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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Eltern Helden waren und sich geopfert haben. Ich weiß ja, dass das nicht stimmt. Also erzähl es mir jetzt.«
    Laura und Arun setzten sich, und der Korsar berichtete, wie Lucas Eltern zu Tode gekommen waren.
     
    So ausführlich hatte Laura die Geschichte noch nicht gehört, und sie wünschte sich, es wäre nie dazu gekommen. Luca hörte still und aufmerksam zu. Ab und zu weinte er, aber nur kurz, und machte deutlich, dass er keinen Trost brauchte und die Fortsetzung der Geschichte ohne Unterbrechung wünschte. Laura bewunderte ihn für seine Stärke. Er hatte innerlich seine Eltern tatsächlich schon begraben und sich mit ihrem Tod abgefunden.
    Der Letzte seiner Familie. Sein Schicksal war tragischer als das jedes anderen der Gestrandeten, trotz der immensen Verluste, die sie alle hatten erleiden müssen. Zuvor ein behüteter, unbedarfter Teenager, hatte er von heute auf morgen erwachsen werden müssen.
    »Es tut mir leid, Luca«, schloss Arun seinen Bericht.
    »Klar«, sagte der Junge.
    Der Korsar, der sonst keine Trübsal zuließ, schlug den Blick nieder. Laura hatte den Eindruck, dass er auf der letzten Reise gealtert und noch schwermütiger geworden war. Es war nicht nur der Fluch, der ihn quälte, es ging um sehr viel mehr.
    »Gebt euch keine Schuld«, fuhr Luca fort und zwang sie damit beide, ihn anzusehen. »Das hat nichts mit euch zu tun. Meine Eltern haben ihren Weg gewählt, genau wie Sandra auch und so wie ich. Ich hab bei dem ganzen Mist nicht mitgemacht und bin noch da. Also werde ich das Beste draus machen.«
    »Wenn ich nicht ...«, setzte Laura an.
    Luca ließ sie nicht zu Ende reden. »Quatsch! Wenn es nicht der Dolch gewesen wäre, dann hätte Alberich sie umgebracht oder etwas anderes. Niemand hätte es verhindern können, denn ... was aus meiner Mutter geworden ist, hätte keinen Platz in Innistìr gehabt, das wisst ihr so gut wie ich. Und Papa ... Na ja ... er scheint endlich mal eine Entscheidung getroffen zu haben. Und damit lassen wir es gut sein. Reden wir nicht mehr darüber. Wir haben zu viel anderes zu tun für diejenigen, die leben.«
    »Du bist sehr weise«, stellte Arun erschüttert fest und erhob sich.
    »Ach, altklug war ich schon immer.« Luca machte eine wegwerfende Geste. »Und ich habe hier eine Menge gelernt, vor allem von meinen Freunden in Cuan Bé.«
    »Aber ... was wirst du tun, wenn ... wenn wir nach Hause können?«, fragte Laura. »Hast du Verwandte, die ...«
    »Nee. Aber das ist schon geklärt, ich gehe mit Jack nach Amerika. Ich komme zurecht, Laura, wirklich.« Luca stand ebenfalls auf, und Laura folgte zögernd, mit weichen Knien. »Also, ich hab was zu tun, Jack hat einige Aufträge für mich, und ich will ihn nicht hängen lassen.« Damit ging er hinaus.
     
    Aber Laura fühlte sich schuldig, jetzt und hier in der Nachtruhe auf dem dahinschwebenden Riesenwesen. Es war das erste Mal gewesen, dass sie einen anderen angegriffen und tödlich verwundet hatte – noch dazu mit einer Waffe. Damit musste sie fertig werden. Sie war dankbar, dass Luca ihr keine Vorwürfe machte, doch die Bürde hatte sie dennoch zu tragen. Wie hieß es immer in den Filmen? Der Erste ist der Schwerste.
    Angela und Felix waren tot und Sandra. Laura hatte viele ihrer Leidensgefährten sterben sehen, und diese Familie hatte ihr näher gestanden als die anderen. Es war schwer zu akzeptieren, dass keiner von ihnen zu retten gewesen war.
    Aber Lucas Meinung war richtig: Sie durfte sich nicht zu sehr damit belasten, sondern musste nach vorn blicken und sich auf den letzten Kampf vorbereiten.
    Noch war der Verschollene Palast nicht gefunden, und die Zeit wurde allmählich knapp. Die mörderischen Gog/Magog belagerten Morgenröte, und der Angriff war vermutlich nicht mehr fern. Sobald der Schattenlord zurückkehrte, aus dem Vulkan, den er in seine Gewalt gebracht hatte, würde er stattfinden. Wahrscheinlich wollte er die Iolair mit den Gog/Magog vereinen, dann hatten Veda und die verbliebenen Rebellen so gut wie keine Chance mehr. Das Ende von Innistìr stand kurz bevor.
    Und wenn der Meister vom Berge recht damit hatte, dass der Schattenlord den Zerfall des Reiches verhindern konnte, auch wenn Königin Lan-an-Schie nicht mehr rechtzeitig gefunden wurde, um die Verbindung zu ihrem Reich wiederherzustellen, dann ... ja, dann war eigentlich schon alles verloren.
    Wie sollten sie den Schattenlord überwinden? Alberichs Tage waren gezählt, dessen war Laura sicher. Der Dolch Girne befand sich in ihrem

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