Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
in der schon bekannten Schablonenschrift:
Was muss noch alles passieren, bevor Sie es begreifen?
Gehring allerdings begriff gar nichts. Und er war nicht mehr bei der Polizei, zum Teufel. Was sollte das also?
Er wühlte weiter in den Chips, fand allerdings nichts mehr. Das war alles? So ein Blödsinn. Den Umschlag hätte man auch ohne Paket versenden können.
„Das hat etwas mit diesem Mord zu tun, oder?“ Martina Gehring hatte die Stirn in Falten gelegt.
„Nun, der Gedanke liegt nah, wenn ich mir den Inhalt recht besehe.“ Plötzlich hatte Gehring die Eingebung. Er wurde wieder ganz Ermittler. „Nehmen wir doch mal das erste Paket. Wir haben den Mord am Waldsee. Da hat es einen Jogger erwischt. Die Laufschuhe. Dann denken wir weiter. Was wissen wir über den Jogger? Dass er schon mal im Gefängnis gesessen hat. Dass er bei Berwald gearbeitet hat. Aber auch, dass er gemalt hat, also künstlerisch tätig war. Die Buntstifte und der Malkasten.“ Er schaute seine Frau um Zustimmung heischend an.
„Ach, Georg, sei mir nicht böse, aber ich finde, das ist ein bisschen an den Haaren herbeigezogen.“ Martina Gehring sah ihren Mann zweifelnd an.
„Da gebe ich dir natürlich recht. Aber schaffen wir uns doch einmal ein Denkmodell für unsere Erklärungen. Was wäre, wenn nicht
ich
, sondern der Absender dies alles an den Haaren herbeigezogen hätte? Ich versuche lediglich, die Tatsachen zuzuordnen.“
„Es muss jemand sein, der dich zwar kennt, aber nicht weiß, dass du kein Polizist mehr bist. Sonst würde er nicht deinen ehemaligen Dienstgrad auf die Adresse schreiben.“
„Nicht zwingend. Vielleicht will er mich ja unbedingt als Polizist sehen. Immer noch. Vielleicht will er mich gerade wieder in diese Rolle bringen. Warum? Da habe ich noch keine Ahnung – möglicherweise soll ich ein schlechtes Gewissen kriegen, wenn ich Hinweise bekomme, aber irgendein schlimmes Ereignis trotzdem nicht verhindern kann.“
Er schaute seine Frau grüblerisch an. „Irgendwie hast du recht. Es
gibt
eine Verbindung zu mir. Aber wer stellt diese Verbindung her?“
„Der Betreffende kennt dich auf jeden Fall nicht gut genug, um zu wissen, dass wir im Urlaub waren.“
„Richtig. Und dass ich das erste Paket deshalb zu spät bekommen würde. In diesem Fall scheidet das schlechte Gewissen aus.“ Gehring rieb sich die Schläfen.
„Vielleicht will er aber auch nur auf sich aufmerksam machen. Dir auf diese Art etwas mitteilen.“
„Wie kommst du darauf?“
„Na ja, der Inhalt des neuen Pakets ist nicht unbedingt aktuell. Das Bild weist eigentlich nur auf Ereignisse hin, die schon passiert sind.“
„Wer weiß? Jedenfalls hat es was mit den aktuellen Geschehnissen zu tun. Ich werde mit Reichard darüber reden müssen. Am besten, ich setze mich mit ihm in Verbindung und berichte ihm von dem neuen Paket.“
Gehring machte eine grüblerische Pause. Dann schlug er sich an die Stirn. „Mann, apropos Paket. Ich habe ihm das erste Paket noch gar nicht gegeben. Komisch, dass er nicht mehr danach gefragt hat. Vielleicht findet die Kriminaltechnik ja noch irgendwas heraus, das wir verwenden können. Ich rufe ihn gleich mal an.“
Martina Gehring schaute mit gemischten Gefühlen zu, wie ihr Mann sich das Telefon schnappte und Reichards Nummer eingab.
„Reichard.“
„Hallo, Herr Reichard. Gehring hier. Wollte nur mal hören: Haben Sie schon was herausgefunden?“
„Hallo, Chef! Ich meine, hallo, Herr Gehring. Das ist ja schön, dass Sie mich doch noch einmal anrufen. Haben Sie es sich anders überlegt?“ Er wurde leiser. „Wollen Sie uns doch noch einmal unterstützen? Wir treten bei den Ermittlungen immer noch etwas auf der Stelle“, gab er dann zu und legte hoffnungsfroh nach: „Und, wie steht es jetzt mit Ihnen?“
„Ich habe wieder ein Paket bekommen“, platzte Gehring heraus. „Ich habe gedacht, ich bringe es Ihnen auf dem Präsidium vorbei. Zusammen mit dem ersten. Das haben Sie ja auch noch nicht. Wir sollten die Sachen endlich untersuchen lassen. So langsam mache ich mir ernste Gedanken.“
„Ach. Wieder ein Paket? Das ist ja ein Ding. Hat man ja fast damit rechnen können, nicht? Gut, dann bringen Sie es vorbei. Aber heute nicht mehr, vor allem nicht ins Präsidium. Ich bin jetzt gleich weg. Ich rufe Sie an. Vielleicht hole ich es bei Ihnen ab. Oder, könnten Sie es mir zu Hause vorbeibringen? Das wäre noch besser.“
Gehring verstand nicht ganz. „Ich kann es aber doch in Ihrem Namen in der
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