Geschichten aus der Murkelei
Kindergeschichten schreibt er so zwischendurch.
… das eine ist Erholung vom anderen – und so macht das ganze Freude
, bemerkt er und verschweigt auch nicht, daß er erstmal für die Schublade arbeitet. Ein Jahr zuvor von den faschistischen
Behörden zum unerwünschten Autor erklärt, ist Fallada zunächst eingeschüchtert und möchte von den Schreibtischen der Rezensenten
verschwinden. Mit dem Kinderbuch will er nicht in den Ruf eines liebenswürdigen Autors kommen.
Das könnte denen so passen, erstmal bin ich wieder ganz pampig
, läßt er hören und hält das Manuskript für 1½ Jahre zurück. Im Sommer 1938, nachdem sein Roman
Wolf unter Wölfen
bereits erschienen ist, nimmt er die Geschichte wieder vor und drängt jetzt auf Veröffentlichung. Im November erscheinen die |158|
Geschichten aus der Murkelei
im vorweihnachtlichen Lichterglanz des Jahres 1938 mit Illustrationen von Melitta Patz. Wenn der Buchverkauf zunächst auch
langsam anläuft, ist Fallada voller Gewißheit, daß die Geschichten ihre Leser finden werden:
… haben wir tausend Bücherkäufer, das heißt 2000 Kinderleser, so werden sie schon weitere 2000 hinter sich herziehen, und
immer so weiter …
Falladas Hoffnung hat sich erfüllt. Inzwischen ist die Schar der begeisterten Leser unzählbar. Allein der Aufbau-Verlag hat
129 Auflagen des Buches mit verschiedenen Illustratoren herausgebracht. Und sicherlich wird das
Hintersich-Herziehen
von Lesergenerationen weitergehen.
Sabine Lange
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Informationen zum Buch
Es waren die eigenen Kinder, zunächst Uli, dann Mücke und Achim, die die Geschichten des Vaters nicht nur hören, sondern auch
lesen wollten. Hatte Fallada bisher Geschichten über Kinder geschrieben, so erzählte und schrieb er jetzt Geschichten für
Kinder. „Immer, wenn eine neue fertig ist“, berichtete er am 28. Oktober 1933 dem Freund Kagelmacher, „wird sie Uli vorgelesen,
und es ist ihm sehr gut anzumerken, wie sie wirkt, was haftet, was verfehlt ist, was langweilig ...“ Wie es sich für Märchen
gehört, gibt es auch in diesen Geschichten die phantastischsten Dinge, sprechende Tiere, Zauberer, Tarnkappen, Pechvögel,
und hinter allen Turbulenzen eine handfeste Moral.
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Informationen zum Autor
RUDOLF DITZEN alias HANS FALLADA (1893–1947), zwischen 1915 und 1925 Rendant auf Rittergütern, Hofinspektor, Buchhalter, zwischen
1928 und 1931 Adressenschreiber, Annoncensammler, Verlagsangestellter, 1920 Roman-Debüt mit »Der junge Goedeschal«. Der vielfach
übersetzte Roman »Kleiner Mann – was nun?« (1932) machte Fallada weltbekannt.
Wichtigste Werke: »Bauern, Bonzen und Bomben« (1931), »Wer einmal aus dem Blechnapf frißt« (1934), »Wolf unter Wölfen« (1937),
»Der eiserne Gustav« (1938), »Geschichten aus der Murkelei« (1938), »Jeder stirbt für sich allein« (1947).
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