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Geschichten aus der Murkelei

Titel: Geschichten aus der Murkelei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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schließlich kam unter dem Schrank hervor die ausgesandte Ameise. »Ih,
     du Faule!« rief die kluge Ameise wütend, »hast du denn die Maus nicht wecken können? Besitzt du denn gar keine Kraft mehr
     in deinen Beißkiefern und keine Säure in deinem Leibe, daß du eine jämmerliche Maus nicht aus ihrem Schlafe zwicken und zwacken
     kannst –!?«
    Die Ameise aber berichtete, daß sie nach Kräften gebissen und Säure gespritzt habe, die Maus aber sei nicht aufgewacht. Da
     wurden andere Ameisen ausgeschickt, sie alle aber gingen umsonst: Das Mäusecken wachte nicht auf. Das kam aber daher, daß
     Wackelohr in seinem Loch auf der Seite schlief, so daß sie nur an das eine Ohr konnten. Das Ohr aber, das oben lag, war das
     Ohr, das die Katze einmal bei ihrem mörderischen Überfall zerbissen und zerrissen hatte, wovon das Mäusecken ja auch Wackelohr
     hieß. In diesem Ohr hatte die Maus gar kein Gefühl mehr, und die Ameisen konnten beißen, soviel sie nur wollten – Wackelohr
     spürte nichts, sondern träumte weiter von seinem Mäuserich.
    Schließlich ging die kluge Ameise selbst, aber sie konnte auch nicht mehr verrichten als die andern und ging umsonst. Da kam
     sie wieder und sprach zu der Katze: »Das Mäusecken läßt sich nicht wecken noch rühren, soviel man auch beißt. Aber ich weiß
     einen andern Rat. Gibst du uns von deiner süßen Schleckermilch, wenn ich ihn dir sage?«
    Die Katze antwortete: »Wenn ich die Maus kriege, sollt ihr süße Milch schleckern dürfen, soviel ihr nur wollt.«
    |22| Damit war die Ameise zufrieden und sagte: »Morgen mit dem frühesten wird das Mäusecken in den Taubenschlag gehen, um auf dem
     Taubenrücken zum Mäuserich zu fliegen. Lege du dich nur auf die Lauer und fang sie ab, so hast du sie!«
    »Das ist ein guter Rat«, sagte die Katze. »Ich muß die Maus aber noch vor dem Schlag fassen, denn in den Taubenschlag einzutreten,
     hat der Hausherr mir strenge verboten und schlägt mich wohl tot, wenn er mich bei seinen geliebten Tauben erwischt.«
    »Du hast ja alle Zeit, die Maus auf der Treppe zu fangen«, sprach die Ameise. »Gute Nacht.« Damit gingen sie zur Ruhe. Die
     Katze suchte sich ein schönes Kissen auf einem Sofa und schlief ein. Die Ameise aber setzte sich auf die Treppe, damit sie
     die Katze gleich an die versprochene Schleckermilch erinnern könnte.
    Am frühesten diesen Morgen erwachte der Hausherr und stieg gleich auf den Dachboden, seinen lieben Tauben den Schlag zu öffnen,
     damit sie sich draußen ihr Futter suchen könnten. Weil er seine Augen aber oben im Kopf und nicht unten auf den Schuhen hatte,
     sah er die kluge Ameise nicht, die auf der Stufe schlief, und trat sie auf den Leib. »Hih –«, sagte die kluge Ameise und war
     tot, und damit hatte sie ihre Strafe weg, daß sie das Mäusecken an die böse Katze verraten hatte.
    Der Hausherr hatte gar nichts gemerkt, machte den Schlag auf, und alle seine Tauben flogen aus bis auf eine, die unruhig umherlief
     und gurrte: »Ruckediguck, wo bleibt die Maus? Guckediruck, ich möchte hinaus!«
    Der Hausherr, der ihr Gurren nicht verstand, fragte verwundert: »Was ist dir?«
    Indem kam schon die Maus mit fliegenden Beinen angesaust, denn die Katze war gleich hinter ihr. Die Katze bedachte in ihrem
     Jagdeifer nicht, daß sie nicht in den Schlag durfte, und lief der Maus nach. Der Hausherr, als er die |23| Katze im Schlage sah, ergriff einen Knüttel und ließ ihn auf der Katze tanzen. Die Katze schrie, das Mäusecken sprang auf
     den Taubenrücken, die Taube klatschte mit den Flügeln und flog aus dem Schlag. Die Katze aber, um den Prügeln zu entgehen
     und das Mäusecken doch noch zu fangen, sprang hinter der Taube her, konnte aber ohne Flügel nicht fliegen und fiel durch die
     Luft fünf Stockwerke tief auf die Erde, wo sie tot liegenblieb.
    Das Mäusecken Wackelohr aber wurde von der Taube sanft auf das Dach des andern Hauses getragen, fand seinen Mäuserich, heiratete
     ihn, und sie bekamen so viele Kinder, daß beide nie wieder allein waren.

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    |24| Geschichte vom Unglückshuhn
    Es lebte einmal ein großmächtiger Zauberer, der hatte einen stolzen bunten Hahn und drei Hühner. Von denen konnte das eine
     Huhn goldene Eier legen, das andere silberne, das dritte aber gar nichts – nicht einmal gewöhnliche Hühnereier. Darüber wurde
     es sehr traurig, denn die andern Hühner lachten es aus und wollten nicht mit ihm auf die Straße gehen, und der stolze Hahn,
     den es sehr liebte, sah

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