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Gesammelte Werke

Gesammelte Werke

Titel: Gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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Besitztum verfügt; als er aber mündig wurde, stellte es sich heraus, dass das Schicksal ihm einen der seltenen Streiche gespielt hatte, wie sie die ganze soziale Welt, in der sie sich ereignen, zuweilen in Verblüffung versetzen und selten verfehlen, die Geistesverfassung derer, denen sie gelten, völlig umzustoßen.
    Es fand sich, dass etwa hundert Jahre vor Mr. Ellisons Mündigwerdung in einer entfernten Provinz ein Mr. Seabright Ellison gestorben war. Dieser Herr hatte ein fürstliches Vermögen zusammengerafft, und da er keine direkten Nachkommen hatte, packte ihn die Grille, das Vermögen sich bis hundert Jahre nach seinem Tode weiter aufstapeln zu lassen. Indem er die Anlage des Kapitals eingehend und scharfsinnig bestimmte, vermachte er die aufgehäufte Summe demjenigen nächsten Blutsverwandten des Namens Ellison, der nach Ablauf von hundert Jahren am Leben wäre. Viele Versuche waren gemacht worden, diese eigenartige Bestimmung zu umgehen; ihr Ex-post-facto-Charakter ließ sie fehlschlagen; man lenkte aber die Aufmerksamkeit einer habgierigen Regierung darauf und erlangte eine gesetzliche Verfügung, die alle derartigen Geldanhäufungen untersagte. Das hinderte freilich den jungen Ellison nicht, an seinem einundzwanzigsten Geburtstag als der Erbe seines Ahnherrn Seabright in den Besitz eines Vermögens von vierhundertundfünfzig Millionen Dollar zu kommen.
    Als bekannt wurde, welch ungeheuerliche Summe die Erbschaft ausmachte, gab es natürlich viele Vermutungen über die Art, wie sie anzulegen sei. Die Höhe und die sofortige Greifbarkeit der Summe verwirrte alle, die sich mit der Sache befassten. Für den Besitzer irgendeiner übersehbaren Geldmenge hätte man sich irgendeinen von tausend Plänen ausgedacht. Wäre er mit Gütern gesegnet worden, die lediglich die der anderen Bürger überstiegen, so hätte man sich unschwer vorgestellt, er werde die beliebten Extravaganzen seiner Zeit in unerhörtester Weise übertreiben – oder sich mit politischen Umtrieben befassen – oder nach der Machtstellung eines Ministers streben – oder sich den höheren Adel kaufen – oder große Museen der schönen Künste anlegen – oder den freigebigen Mäzen in Wissenschaft, Literatur und Kunst spielen – oder seinen Namen in ausgedehnten Wohlfahrtseinrichtungen verewigen. Bei dem unfasslichen Vermögen jedoch, in dessen unumschränktem Besitz der Erbe sich befand, empfand man diese und alle gewöhnlichen Ziele als ein allzu begrenztes Feld. Man nahm zu Zahlen seine Zuflucht, und auch diese verwirrten noch mehr. Es stellte sich heraus, dass selbst bei nur drei Prozent das Jahreseinkommen der Erbschaft nicht weniger als dreizehn Millionen fünfhunderttausend Dollar betrug, was eine Million einhundertundfünfundzwanzigtausend Dollar im Monat ausmachte; oder sechsunddreißigtausendneunhundertundsechsundachtzig am Tag; oder sechsundzwanzig Dollar für jede entfliehende Minute. So wurde natürlich der übliche Weg der Mutmaßungen völlig umgestoßen. Die Leute wussten nicht, was sie ersinnen sollten. Einige meinten sogar, Mr. Ellison werde sich mindestens der Hälfte seines Vermögens als völlig überflüssig entledigen – und die ganze Sippe seiner Verwandtschaft durch Verteilung dieses Überflusses bereichern. Den nächsten Verwandten überließ er tatsächlich die ungewöhnlich großen Reichtümer, die ihm bereits vor der Erbschaft gehörten.
    Ich war jedoch gar nicht überrascht, als ich merkte, dass er schon längst seinen Entschluss über einen Punkt gefasst hatte, der von seinen Freunden so viel erörtert worden war. Auch war ich über die Art dieses Entschlusses nicht allzu sehr erstaunt. Hinsichtlich der persönlichen Wohltätigkeit hatte er sein Gewissen beruhigt. Von der Möglichkeit irgendeines wesentlichen Dienstes, den der Mensch, wie man so zu sagen pflegt, der Menschheit erweisen könnte, war er (wie ich leider gestehen muss) wenig überzeugt. Kurz und gut, glücklich oder nicht glücklich, er war so ziemlich ganz auf sich selber angewiesen.
    Er war im weitesten und edeln Sinne ein Dichter. Er erfasste überdies den wahren Charakter, die erhabenen Ziele, die herrliche Majestät und Würde der poetischen Empfindung. Er fühlte instinktiv, dass die vollste, wenn nicht die einzige Befriedigung in der Erschaffung neuer Schönheitsformen lag. Eine gewisse Eigenart, eine Folge seiner Erziehung oder seines Intellekts, gab allen seinen ethischen Betrachtungen eine materialistische Färbung, und dieser Hang

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