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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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einen weiteren Passierschein, den der Staatsanwalt weder hatte ausstellen noch für ihn stehlen können. Es war heiß, der Himmel glänzte wie Aluminium. Dieser undurchdringliche Himmel der bewohnten Insel … Die steinernen Stufen sengten durch die Schuhsohlen, aber vielleicht
schien es ihm auch nur so. Es war töricht, das ganze Unterfangen stümperhaft. Warum, zum Teufel, soll ich es tun, wenn sie es nicht anständig vorbereitet haben? Womöglich sitzt dort nicht ein Offizier, sondern zwei. Oder es warten drei Offiziere in dem Raum, die MPs im Anschlag. Rittmeister Tschatschu hatte mit einer Pistole geschossen, das Kaliber ist das Gleiche, nur werden es mehr Kugeln sein. Und ich bin nicht mehr der Alte … Sie hat mich tüchtig gebeutelt, meine bewohnte Insel. Entkommen lassen sie mich diesmal nicht. Ich bin ein Schwachkopf, war einer und bin einer geblieben. Habe mich vom Herrn Staatsanwalt kaufen, mich an seine Angel locken lassen. Wieso hat er mir vertraut? Unbegreiflich. Schön wäre es, jetzt in die Berge zu verschwinden und reine Gebirgsluft einzuatmen. Bin noch nicht dazugekommen. Dabei liebe ich die Berge … Er ist doch ein kluger, argwöhnischer Mensch - und überantwortet mir so mir nichts, dir nichts das Allerheiligste, das Größte und Wichtigste in seiner Welt - aber nein, es ist abscheulich, ekelerregend und niederträchtig. Verflucht soll es sein, dieses Allerheiligste, Massaraksch, und noch einmal Massaraksch, und dreiunddreißigmal Massaraksch!
    Er öffnete die Glastür und hielt dem Gardisten den ersten Passierschein hin. Dann ging er durch die Halle - vorbei an dem Mädchen mit der Brille, das noch immer am Stempeln war, und vorbei am Empfangschef mit dem lächerlichen Kopfputz, der sich am Telefon noch immer mit jemandem stritt. Bevor er in den Gang einbog, zeigte er einem anderen Gardisten den Passierschein für den Inneren Bereich. Der Gardist nickte ihm zu - sie waren schon, konnte man sagen, Bekannte, denn in den letzten drei Tagen hatte Maxim sich täglich hier gezeigt.
    Weiter.
    Er ging einen langen Flur ohne Türen entlang und bog dann nach links. Hier war er erst zum zweiten Mal. Das erste
Mal - vorgestern, aus Versehen. (»Wohin wollen Sie eigentlich, mein Herr?« - »Ich will eigentlich ins Zimmer sechzehn, Korporal.« - »Sie sind hier falsch, mein Herr. Sie müssen den nächsten Gang entlang.« - »Bitte um Verzeihung, Korporal, entschuldigen Sie. Tatsächlich …«)
    Jetzt reichte er dem Korporal seinen Passierschein für den Innenbereich und warf einen Blick auf die zwei baumstarken Gardisten mit Maschinenpistolen, die unbeweglich zu beiden Seiten der gegenüberliegenden Tür standen. Dann schielte er zu der Tür, durch die er zu gehen hatte: »Abteilung für Sondertransporte«. Der Korporal studierte aufmerksam den Passierschein, drückte dann, die Augen immer noch auf den Schein gerichtet, einen Knopf in der Wand, und hinter der Tür ertönte ein Klingelzeichen. Sicher macht sich jetzt der Offizier bereit, der dort neben dem grünen Vorhang sitzt. Oder zwei Offiziere. Vielleicht sogar drei … Und warten darauf, dass ich hereinkomme. Erschrecke ich oder weiche zurück, stehen gleich der Korporal und die Gardisten vor mir, die die Tür ohne Schildchen bewachen. Und hinter dieser Tür hockt sicher ein ganzer Haufen von Soldaten …
    Der Korporal gab ihm den Passierschein zurück. »Bitte. Halten Sie Ihre Papiere bereit.«
    Maxim zog seine rosafarbene Pappe hervor, öffnete die Tür und trat ein.
    Massaraksch!
    So war das also.
    Nicht ein Zimmer, sondern drei. In einer Flucht. Und erst ganz am Ende die grüne Portiere. Bis zu diesem Vorhang ein Teppichläufer. Mindestens dreißig Meter.
    Und nicht zwei Offiziere, nicht drei Offiziere: Sechs!
    Zwei Feldgraue im ersten Zimmer. Ihre Maschinenpistolen zielen auf ihn.
    Zwei im Schwarz der Garde im zweiten Zimmer. Sie haben noch nicht auf ihn angelegt, sind aber dazu bereit.

    Zwei Zivilisten neben dem grünen Vorhang. Einer hat den Kopf weggedreht und schaut irgendwohin zur Seite.
    Los, Mak!
    Und dann stürmte er vor. Es wurde eine Art Dreisprung aus dem Stand. Er konnte noch denken: wenn nur keine Sehne reißt … Heftig schlug die Luft gegen sein Gesicht.
    Dann die grüne Portiere. Der Zivilist zur Linken sieht zur Seite, sein Hals ist ungeschützt. Die Handkante.
    Der rechte blinzelt wohl gerade. Seine Lider sind unbeweglich und halb geschlossen. Von oben auf den Scheitel - und in den Lift.
    Dunkel. Wo ist der Knopf? Massaraksch, wo

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