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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Fox
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…«
    »Oh, ich habe ihn auch sonst gesehen. Ich habe schon gesehen, wie Männer hingerichtet wurden.« Sie sagte es leichthin, weil es nicht ganz stimmte. Sie hatte zugesehen, wie ein einziger Mann in ihrem Dorf hingerichtet worden war, als ein Mord geschehen war und deshalb der reisende Beamte mit seinem Henker im Schlepptau auf seinem Esel angeritten gekommen war. Sie war ein kleines Mädchen gewesen, hatte alles gesehen und war danach wochenlang krank vor Albträumen gewesen. Sie hatte das Opfer natürlich gekannt, und auch den Mörder, und es war alles furchtbar gewesen. Diesmal würden Fremde sterben, und das hätte einen Unterschied machen sollen, tat es jedoch nicht. Aber sie würde ihn dennoch nicht gehen lassen, um das hier allein zu erledigen. Sie hielt seine Hand und würde sie einfach weiter festhalten und nicht loslassen; was konnte er da schon tun, wenn er sich nicht vor seinen Soldaten und dem Jademeister lächerlich machen wollte?
    Das sah er ein; vielleicht sagte ihr Seemannsgriff es ihm. Er sagte: »Dann werden wir mit der Kutsche fahren.
Der Stadtkutsche.« Es war ihr Sieg, seine Kapitulation; nicht die erste, aber vielleicht die, auf die es am meisten ankam.
     
    Es kam zu einer unvermeidlichen Verzögerung, als Soldaten herbeigerufen wurden und die Kutsche geholt wurde. Allein wäre er einfach zu Fuß gegangen, während seine Soldaten gerannt wären, um mithalten zu können. Das wäre das Falsche gewesen, ganz jungenhaft, überhaupt nicht kaiserlich. Das wusste er nicht; man musste aus dem einfachen Volk stammen, um richtig zu verstehen, wie ein Kaiser sich verhalten sollte.
    Die Kutsche kam, gezogen von Soldaten, mit genug zusätzlichen Männern, um eine Eskorte zu bilden. Der Jademeister hatte seine eigene kleine Kutsche und sein eigenes kleines Gefolge und würde vorausfahren. Mei Feng nahm an, dass auch ihre Kutsche einmal die des Jademeisters gewesen war, bis der Kaiser sie als Geschenk beansprucht hatte. Kaiserliche Gunst war noch nie billig gewesen.
    Bis die kaiserliche Gunst sie erreicht hatte, hatte sie das Hafenviertel nie verlassen. Seitdem hatte sie den Palast nicht mehr verlassen, nur im Gefolge ihres Herrn. Sie kannte die Küstengewässer, und nun kannte sie auch die Jadestraße sehr gut; die Stadt selbst, zwischen dem Hafen und den Palästen der Reichen, kannte sie überhaupt nicht.
    Das hier war also alles neu: breite Straßen und Märkte, offene Werkstätten, Gassen, in denen alle Gebäude abgeschottet und in sich gekehrt waren. Als die Kutsche
anhielt, wandte sie sich dem Kaiser zu und fand ihn steif und stumm, genauso in sich gekehrt.
    Sie berührte seine angespannte Hand und sagte: »Ihr habt noch nie jemandes Tod befohlen.«
    Ein Seitenblick, ein Moment, in dem er sich mit allem Stolz aufrichtete – und dann ein plötzliches Abwerfen der Last, die Erleichterung des Geständnisses: »Nein. Nein, natürlich nicht. Wann hätte ich dazu auch schon Gelegenheit gehabt?« Als sei es ein Initiationsritual, etwas, auf das jeder Junge sich freuen musste. »Es hat Todesfälle auf dem Marsch hierher gegeben, wenn unsere eigenen Männer gemeutert haben oder zu desertieren versuchten, oder wenn andere von uns stahlen, uns Nahrung verweigerten oder uns den Weg zu verstellen versuchen, oder …« Oder aus hundert anderen Gründen, die er nicht gern aufzählen wollte. »Die Generäle haben diese Tode befohlen. Meine Mutter sagte, wir seien in den Händen der Armee, bis wir sichere Zuflucht gefunden hätten. Manchmal lagen Leichen am Straßenrand, und ich glaube nicht, dass auch nur die Hälfte dieser Tode befohlen war. Ich glaube, dafür waren Soldaten oder Sergeanten verantwortlich, die eigenmächtig gehandelt haben …«
    Unbeobachtet, unkontrolliert, eine Armee auf dem Rückzug. Ja. Sie sah ihn an, öffnete den Mund – und wartete, gab ihm die Zeit, ihr zuvorzukommen.
    Das tat er, nickte, sagte: »So wird es künftig nicht mehr sein. Das ist jetzt meine Armee.«
    »Das wird den Generälen nicht gefallen.«
    »Sie sind meine Generäle. Und können ersetzt werden.«

    »Herr, traut Ihr ihnen?«
    »Mei Feng, ich traue niemandem. Außer dir, natürlich – und dir nur, weil du noch nicht die Zeit hattest, zur Verräterin zu werden.«
    »Noch nicht«, sagte sie. Düster. »Ich lerne schon.«
    »Das weiß ich. Ich sehe dabei zu.«
    Sie lächelten einander an, für den Augenblick zufrieden; dann gab es ein leises Klopfen an der Kutschentür, als jemand die Stufen unvorsichtig davorstellte,

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