Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
Technik abgeben. Ich kenne die Leute alle noch sehr gut. Ist ja noch nicht so lange her.“
„Nein, nein, Herr Gehring. Ich will mir das alles erst selbst einmal vornehmen. Sozusagen aus erster Hand. Ich rufe Sie an.“
Es klickte, Reichard hatte aufgelegt. Gehring schaute konsterniert auf den Hörer. Was war das denn für eine Nummer? Entschlossen fasste er seine Frau an der Hand und sah sie bedauernd an. „Martina, ich glaube fast, ich muss mich doch ein wenig um die Sache kümmern. Ich verspreche dir aber: Das ist das letzte Mal. Schließlich betrifft es mich ja auch selbst, ich meine, wegen diesen merkwürdigen Paketen.“ Martina Gehring spürte den erwartungsvollen, fast flehentlichen Blick ihres Mannes und die große Bitte, die darin lag.
„Ach, Georg. Ich mache dir doch keine Vorschriften. Ich bin nur besorgt, dass dir etwas passiert. Jetzt, wo du endlich alles hinter dir hast. Ich weiß ja, dass du deine kriminalistischen Rätsel liebst. Aber möchtest du dir nicht lieber ein anderes Hobby suchen?“ Sie gab ihrem Mann einen Kuss auf den Mund. „Das letzte Mal? Versprich mir nur nicht zu viel.“
„Nein, nein, tu ich nicht“, kam es etwas zögerlich.
„Na gut. Dann zeig ihnen eben noch einmal, wer der Chef ist. Ich meine, wer der Chef war.“
„Danke, Martina.“ Er stand auf und umarmte seine Frau. Dann griff er wieder zum Hörer und wählte Karlo Kölners Nummer.
Zur gleichen Zeit saß Karlo in seinem Zimmer und grübelte. Reinfeld war noch nicht von seiner Reise zurück, er hatte Zeit und der Anschlag auf Berwald ging ihm nicht aus dem Kopf. Er würde zu gerne wissen, was dahintersteckte. Auch um zu verhindern, dass noch mehr passierte.
Doch dieses Mal, bei diesem Fall, war alles anders. Denn dieses Mal stand er nicht selbst unter Verdacht und damit auch nicht unter Zugzwang, irgendetwas beweisen zu müssen. Natürlich wäre es schön herauszubekommen, wer hinter den Wohnungseinbrüchen steckte, schon wegen Jeannette. Sie würde sich bestimmt freuen, ihre Sachen zurückzubekommen und es ihm womöglich hoch anrechnen. Aber wo sollte man bloß ansetzen?
Mit einem Mal überfiel ihn der Hunger. Er stand auf und ging die Treppe hoch zur Küche. Eine herbe Enttäuschung erwartete ihn, als er die Kühlschranktür öffnete. Sein schöner Schinken war verschwunden. Selbst sein Bier, das er eigens für sich kaltgestellt hatte, war weggetrunken. Er schaute in den Brotkasten. Nur noch ein vertrockneter Kanten. Hier herrschte absolute Ebbe. „Super-Mitbewohner“, knurrte Karlo. Es gab wohl Redebedarf. Oder mehr. Also hieß es, noch auf die Schnelle einzukaufen. Er ging wieder nach unten und steckte sich ein wenig Geld in die Hosentasche. Dann schnappte er sich eine alte Plastiktüte, faltete sie zusammen, steckte sie in die Gesäßtasche und ging zur Tür.
Als er die Wohnung verlassen wollte, klingelte sein Telefon. Zuerst wollte er nicht abnehmen. Aber wenn es nun Jeannette war? Er langte nach dem Handy und sah aufs Display. Die Nummer war unterdrückt. Er hob trotzdem ab. „Ja?“
„Guten Tag, Herr Kölner. Hier ist Georg Gehring. Tja, ich wollte eigentlich nur mal nachfragen, ob es etwas Neues gibt. Hat sich noch irgendetwas ereignet, das die Polizei wissen sollte?“
Was war das denn? Gehring fragte
ihn
? Karlo grinste. Der Ex-Hauptkommissar konnte scheinbar doch nicht so leicht loslassen.
„Nein. Nichts Neues“, berichtete er dann, immer noch grinsend. „Man müsste den entsprechenden Leuten intensiver auf den Zahn fühlen. Sie ein bisschen aufscheuchen. Aber, sagen Sie, ist das nicht Sache der Polizei? Was macht denn Ihr Kollege Reichard? Ist der noch nicht weiter?“
Als Gehring nicht antwortete, ahnte Karlo, was er plante.
„Wollen wir uns treffen?“, schlug er deshalb vor.
Gehring schaute auf die Uhr. „Wann?“
„Ich wollte gerade einkaufen gehen und mir dann etwas zu essen machen. Kann ich Sie danach erreichen?“
„Ja, klar. Rufen Sie mich einfach an. Bis dann. Und guten Appetit.“
Die junge Frau in den knappen Jeans schaute über ihre Schulter. Als kein Auto abbog, ignorierte sie das rote Signal für die Fußgänger und überquerte die Pfortenstraße. Karlo sah im wahrsten Sinne des Wortes rot. Und zwar doppelt. Da war zum einen die rote Ampel, die ihn zwang, an der Kreuzung Baumert-/Pfortenstraße anzuhalten. Das Rot der auffälligen Lederjacke allerdings, die um die Schultern der Frau hing, interessierte Karlo wesentlich mehr. Er rieb sich die Augen. Diese Jacke
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