Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Bergwerken und Münzstätten, Werften und Bauhöfen, Gefängnissen und Schatzhäusern Sicherheit zu bieten.
Vielleicht vergaßen die Menschen, dass die Ketten nur Symbole waren, aber niemand vergaß, dass die besten Ketten aus dieser Schmiede stammten. Andere Eisenschmiede hatten Hand oder Zunge zur Strafe dafür verloren, dass sie ihre eigenen Arbeiten als Werke dieser Schmiede ausgegeben hatten. Darum brannte das Feuer, darum tönte der Hammer Tag und Nacht: Die Nachfrage war unstillbar. Es sei denn, das Feuer und der Hammer mussten Tag und Nacht arbeiten, um die Drachin niederzuhalten, um mit jedem Aufflackern von Hitze und jedem Schlag ihre Ketten zu erneuern, sodass die Mönche viel zu verkaufen hatten.
Es hieß, dass der Mönchsschmied ebenso wenig schlief wie seine Feuer oder sein Hammer. Die Schmiede hatte – so erzählte man – nur einen Meister, und sein Auge, sein Handwerk, seine Kunstfertigkeit waren für die Arbeit der Schmiede so wichtig wie seine Gebete für ihren höheren Zweck: die Drachin in Ketten zu halten.
Das hatte Han sein ganzes Leben lang gehört, das und noch mehr, wilde Geschichten, Phantasievorstellungen, die von Worten zum Leben erweckt wurden. Er hatte an einem Fluss gelebt, bevor sein Vater ihn verkauft hatte,
und mit jedem Ruder oder Segel reisten auch Geschichten die Flüsse herauf und hinunter wie Waren und Neuigkeiten.
Er hatte die Geschichten gehört und die Schultern darüber gezuckt, wie er es auch bei Erzählungen über den Kaiser getan hatte. Han war ein Junge vom Fluss gewesen und dann der Diener eines Schreibers, der Tinte für seinen Herrn gerieben hatte, im Staub und Schlamm der Straße immer wieder seinen eigenen Fußspuren begegnet war, auf einem langen Rundweg durch verstreute Dörfer und Marktflecken. Was gingen ihn schon die Drachin oder der Jadethron an?
In dieser Nacht hatte er dann die Drachin in ihren Ketten gesehen, und jetzt sah er die Schmiede vor sich. Das wusste er und glaubte, dass Li Ton es ebenfalls wusste, wenn auch nicht, was es bedeutete oder warum es wichtig war. Weder der Kapitän der Shalla noch ihre Mannschaft stammten aus dieser Gegend. Han war sich noch nicht einmal sicher, ob sie Untertanen des Kaisers waren. Meister Doshu hatte ihm einmal eine Landkarte gezeigt: die ganze Ausdehnung des Kaiserreichs auf einem einzigen Blatt Papier. Er hatte gewusst, dass es eine getreue Abbildung war, denn die Karte hatte die Drachin in Ketten genau dort gezeigt, wo sie sein sollte und wo sie auch war, zwischen dem Festland und Taishu. Doch sein Blick war auf andere Inseln gefallen, die nicht mit Namen versehen gewesen waren. Laut Meister Doshu hausten dort Piraten, wilde Männer, die nicht einmal der Kaiser zähmen konnte.
Li Tons Mannschaft wirkte wild genug, um zu diesen
Männern zu gehören. Sie sprachen mit einem breiten Akzent, der Han seltsam vorkam, obwohl er als Junge auf dem Fluss viele Dialekte gehört hatte. Er wollte gern glauben, dass sie von irgendeiner Insel außerhalb des Kaiserreichs stammten, vielleicht sogar jenseits der Gebiete, die in den Geschichten vorkamen, die er kannte.
Nicht Li Ton selbst – seine Sprechweise war eigenartig kultiviert für einen derart brutalen Mann. Er war allerdings auch kein Einheimischer, keiner aus dieser Provinz. Nicht, wenn er die Schmiede suchte. Jeder kluge Schiffer hätte sich bei diesem Wetter davon ferngehalten. Ohnehin durfte dort bei keinem Wetter irgendein Schiff anlegen, außer, um am Landesteg Handel zu treiben. Sogar Piraten mussten das einsehen, wenn sie auch nur ein bisschen über die lange Geschichte des Kaiserreichs, seiner Magier und seiner unendlichen Gier nach Schönheit wussten.
Wenn sie das nicht taten – nun ja, dann geschah so etwas. Eine Dschunke, die sich durch den Nebel schob, mit Männern auf Ausguck an Bug und Heck; der drohend aufragende Kapitän, der heiser flüsterte: »Nicht viele bekommen eine zweite Chance, vor meinen Augen zu töten. Du schuldest mir noch immer einen Finger, aber bleib nahe bei mir und leiste gute Arbeit. Tu, was ich dir sage, dann nehme ich ihn vielleicht diesmal nicht.«
»Herr, Herr! Ihr dürft die Mönche nicht töten! Das hier ist die Schmiede, sie ist ein magischer Ort …«
»Dann werden wir ja sehen, was ihre Magie wert ist, nicht wahr? Und wir werden dich Blut vergießen sehen,
wenn du den Ring da im Ohr und deinen Platz auf meinem Schiff behalten willst.«
»Sie haben sicher kein Gold und Silber, Herr. Ihr Tod wird Euch nichts
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