Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
Als sie blieb – und immer noch blieb und blieb, nachdem Tong und Guangli beide schon zu Bett gegangen waren, und sogar noch blieb, als ihr die Worte ausgingen -, war er sich dessen sicher.
Wenn er schon nicht schlafen konnte und litt, war es besser, das in schlafloser, ablenkender Gesellschaft zu tun. Als sie ihm andere Gründe verschaffte zu schwitzen, zu grunzen, sich zu wälzen und auf dem Strohsack zu strecken, konnte er beinahe den nagenden Hunger seiner Seele vergessen, beinahe glauben, dass der Splitter unter seiner Haut genug Jade war, um ihn durch die Nacht zu bringen.
Beinahe.
Meister Guangli schien der Meinung zu sein, dass er am Morgen besser aussah. Und Jiao schien ihm gern bei der Arbeit zuzusehen, ob er nun Jade schnitzte, Töpfe schrubbte oder fegte. Jedenfalls blieb sie lange und kam früh zurück.
Vielleicht war es nur, dass sie keinen Grund hatte, anderswo zu sein. Es war angenehm, auf dem Hof zu sitzen. Sie und Guangli waren alte Freunde, die Geschäfte mit einander abschließen konnten, wenn es welche gab, reden und lachen und essen konnten, wenn sie außer ihrer Zeit nichts anzubieten hatte – und die verbrachte sie, wie sie wollte. Wenn Guangli hinter verschlossenen Türen am Wunderstein arbeitete, ließ sie ihn in Ruhe und quälte stattdessen nur zu gern Yu Shan.
Sie warf auf dem Hof mit Messern, die dumpf in die eine oder andere der hölzernen Säulen drangen, auf denen die Galerie ruhte. Sie räkelte sich in der Sonne, schärfte träge ihr Schwert oder schlief – was häufiger vorkam – ebenso träge. Sie schlief viel und nannte das eine Soldatengewohnheit: geizig mit sich selbst umzugehen, Notwendiges aufzustocken, um es zu haben, wenn es später gebraucht wurde.
Mit später meinte sie vielleicht die Nächte, in denen sie mit ihm wach bleiben und mit seinem Schlafmangel mithalten konnte. In den meisten Nächten blieb sie.
»Yu Shan!«
»Ja, Jiao?«
»Lass das liegen und komm her. Setz dich, setz dich. Ich habe ein Geschenk für dich.«
Setz dich, setz dich bedeutete anscheinend knie dich hin, hier, vor mich, wo ich dich schmücken kann. Sie war immer noch bewundernswert besitzergreifend; vielleicht hatte sie vergessen, dass sie ihn weiterverkauft hatte.
Guangli sah kurz von seiner Werkbank auf, fing Yu
Shans Blick auf und zuckte die Schultern; er drängte ihn nicht, hielt ihn aber auch nicht auf. Überließ es ihm, dies so aufzunehmen, wie es ihm gut erschien – also passiv, leichthin. Der einfachste Weg, mit ihr auszukommen, war zuzulassen, dass sie mit ihm tat, was sie wollte.
Sie hatte ein Amulett mitgebracht, an einer Halskette aus grünen Steinen. Sein Herz setzte keinen Augenblick lang aus: Sie waren alle vom Meer blankgeriebene Kiesel, namenlos und bedeutungslos.
Sie sagte: »Das Grün passt zu deinen Augen; damit habe ich gerechnet. Das Amulett ist irgendeiner hiesigen Göttin zugeordnet, du solltest wissen, welcher …«
Keiner Talgöttin, keiner Berggöttin; woher sollte er es also wissen?
»Ich dachte, ich sollte dir etwas schenken, woran du lutschen kannst«, sagte sie. »Für die Nächte, in denen ich nicht hier bin und in denen du etwas mit deinem Mund anfangen musst.«
Er war sich nicht sicher, ob sie ihn absichtlich zum Erröten brachte oder es gar nicht darauf anlegte. Sie grinste noch immer jedes Mal, wenn sie ihn dabei ertappte.
»Der Mann, von dem ich es habe, sagt, diese Göttin schütze vor Drachen. Dann tut sie das wohl. Lutsch daran – dann wirst du dein ganzes langes Leben lang nicht von Drachen belästigt werden, nehme ich an.«
Sie spottete – und das zeigte deutlicher als alles andere, dass sie eine Fremde war. Sogar Yu Shan wusste um die Drachin unter der Meerenge. Der Mann musste ebenfalls ein Fremder gewesen sein, wenn er in Zeiten wie diesen ein Amulett gegen Drachen aus der Hand
gab. Es war wahrscheinlich einer der kaiserlichen Soldaten aus dem hohen Norden gewesen, wo keiner etwas wusste. Yu Shan konnte sich schon denken, wie das zustande gekommen war: Irgendeine Frau hatte sich zum Strand durchgekämpft und um einen Platz auf einem Boot gefleht, hatte alles geboten, was sie einzutauschen hatte. Das hatte er dann schnell weiterverschachert, warum auch nicht? Er hatte es nicht besser gewusst …
Jiao wusste es nicht besser als er; sie sagte: »Ich mag es, wenn meine Männer hübsch zurechtgemacht sind«, und ließ ihm die Halskette über den Kopf fallen, sodass sie glänzend und unnatürlich auf seinem stumpfen, abgetragenen
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