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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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mich, Sie haben es mir erzählt. ›Besuch der alten Dame‹. Setzen Sie sich, Toivo, setzen Sie sich, mein Junge. Ich höre Ihnen zu.«
    Toivo setzte sich und schaute mich fragend an.
    »Leg deinen Standpunkt dar«, sagte ich. »Und begründe ihn.«
    Toivo begann: »Ich werde jetzt ein Theorem formulieren; die Formulierung stammt allerdings nicht von mir. Doktor Bromberg hat sie vor fünf Jahren aufgestellt:

    Zu Beginn der achtziger Jahre hat eine Superzivilisation, die wir der Kürze halber die Wanderer nennen, mit aktiver Progressorentätigkeit auf der Erde begonnen. Ein Ziel dieser Tätigkeit ist die Selektion. Mit unterschiedlichsten Methoden wählen die Wanderer aus der Masse der Menschen jene Individuen aus, die sich nach gewissen, den Wanderern bekannten Kriterien für etwas Bestimmtes eignen, etwa für den Kontakt, für die weitere Vervollkommnung der Art oder gar für die Umwandlung in Wanderer . Sie haben sicher noch andere Ziele, von denen wir nichts wissen, aber dass sie auf der Erde mit Selektion befasst sind und Menschen aussortieren - das liegt für mich auf der Hand, und das versuche ich nun zu beweisen.«
    Toivo verstummte. Komow schaute ihn eindringlich an. Gorbowski dagegen schien zu schlafen, aber seine über der Brust gefalteten Hände gerieten immer wieder in Bewegung und zeichneten verwickelte Muster in die Luft.
    »Fahren Sie fort, mein Junge«, sagte Gorbowski.
    Toivo fuhr fort und begann, vom »Pinguin-Syndrom« zu erzählen: Mit Hilfe eines gewissen »Siebes«, das die Wanderer im Sektor 41/02 installiert hatten, sortierten sie die Menschen aus, die an einer versteckten Kosmophobie litten, und selektierten gleichzeitig die versteckten Kosmophilen. Er schilderte die Ereignisse in Malaja Pescha: Dort hatten die Wanderer mit Hilfe einer außerirdischen Biotechnik ein Experiment zur Auslese der Xenophilen durchgeführt; die Xenophoben wurden ausgesondert. Er erzählte vom Kampf um die »Novelle«: Entweder hatte die Fukamisation die Selektionsarbeiten der Wanderer behindert oder sie gefährdete einige von den Wanderern benötigte Eigenschaften in künftigen Menschengenerationen. So hatten sie eine Kampagne zur Abschaffung der Fukamisationspflicht organisiert und mit Erfolg durchgeführt. Jahrelang war die Zahl der »Auserwählten« (wir wollen sie so nennen) angewachsen, was jedoch
irgendwann auffiel - wir mussten die »Auserwählten« einmal bemerken, und wir haben sie bemerkt: Das Verschwinden von Menschen in den achtziger Jahren, die plötzliche Verwandlung gewöhnlicher Leute in Genies, die unlängst von Sandro Mtbewari entdeckten Menschen mit phantastischen Fähigkeiten. Und schließlich das sogenannte Institut der Sonderlinge in Charkow, das zweifellos ein Zentrum für das Auffinden von Personen ist, die für die »Selektion« infrage kommen.
    »Sie geben sich nicht einmal die Mühe, sich zu tarnen«, sagte Toivo. »Anscheinend fühlen sie sich schon so stark, dass sie keine Entdeckung mehr fürchten. Oder sie meinen, wir wären schon nicht mehr in der Lage, etwas zu ändern. Ich weiß es nicht. Das ist eigentlich alles. Ich möchte noch hinzufügen, dass das, was wir entdeckt haben, sicher nur ein kleiner Bruchteil des ganzen Spektrums ihrer Aktivität ist. Das muss man berücksichtigen. Und ich halte es für meine Pflicht, zum Abschluss meinen Respekt und meine Anerkennung gegenüber Doktor Bromberg auszusprechen, denn er hat vor fünf Jahren, ohne dass er über positive Information verfügt hätte, all die Erscheinungen deduziert , die wir jetzt beobachten - sowohl die Entstehung von Massenphobien als auch das plötzliche Auftreten von Talenten bei Menschen, und sogar die Unregelmäßigkeiten im Verhalten von Tieren, zum Beispiel Walen.«
    Toivo wandte sich mir zu. »Ich bin fertig.«
    Ich nickte. Alle schwiegen.
    »Die Wanderer , die Wanderer «, Gorbowski sang es beinahe. Er lag da und hatte sich die Decke bis an die Nase gezogen. »Ausgerechnet die Wanderer . So lange ich mich entsinnen kann, seit meiner Kindheit, so lange sind diese Wanderer schon im Gespräch. Toivo, mein Junge, Sie können die Wanderer aus irgendeinem Grund nicht ausstehen. Warum?«

    »Ich mag Progressoren nicht«, antwortete Toivo beherrscht und fügte hinzu: »Leonid Andrejewitsch, ich war ja selbst Progressor.«
    »Niemand mag Progressoren«, murmelte Gorbowski. »Nicht einmal sie selbst.« Er atmete tief aus und schloss wieder die Augen. »Ehrlich gesagt, ich sehe hier kein Problem. Das sind scharfsinnige

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