Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
Umständen Sie diese Fotos gemacht haben.“
Karlo spürte Gehrings eindringlichen Blick. „Und das war jetzt wirklich alles, Herr Kölner?“, hakte der Ex-Kripobeamte nach. „Sie halten da nichts mehr zurück?“
„Soweit ich weiß, ist das alles. Aber ich kann ja die Augen und Ohren offen halten.
Immer horche, immer gugge
, wie mein alter Freund Simon Schweitzer sagt.“
„Gut“, brachte Gehring hervor und erhob sich. „Ich mach mich jetzt nach Hause. Meine Frau wollte heute etwas besonders Gutes kochen.“
Zu Reichard gewandt bemerkte er: „Und Sie, Reichard, Sie wissen ja jetzt einiges mehr. Damit sollten Sie etwas anfangen können. Ich halte mich ab jetzt aus der Sache raus. Und, Herr Kölner“, Gehrings Stimme klang beschwörend, „Sie stecken Ihre Nase jetzt besser in ein Buch statt in die Angelegenheiten anderer Leute. Trotzdem. Vielen Dank für die Informationen. Aber jetzt ist Kommissar Reichard am Zug.“
Auf Reichards Gesicht machte sich grenzenlose Enttäuschung breit. „Aber, Chef – Sie haben doch gesagt …“
„Zum letzten Mal, Reichard, das mit dem Chef ist vorbei. Sie werden das doch alles einordnen können. Vielleicht hat ja auch mein Nachfolger eine Idee. Was wollen Sie dem denn erzählen, wenn er rauskriegt, dass ich als Privatmann die Ermittlungen begleite?“
„Ich glaube nicht, dass er überhaupt was rauskriegt. Der ist viel zu beschäftigt damit, sich exotische Krankheiten an den Hals zu dichten. Außerdem ist er schon wieder krankgeschrieben.“
„Wie auch immer. Ich bin ab jetzt raus. Werden Sie endlich beruflich erwachsen, Reichard.“
Gehring wandte sich ab, grüßte vorher noch knapp und legte einen Zehn-Euro-Schein auf die Theke. Im Hinausgehen rief er noch über die Schulter: „Der Kaffee geht auf mich. Wiedersehen.“
Als Harald Reichard sich von Karlo verabschiedete, schien er ziemlich angeschlagen zu sein. Fast tat er Karlo leid. Doch er musste Gehring recht geben. Wenn Reichard nichts aus den Informationen machte, gehörte er einfach nicht in den Polizeidienst. Andererseits musste er zugestehen, dass die Sachlage reichlich verworren war, und die Liste der Verdächtigen war nicht klein. Irgendwie konnte er auch nicht glauben, dass Gehring so gar kein Interesse an dem Fall haben sollte. Doch das musste der Ex-Hauptkommissar selbst entscheiden.
„Und vergessen Sie nicht“, klang es Karlo in den Ohren, als Reichard ihm die Hand gab, „nichts mehr auf eigene Faust, verstanden?“
Das unglückliche Gesicht, das Kommissar Reichard dabei schnitt, strafte ihn allerdings Lügen.
Donnerstag, 28. Juni, 10 Uhr vormittags,
Birsteiner Straße
11
Gehring schenkte sich den letzten Schluck Kaffee ein, als seine Frau zurückkam. Kurz zuvor hatte es geklingelt und sie war gut gelaunt zur Tür gegangen, um zu öffnen. Doch als sie ihrem Mann das Paket gab, das der Postbote ihr soeben überreicht hatte, wirkte sie bedrückt.
Gehring erkannte sofort, um was es sich handelte. Auch dieses Mal war sein ehemaliger Dienstgrad dem Namen und der Adresse vorangestellt. Er wog das Paket prüfend in der Hand. Es war sehr leicht. Viel schien sich nicht darin zu befinden.
„Was ist los, Georg?“, hörte er die ängstliche Stimme seiner Frau. „Da stimmt doch was nicht. Seit vorgestern bist du so seltsam. Du hängst doch nicht in irgendwas drin?“ Martina Gehring kämpfte mit sich, doch es ließ ihr keine Ruhe. Sie machte sich Sorgen um ihren Mann. „Bitte, Georg, versteh mich jetzt nicht falsch. Aber sag mir eins: Wo warst du vorgestern? Hat das etwas mit diesen Paketen zu tun?“
„Ich weiß es nicht. Wirklich nicht.“ Gehring wirkte verlegen. „Reichard geht mir auf die Nerven. Er kommt mit einem Fall nicht weiter und glaubt, ich stehe zur Verfügung, um ihm dabei zu helfen.“
Martina Gehring lauschte argwöhnisch, als ihr Mann vom Treffen mit Reichard und Kölner berichtete. „Aber ich habe ihm unmissverständlich gesagt, dass ich dafür nicht zu haben bin. Das wäre ja ein Ding, wenn rauskäme, dass ich ihm heimlich bei den Ermittlungen helfe“, bekräftigte er schließlich.
Mit bekümmerter Miene schaute Gehrings Frau zu, wie er das Paket öffnete.
Wie beim letzten Mal war das Paket mit Styroporchips aufgefüllt. Zuerst sah er nichts anderes und er begann vorsichtig in den Chips zu wühlen. Kurz darauf hielt er einen Umschlag in der Hand. Er öffnete ihn und zog ein Blatt Papier hervor. Berwalds Haus in der Baumertstraße war darauf abgebildet. Darunter stand
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