Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Fox
Vom Netzwerk:
beibringen, wie es bei mir zugeht, und vielleicht wirst du überleben. Wenn du mir gefällst. Ich heiße Li Ton. Zieh einen Eimer Wasser hoch und wasch dir das Ohr; dann bring das Deck hier in Ordnung.«
    »Ja, Herr.«
     
    Nachdem Han das Blut vom Welldeck geschrubbt hatte, obwohl sein Ohr und der Schnitt in seinem Daumen vom Salzwasser höllisch brannten, wurde er angewiesen, das Deck in seinen früheren Zustand zu versetzen. Man zeigte ihm, wie er Holzscheite stapeln und festbinden sollte, wie er ein Fass, das er nicht anheben konnte, verschieben musste, wie man ein Seil aufrollte. Er lernte größtenteils unter Stößen und Tritten, strenger Bewachung und rauen Händen. Halbmaul schleifte ihn am Ohrring herum, sodass ihm Tränen in die Augen schossen und der Durchstich wieder zu bluten begann.
    Die Arbeit war hart und unvertraut für ihn, die Schläge heftig und vertraut. Beides zusammen hielt ihn zumindest warm.
    Und wenigstens konnte er arbeiten. In dieser Nacht konnte er es. Er fragte sich, wie er es hinbekommen würde, wenn ihm am Morgen ein Finger fehlte. Mehreren Besatzungsmitgliedern fehlten Fingerspitzen oder Finger, manch einem mehr als einer. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er vielleicht geglaubt, dass dieses
Schiff eine besonders unvorsichtige Mannschaft hatte. Der Gedanke an Li Tons Messer ließ ihn erschauern, obwohl die Arbeit ihn ins Schwitzen brachte. Es war eine andere Art von Kälte, aber er dachte, dass sie dennoch zum Nebel gehörte. Oder zur Drachin.
     
    Am Bug stand ein Ausguck, der irgendetwas über ein Drachenauge hoch oben im Nebel kreischte. Das stimmte nicht. Han war sich dessen schon gewiss, bevor er hinsah.
    Irgendetwas war dort in der Tat; ein rauchiges, rotes Glühen, das im Nebel flackerte. Kein Auge, schon gar kein Drachenauge. Die Augen der Drachin waren grün und feucht – und tief unten. Das hier sah für Han eher nach Feuerschein aus. Und ein Geräusch ging damit einher, ein dumpfes Dröhnen, das sich wiederholte. Han wusste nicht, was für ein Lied die Drachin singen würde, wenn sie sich jemals gegen das Gewicht ihrer Ketten emporstemmte, aber das hier war es nicht.
    Li Ton war sich genauso sicher. Er ging zum Bug, um dem Ausguck Schimpfworte an den Kopf zu werfen; dann befahl er, die Segel zu streichen, die Ruder zum Einsatz zu bringen, und rief nach zusätzlichen Augen.
    Sogar Han wurde als zusätzlicher Ausguck an die Reling geschickt.
    »Lausche auch«, sagte der Kapitän, indem er ihm eine rasche Kopfnuss versetzte. »Deine Ohren sind uns vielleicht dienlicher. Lausche durch den Hammerschlag hindurch; achte auf Wellen, die an den Fels schlagen, auf Stimmen. Was du auch siehst, was du auch hörst,
ruf laut! Wenn es sich als nichts herausstellt, werde ich nicht zornig werden.«
    Zornig oder nicht – grob würde er sein. Die große Hand schlug Han erneut, diesmal in den Nacken. Er murmelte eine Gehorsamsbekundung, packte die Reling und richtete Augen, Ohren und all seine Aufmerksamkeit nach außen.
     
    Nicht allein die Furcht vor Piraten ließ die Leute von der Küste weg ins Landesinnere ziehen. Bereits das Wissen, dass es die Drachin gab – angekettet oder nicht, schlafend oder nicht -, reichte aus, die Menschen misstrauisch zu machen. Sie war seit Jahrhunderten nicht aufgestiegen, aber die Schmiede hielt die Erinnerung an sie ständig wach.
    Han hatte das Meer früher nie gesehen, aber er wusste um die Schmiede. Eine Insel wie eine Bergspitze, jedem außer den Mönchen verboten. Bei Tag stieg ständig eine Rauchwolke aus der Esse am Gipfel auf; bei Nacht glühte sie. Er kannte den Klang des großen Hammers vom Hörensagen und erkannte ihn, als er ihn hörte.
    Genau, wie er den Anleger erkannte, einen langen Finger aus altem Holz, der über die Felsen herausragte, um einen sicheren Ankerplatz zu bieten. Boote brachten den Mönchen Nahrungsmittel, Tuch, Roheisen und Holzkohle. Im Gegenzug nahmen sie Segnungen mit – und geschmiedete Eisenwaren: Nägel und Radreifen, Achsen und Scharniere. Schlösser und Ketten.
    Vor allem Ketten. Die Schmiede war dafür berühmt, sogar weit von der Küste entfernt, wo niemand sich um
die Drachin scherte, niemand von ihr sprach und vielleicht auch niemand überhaupt an sie glaubte. Ketten, die hier gefertigt wurden, trugen die Anker der größten Schiffe des Kaiserreichs; sie sperrten Häfen an der ganzen Küste; mit ihnen wurde entlang der breiten, trägen Flüsse bis weit ins Binnenland Handel getrieben, um

Weitere Kostenlose Bücher