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Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)

Titel: Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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unterzeichnete der Fürst am 23. Juni den Aufruf von Izlas und setzte eine Provisorische Regierung ein, der nur Mitglieder des Revolutionskomitees angehörten. Vom russischen Generalkonsul der Pflichtverletzung bezichtigt, dankte Bibescu in der Nacht vom 25. zum 26. Juni ab und floh ins siebenbürgische Kronstadt.
    Die Provisorische Regierung stand von Anfang an unter massivem inneren und äußeren Druck. Ihre geschworenen Gegner im Lande selbst waren die konservativen Großgrundbesitzer und Teile des orthodoxen Klerus. Nachdem am 7. Juli russische Truppen ins Fürstentum Moldau eingerückt waren und Jassy besetzt hatten, fühlten sich die reichen Bojaren ermutigt, den Umsturz zu wagen. Der Versuch scheiterte, weil die Unterschichten von Bukarest zur neuen Regierung standen. Die Russen wollten in der Walachei vorerst nicht direkt intervenieren, sondern den Osmanen die Wiederherstellung der früheren Ordnung überlassen. Bevor die Türkei aktiv wurde, setzte die Provisorische Regierung am 21. Juli eine paritätische Kommission ein, die einen Ausgleich zwischen den Interessen der Bauern und der Bojaren suchen und damit die Agrarfrage lösen sollte. Außerdem wurden Wahlen vorbereitet, die nach einem annähernd gleichen Wahlrecht zwischen dem 21. und dem 30. August stattfinden sollten. Doch zu den Wahlen kam es nicht mehr. Sie wurden am 16. August wegen der Bedrohung durch die Türkei abgesagt.
    Schon am 31. Juli hatten osmanische Truppen die Donau überquert und die Stadt Giurgiu besetzt. Unmittelbare Folge des Einmarsches war ein Regierungswechsel in Bukarest. An die Stelle der Provisorischen Regierung trat die «Fürstliche Regentschaft», die sich aus gemäßigten Mitgliedern des Revolutionskomitees zusammensetzte. Sie verhandelte mit den Türken über die Anerkennung der Proklamation von Izlas und ermöglichte durch die Aussetzung der Wahlen eine grundsätzliche Einigung. Der Sultan, Abdulmecid I., aber lehnte den von seinem Beauftragten, Pascha Suleiman, ausgehandelten Kompromiß ab und befahl, um der befürchteten russischen Intervention zuvorzukommen, Ruhe und Ordnung notfalls mit Gewalt wiederherzustellen.
    Am 27. September wurde Bukarest von türkischen Truppen unter Fuad Efendi eingenommen. Zwei Tage später überschritt eine russische Armee die Grenze zwischen Moldau und der Walachei. Die Anführer der rumänischen Revolution hatte Fuad Efendi auf Drängen des britischen Generalkonsuls zuvor über die Grenze nach Siebenbürgen ausreisen lassen. Nicolae Balçescu erhielt dadurch die Möglichkeit, im folgenden Jahr nochmals eine politische Rolle zu spielen: Nach Beginn der russischen Intervention in Ungarn wurde er im Sommer 1849 als Vermittler zwischen dem Führer der aufständischen Rumänen in Siebenbürgen, Avram Jancu, und Kossuth tätig.
    Die Revolution in der Walachei war nach drei Monaten endgültig gescheitert, aber sie blieb nicht folgenlos. Nationale und demokratische Gedanken waren in die Bauernschaft eingedrungen; die konstitutionellen Ideen des Westens hatten in der städtischen Bevölkerung starke Verbreitung gefunden. Das drängendste soziale Problem, die extrem ungleiche Bodenverteilung, wurde während des revolutionären Intervalls nicht gelöst, sondern vertagt. Es hätte wohl auch ohne türkische und russische Intervention die Kräfte und den Gestaltungswillen der städtischen Revolutionäre überfordert. Der Gegensatz von fortschrittlichem Verfassungspathos und sozialer Rückständigkeit auf dem Land überdauerte den kurzen Sommer der Revolution. Er drückte dem Land zwischen Pruth und Donau weiterhin seinen Stempel auf: auch in der Zeit nach 1858, als die Fürstentümer Moldau und Walachei im Gefolge des Krimkrieges durch Vereinbarung der großen Mächte zu einem Fürstentum Rumänien vereinigt wurden, und auch noch nach 1878, als Rumänien nach einem neuen russisch-türkischen Krieg endlich seine Unabhängigkeit erlangte.[ 89 ]
    Die Revolution in Italien
    Früher als in Ungarn mündete in Italien die Revolution in einen Krieg. Die Umwälzung in Wien hatte, wie es nicht anders sein konnte, Auswirkungen auch südlich der Alpen, zuallererst in Österreichs unmittelbarem Herrschaftsbereich, in Lombardo-Venetien. In Venedig begann der Aufstand gegen die Habsburger unter Führung von Daniele Manin und Niccolò Tommaseo am 17. März; sechs Tage später konnte dort eine provisorische Regierung ihr Amt antreten und die 1797 untergegangene unabhängige Republik wiederherstellen. In Mailand setzte

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