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Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition)

Titel: Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Kunze
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Glas, um den sechs glänzende Metallstühle passten. An der Wand hing ein Foto von einem Sonnenuntergang, vor dem sich die Umrisse eines schwarzen Vogels abzeichneten, der am Himmel kreiste. Gegenüber hingen Bilder, die nur aussahen wie Fotos, in Wahrheit aber gemalt waren. Auf einem war eine knallrote Kirsche, die gerade mit einem großen Platsch in einen rosa Cocktail fiel. Im Wohnzimmer hatte sie noch eine weiße Couch, in die man sich richtig tief reinlümmeln konnte. Und einen Couchtisch aus einem weißen, glatten Stein, der sich immer kühl anfasste.
    Sie hatte auch einen Pudel. Er hieß einfach nur »Pudel« und trug meistens ein Halsband mit Strasssteinen. Ich mochte ihn überhaupt nicht.
    Etwas unschlüssig folgte ich ihr ins Schlafzimmer und setzte mich auf ihr riesiges, weiches Bett.
    »Janine-Schätzchen, soll ich dich schminken?«
    »Mhm, gerne«, murmelte ich. Schminken mochte ich.
    »Und morgen gehen wir erst mal einkaufen. Dann kauf ich dir ein paar tolle T- Shirts. Pink würde dir sicher besser stehen als dieses Dunkelblau, in dem du da rumläufst. Das ist doch total langweilig und trist!«
    »Okay«, sagte ich. Ich liebte mein dunkelblaues T- Shirt. Immerhin hatte es eine gelbe Blume auf der Brusttasche. Mama hatte es mir erst vor ein paar Wochen zu meinem neunten Geburtstag geschenkt.
    Sie nahm ein pinkfarbenes Lipgloss von der Frisierkommode und setzte sich vor mich auf einen Hocker. Ganz konzentriert guckte sie auf meine Lippen, während sie sie anmalte. Ich kannte niemanden, der so lange Wimpern hatte wie sie. Heute hatte sie knallblaue Wimperntusche genommen. Ihre Augen sahen immer aus wie Sterne.
    Jetzt kam der Kajal – ich musste nach oben schauen und sie schob mit einem Finger leicht das Lid nach unten und malte einen Strich in die Innenseite über die Wimpern. Ich musste blinzeln, aber ich wusste, gleich würde ich wunderschön aussehen.
    Sie lehnte sich zurück und sah mich prüfend an: »Wenn du groß bist, siehst du mal genauso aus wie ich. Gefällt dir das? Findest du mich schön?«
    »Ja, klar!« Was für eine Frage! Sie war die schönste Frau, die ich kannte. Und die alle anderen Kinder in der Siedlung kannten.
    Lächelnd drehte sie sich zur Frisierkommode um und zog die Schmuckschublade heraus.
    »Guck mal, was hältst du von der Strasskette? Damit wirst du aussehen wie meine kleine Prinzessin!«
    Sie hielt mir eine Kette mit tausend funkelnden Steinen vor die Nase. Ich wusste, sie hatte recht: Damit würde ich aussehen wie eine Prinzessin. Oder wie Crystal Barbie.
    »Danke«, sagte ich.
    Nach dem Schminken bestellten wir bei einem Lieferservice Spaghetti Bolognese. Sie schmeckten lecker. Nudeln waren mein Lieblingsessen. Bei meiner Mutter gab es eigentlich immer Nudeln. Manchmal auch Pizza. Beim Essen erzählte mir meine Mutter, was wir am nächsten Tag machen würden:
    »Morgen fahren wir mit dem Taxi in die Stadt, das machst du doch so gerne! Ich will mir ein paar neue Schuhe kaufen und dazu eine passende Handtasche. Du bekommst etwas Schönes von Esprit oder Benetton, ja?«
    »Ja, super!«, sagte ich. Mit dem Taxi fahren war toll, trotzdem musste ich ganz kurz an die anderen Kinder denken, die morgen wieder Völkerball spielen konnten.
    Als wir aufgegessen hatten, klingelte es. Ich rannte zur Tür. Davor standen Muttis beste Freundinnen: Petra, Sandra und Renate. Die drei waren oft zu Besuch, manchmal brachte Petra mir irgendein Spielzeug mit.
    »Hallo, Janine!«, begrüßte mich Petra und streichelte mir über den Kopf. Ich mochte es nicht so richtig, wenn mir jemand über den Kopf streichelte. Aber ich sagte lieber nichts.
    »Sie ist dir wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten. Total süß!«, sagte Petra zu meiner Mutter und tat dabei so, als würde sie sie auf beide Wangen küssen.
    Die Frauen setzten sich an den großen Esstisch. Meine Mutter goss jeder ein Glas Wein ein und stellte Chips, Erdnussflips und Salzstangen auf den Tisch. Ich wollte mich gerade auf einen der beiden freien Stühle setzen, da sagte sie: »Janine-Schätzchen, schau doch ein bisschen Video! Ich hab viele neue Filme da, such dir was aus!«, und deutete lächelnd auf die Couch und den Fernseher im Wohnzimmer.
    Super! Videoschauen fand ich toll. Ich hüpfte zu dem Schränkchen, auf dem der Fernseher stand. In den Fächern darunter waren wie immer die neu ausgeliehenen Videos. Sofort hatte ich den besten Film gefunden. Ich schnappte mir die Kassette und hielt sie in die Höhe.
    »Darf ich Rocky

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