie, Mak?«
»Gut«, stimmte Maxim zu. »War das Ihrerseits alles?«
»Er ist schon unterwegs. In dreißig, vierzig Minuten dürfte er bei Ihnen eintreffen.«
»Verstanden. Ist das jetzt alles?«
»Ja. Los, Mak, los. Gott mit Ihnen.«
Maxim warf den Hörer auf und überlegte einige Sekunden. Massaraksch, alles geht drunter und drüber. Aber ich werde schon noch Zeit finden zum Nachdenken. Er griff wieder nach dem Telefon.
»Professor Allu Sef, bitte.«
»Ich höre!«, bellte Sef.
»Hier ist Mak.«
»Massaraksch, ich hatte doch gebeten, mich heute in Ruhe zu lassen.«
»Halt die Luft an und hör zu. Fahr sofort runter in die Empfangshalle und warte dort auf mich.«
»Massaraksch, ich bin beschäftigt!«
Maxim knirschte mit den Zähnen und schielte zum Laboranten hinüber. Der arbeitete fleißig an seinem Rechner.
»Sef«, begann Maxim noch einmal. »Fahr sofort in die Halle. Verstehst du? Sofort!« Er unterbrach die Verbindung und wählte Wildschweins Nummer. Er hatte Glück: Wildschwein war zu Hause. »Hier Mak. Gehen Sie hinaus auf die Straße und warten Sie dort auf mich, ich habe eine dringende Angelegenheit.«
»Gut«, sagte Wildschwein. »Ich komme.«
Nachdem Maxim den Hörer aufgelegt hatte, griff er in eins der Schreibtischfächer und zog die erstbeste Akte heraus, blätterte darin und überlegte fieberhaft, ob er an alles gedacht hatte. Der Wagen steht in der Garage, die Bombe liegt im Kofferraum, der Benzintank ist gefüllt. Eine Waffe habe ich nicht - was soll’s, ich brauche keine. Die Papiere stecken in meiner Tasche, Wildschwein wartet. Sehr gut, dass
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