Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
gewesen war, bevor der Kaiser hergekommen war, um ihn zu entthronen.
Dieser reiche, außergewöhnlich mächtige Mann lag vor dem leeren Thron auf den Knien, ein Bild des Flehens. Beim Klang herannahender Schritte vollzog er den Kotau, und das auf seinem eigenen Fußboden.
Mei Feng entzog ihrem Herrn entschieden ihre Hand und stieß ihn sacht und diskret auf den Thron zu, während sie sich zu seinen Füßen auf ihren bescheidenen kleinen Hocker kauerte.
Der Kaiser ließ sich Zeit damit, sich hinzusetzen, verlagerte sein Gewicht und ließ die Finger über die Schnitzereien der Armlehnen gleiten. Mei Feng fragte sich, ob sie ihm vielleicht ein Kissen holen sollte – aber der Jadethron war nicht als bequeme Sitzgelegenheit gedacht. Und der Kaiser saß darauf an manchen Tagen durchaus stundenlang mit ihr auf dem Schoß, also würde es wohl gehen …
»Erhebt Euch«, sagte er am Ende.
Der Jademeister setzte sich auf seine Fersen und hielt den Blick gesenkt.
»Ban Hsu«, sagte der Kaiser, und Mei Feng spürte einen
Hauch stolzen Wohlbehagens darüber, dass er sich an den Namen des Mannes erinnerte. »Wir sind uns noch bewusst, dass Ihr uns willkommen geheißen habt, indem Ihr uns Euer Haus geschenkt habt.« Nicht dankbar und nicht geliehen – wenn seine Mutter gerissen war, dann hatte er von ihr gelernt.
Der Jademeister Ban Hsu war ein dicker Mann, ein Zeichen seines Erfolgs. Niemand hätte das je gesagt, aber der schlanke Körper des Kaisers zeichnete sein Unglück deutlich vor. Mei Feng liebte seine Magerkeit, aber sie nützte ihm in der Welt nichts.
Ban Hsu verneigte sich auf den Knien liegend noch einmal tief und sagte: »Kaiserliche Majestät, was ich auch besitze – es gehört Euch.«
Das war natürlich wahr, in jeglicher Hinsicht, die sie ermessen konnte. Der Kaiser war nur höflich, bezeichnete etwas als Geschenk, was er sich in Wirklichkeit einfach genommen hatte, weil er es nehmen konnte – weil es ihm bereits gehörte. Die Welt gehört dem Sohn des Himmels ohnehin, aber das Haus eines Jademeisters, dessen Reichtum darauf beruhte, dass er den Stein des Kaisers an ihn lieferte – wie hätte das nicht sein Eigentum und allein das Seine sein können?
Höflichkeit ist eine der Tugenden eines Fürsten. Er sagte: »Wir sind erfreut, uns hier, so weit von der Verborgenen Stadt entfernt, so geehrt zu sehen. Treue wird immer belohnt werden. In welcher Hinsicht kann der Jadethron seinen Freunden zu Diensten sein?«
»Majestät, in dieser Stadt gibt es einen Jadeesser.«
Er hob den Blick und begegnete dem des Kaisers, um
seine Aufrichtigkeit zu beweisen. Das war die einzige Bewegung im Raum. Mei Feng wurde vom plötzlichen Schweigen ihres Herrn ergriffen und dachte: Oh! Deshalb war die Kaiserin sich seiner so sicher …
Und deshalb hatte die alte Frau natürlich recht. Den Stein des Kaisers zu stehlen – ihn sogar zu essen, was die schlimmste Form des Diebstahls war, da er ihm so für immer verloren ging -, war ein schlimmeres Vergehen als Verrat und schlimmer als Rebellion, weil es beides und noch mehr war. Kein Kaiser würde einem Jadeesser gegenüber barmherzig sein.
»Erzählt mir mehr«, sagte er.
»Majestät, einer meiner Männer, der einen meiner Schnitzer beaufsichtigt, kam zu mir, um mir mitzuteilen, dass der Schnitzer ein großartiges Stück Jade hätte, das ich ihm nicht gesandt hatte. Es war ihm aus den Bergen gebracht worden, von einem Jungen aus den Bergwerken. Ich schickte Männer dorthin, um das Stück im Namen Eurer Kaiserlichen Majestät wieder einzufordern und die Diebe zu bestrafen.«
So weit, so gut. Dafür wurden die Jademeister so fürstlich bezahlt – dafür, dass sie sorgfältig Wache hielten.
»Ja«, sagte der Kaiser. »Und dann?«
»Der Junge aus den Bergen kämpfte gegen meine Männer, nackt und unbewaffnet, und sie starben. Der eine Mann rannte, wurde verfolgt und starb selbst beinahe, obwohl er ein Berg von einem Mann und stark wie Stein ist. Es kann kein Zweifel bestehen, Majestät: Dieser Junge ist ein Jadeesser, und der Schnitzer hat ihn ohne Zweifel gefüttert.«
Der Kaiser brummte und schwieg. Wenn Mei Feng zu seinen Füßen eines gelernt hatte, so war es, selbst still zu sein; sie sagte nichts und versuchte, sich nicht zu bewegen, bis er es tat.
Und das tat er, in einem plötzlichen Ausbruch. »Ihr werdet mich zu ihnen bringen.«
Mei Feng freute sich im Stillen, weil seine Mutter ihn wieder einmal falsch eingeschätzt hatte; damit hatte sie ganz gewiss nicht
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