Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
und zog sie vorsichtig auf, nur ein winziges Stück, um gerade so hineinzuschlüpfen. Das Knarren der Tür bohrte sich wie ein Pfeil ins Bewusstsein des Kapuzenmannes. Augenblicklich hielt er in seiner Tätigkeit inne. „Mann, du Idiot!“, schimpfte er und drehte sich dabei herum. „Musst du mich so erschrecken. Kannst du nicht anklopfen?“
Er erschrak, als er Karlo erblickte.
„Der Typ aus dem Aufzug“, platzte es aus ihm heraus. „Du bist der Typ aus dem Aufzug! Was hast du hier zu suchen? Du bist mir gefolgt“, stieß er empört aus. „Das war ein großer Fehler.“
Er griff in die Hosentasche. Als er die Hand wieder hervorzog, befand sich ein olivfarbenes Springmesser darin. Karlo beobachtete den Kerl und wartete regungslos ab. Der Kapuzenmann duckte sich leicht ab und bewegte sich langsam auf Karlo zu.
Unvermittelt zuckte die Hand mit dem Messer nach vorne. Karlo riss seinen linken Arm hoch und leitete den Angriff über seine Schulter ab. Gleichzeitig flog seine Rechte nach vorne. Karlos Handkante prallte gegen die Stirn des Angreifers. Eine Sekunde noch stand Karlos Gegner auf den Beinen, dann sackten ihm die Beine weg.
Karlo blies die Luft aus, wischte sich fahrig über die Haare und entspannte sich dann. Glück gehabt. Das hätte böse ausgehen können.
Warum nur tat er sich das immer wieder an?
Als er hinter sich das Knarren der Tür hörte, verschob er diese Frage.
Leibach überquerte mit dem hellgrünen Kombi die Carl-Ulrich-Brücke und pfiff ein munteres Liedchen. Es lief gut die letzte Zeit. Bald würde er sich wieder eine eigene Wohnung leisten können. Und mit dieser verfluchten Kocherei aufhören. Was nicht am Kochen selbst lag. Das hatte ihm eigentlich immer Spaß gemacht. Aber die Arbeitszeiten waren einfach inakzeptabel.
Und dann dieser Berwald, der Gutmensch mit seinem Sendungsbewusstsein, der glaubte, die Welt verbessern zu können. Nun, nicht mehr lange.
Heute hatte Kirchner ihm wieder eine größere Lieferung versprochen, und für die meisten Sachen hatte er auch schon Abnehmer. Die guten Kontakte hatte er Habicht zu verdanken, der ihn mit ins Boot genommen hatte, eher aus Gefälligkeit. Nun war Habicht tot, und er konnte dessen Geschäfte alleine weiterführen. Und natürlich Habichts Anteil in die eigene Tasche stecken.
Als er zu den Kleingärten einbog, sah er Karlos Gespann stehen. Augenblicklich verdüsterte sich sein Gesicht. Was machte sein Mitbewohner in dieser Gegend? Ein Verdacht kam auf. Hatte ihm jemand was gesteckt? Aber wer? Und warum? Er hatte diesem komischen Kauz schon am ersten Tag nicht über den Weg getraut.
Er trat auf die Bremse, hielt an und dachte kurz nach, bevor er seinen Wagen wendete und ihn neben einem Gartenzaun parkte. Er wollte sich nicht durch Motorengeräusche verraten, falls hier etwas nicht stimmte. Zu Fuß würde niemand auf ihn aufmerksam werden, dachte er. Dann stieg er aus und lief los.
Der Oberräder Fußweg machte seinem Namen heute alle Ehre.
Kurze Zeit darauf hatte Leibach sein Ziel erreicht.
Er lehnte die Gartentür wieder vorsichtig an und zog die Pistole hervor. In leicht gebückter Haltung näherte er sich der Hütte und spähte durch das erste der vergitterten Fenster. Augenblicklich fühlte er sich in seiner Ahnung bestätigt.
Kölner.
Aber wie kam der hierher? Zufall? Nein, daran glaubte er nicht. Argwöhnisch überlegte er. Wollte Kirchner ihn mit diesem Kölner hintergehen? Und weshalb? Er hatte doch die Verbindungen. Und wo war Kirchner überhaupt? Als seine Zweifel unerträglich wurden, trat Karlo einen Schritt zur Seite und bückte sich.
Leibach kniff die Augen zusammen. Er erkannte seinen Geschäftspartner, reglos auf dem Boden liegend.
Kölner! Dieser verdammte Hund. Der wollte es wohl auf eigene Rechnung machen.
Ein bösartiges Grinsen formte sich auf Leibachs Gesicht. Er zog die Beretta aus der Tasche und bewegte sich achtsam auf die Tür der Gartenhütte zu. Als er, die Pistole im Anschlag, die Tür öffnete, knarrte es leise.
Donnerstag, 28. Juni, gegen Abend,
Kleingärten Oberrad
12
„Guck mal. Da steht ja die MZ. Karlo scheint da zu sein.“ Wolfhard Kuhl, Mitglied und Kassenwart des Motorradclubs, stoppte seinen betagten Mercedes mitten auf dem Weg und ließ den Motor laufen. Er schaute seinen Freund Karl Einser an, der auf dem Beifahrersitz saß. „Hast du einen Schlüssel dabei?“
Einser, von Beruf Hundeführer bei der Frankfurter Polizei, kramte noch im Sitzen in seiner Hosentasche und
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