Gesammelte Werke
diese nicht umgehn. Das Zerlegte muß irgendwie zusammengefaßt werden ––––– Das trifft nun damit zusammen, daß Ulrich ohnedies nach der Reise mit Agathe, wo die «Reserveidee» seines Lebens zusammengebrochen ist, sein Leben neu aufbauen muß. Auch von ihm aus ist also die Anknüpfung an die Ideen von Band I und ihre neue Zusammenfassung geboten. Das ist, was immer dazwischen auch geschieht, der Hauptinhalt der zweiten Hälfte.
Grundidee: ––––– Die Übereinstimmung der heutigen Geisteslage mit der zur Zeit des Aristoteles. Damals hat man Naturerkenntnis und religiöses Gefühl, Kausalität und Liebe vereinen wollen. Bei Aristoteles hat es sich gespalten; da setzt die Forschung ein. So sehr dann das 4. Jahrhundert Vorbild geworden ist, dieses Problem ist nicht rezipiert worden. In gewissem Sinn sind alle Philosophien von der Scholastik bis Kant mit ihren Systemen Zwischenspiel gewesen. – Überbedeutung des Systems. ––––– Das ist die historische Situation.
Von heute gilt ––––– beziehungsweise was Ulrich will: Jede Zeit muß ein Richtbild haben, wozu sie da ist, einen Ausgleich zwischen Theorie und Ethik, Gott und so weiter. Dem Zeitalter des Empirismus fehlt das noch. –––––
Grundidee: Damit ist Ulrichs Verhältnis zum Sozialen gegeben ––
Grundidee: Immer wieder Zeitschilderung vorschieben. Die Probleme Ulrichs und der Nebenfiguren sind solche der Zeit.
Aus «Korrektur III zu Band II/2» : Bei der Korrektur von F 42... Wandel .. ff. den Eindruck empfangen, wie eine Überarbeitung des ganzen Teilbandes und seiner Fortsetzung wünschenswert wäre: Die Form, in der er gesetzt und ergänzt ist, ist aus dem Bedürfnis entstanden, möglichst bald die zentrale Position zu gewinnen und von ihr aus zu gestalten; also die Tagebuch-Theorie zu entwickeln und die Geschwister in ihren Besitz zu setzen.
Darum ist Wandel unter Menschen, Schwierigkeiten, wo sie nicht gesucht werden, Liebe ..., General von Stumm läßt eine Bombe fallen ..., Tagebuch I als Präludium zusammengedrängt und dabei recht fragwürdig geworden, während das Ende, ab Atemzüge ..., recht in der Luft hängt.
Der Hauptfehler lag in der Überschätzung der Theorie. Diese hat sich als unergiebig und nicht tragfähig herausgestellt; jedenfalls ist sie weniger bedeutend, als es vor der Ausführung geschienen hat. Das ist mir schon längere Zeit bewußt, aber nun muß auch die Konsequenz daraus gezogen werden.
Die Konsequenz: Identifiziere dich nicht mit der Theorie, sondern stelle dich gegen sie realistisch (erzählend) ein. Gib nicht dem Unmöglichen eine Theorie, aber laß sie in Stücken einfallen. Lasse sie entstehen und auf Ulrich wirken und erzähle auf Grund dieser Voraussetzung. Blicke aber immer auf das Geschehen und habe nicht den Ehrgeiz einer völligen neuen theoretischen Erkenntnis (deren Mohammed du dann ja sein müßtest!)
Greife zur Auflockerung auf U ff. zurück und siehe: das alles ist schon die Geschichte einer Liebe (Erzählung = Erzählung der Geschichte einer Leidenschaft!), die alle diese Fragen hervorkehrt und zu diesen Antworten führt, die ein Ganzes bilden, soweit sie es eben tun. Abwechselnd mit den Fragen und Antworten, kehrt sie auch Erlebnisse hervor.
Nur in der Liebe sind diese zum Teil überspitzten Fragen und Theorien und Erlebnisse möglich und gerechtfertigt, und in ihrer Kontinuität bilden sie auch die Geschichte dieser Liebe.
Alle Eindrücke und Äußerungen sind positiv zu wenden, als Erlebnisse ihrer Liebe. Trachte selbst, sie möglichst schön zu finden, soweit du dich nicht realistisch salvieren[?] mußt ––––
Auf diese Weise muß wirklich das Bedürfnis nach Tagebuch entstehn, das heißt nach einer einheitlichen Zusammenfassung, die auch steigernd, wenngleich ebenfalls unsicher ist. Der Ort für den Beginn von Tagebuch muß sich von selbst ergeben.
Wie das ausgelassene ältere Material zu berücksichtigen ist, sind es auch die Kapitel der folgenden Teile, in die es nun viel fließender übergeht (General, Clarisse, Meingast und so weiter werden also wohl vorzuziehen sein); denn die Geschichte der Leidenschaft reicht nun bis zum Unglück und dem letzten Wiederbeisammensein.
Insbesondere dürfte die Reise mit der Kontemplation und ihrer Theorie verflochten werden; nebst quasi-realistischen und entgleisenden Versuchen der Vereinigung.
Daß sich die Gespräche über Liebe so ausgebreitet haben, hat den Hauptfehler, daß der zweite Lebenspfeiler, der
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