Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
weiter sehen zu können, wenn ich dich nur lassen würde.«
»Oh, wo?« Sie sah sich sofort um. »Auf welchen Baum?« Sie war keinen Mast mehr hinaufgeklettert, seit er sie dem alten Yen weggenommen hatte. Sie hätte gern einen kräftigen Stamm gespürt, die Arme darum geschlungen, auch die Beine …
Aber das Leben hatte sich geändert, und sie hatte sich dementsprechend auch innerlich geändert; sie errötete schon über ihre hastigen Gedanken, bevor er ihr die Hände auf die Hüften legte, und sagte: »Wenn ich dich lassen würde. Das werde ich nicht. Du würdest mir vor meiner Armee Schande machen und dir auch noch die hübschen Kleider ruinieren. Sei meine perfekte Gespielin und sei zufrieden damit. Bis wir unter uns sind.«
»Ja, Herr«, sagte sie, lächelte sittsam zu ihm empor und trat beiseite. Ganz die perfekte Gespielin, die sich keine Blöße gab und ihrem Herrn keine Schande machte.
Jeder Blick in die Runde verschaffte ihr Befriedigung. Zu Anfang hatte Mei Feng dieses Projekt einfach nur vorangetrieben,
um so viele Männer wie möglich beschäftigt zu halten – so weit weg von ihren Leuten wie möglich. Jetzt lernte sie, es um seiner selbst willen zu lieben. Sie hatten eine Palaststadt zu bauen, ihr Herr und sie gemeinsam; sie hatten Zeit und Männer und keine Grenzen bis auf die ihrer eigenen Vorstellungskraft; wie hätte sie davon nicht angetan sein können?
Gleichgültig, dass sie kaum etwas von Städten verstand, da sie nur Santung und den Hafen von Taishu je gesehen hatte, und davon eigentlich auch nur die Straßen in Hafennähe. Die Stimme ihres Herrn war die der Erfahrung. Er war in der wahren Verborgenen Stadt aufgewachsen und dann durchs ganze Reich gereist, hatte Stadt um Stadt gesehen und dazu noch eine Armee, die wie eine Stadt auf dem Marsch war; er wusste, wie Leute zusammenlebten, was sie brauchten. Sie kannte nur das Dorfleben, Boote und Fischerei.
Und doch ließ er sie reden und hörte auf sie. Seiner Mutter und seinen Ratgebern machte das nichts aus, solange sie nur über die Stadt sprach. Die war sein Spielzeug, und das war sie auch, darüber waren sich alle einig; sie konnten sich miteinander amüsieren und so vermeiden, weiseren Köpfen im Weg zu stehen.
Mei Feng hätte sich ärgern können, so behandelt zu werden, und noch viel mehr, dass sie ihn so behandelten. Manchmal, wenn sie im Palast war, aufgrund des Regens nicht ins Freie konnte und der Vorsicht der Ratgeber ebenso müde war wie der Forderungen der Kaiserinmutter, wurde sie darüber wirklich wütend. Aber nie sehr entschlossen und nie für lange Zeit. Er lenkte
sie dann immer mit einer Bemerkung oder einer Berührung, einem Kuss oder einem Gespräch ab; manchmal zerrte er sie skandalöserweise mitten am Nachmittag in sein Bett, um sich eine Stunde lang genauso skandalös zu vergnügen.
Und danach holte er die Pläne ihres großartigen neuen Palasts hervor, nahm frisches Papier, rieb etwas Tinte und wandte sich an sie, um sich ihre Ideen anzuhören. Waren die Türme am großen Tor hoch genug? Hatten sie genug Land für den Garten vorgesehen, wenn sie diesen Bach zu einem See aufstauen wollten? Was war mit den Baracken – sollten sie einheitlich sein, oder wollte sie jedes einzelne Gebäude auf unterschiedliche Weise interessant gestalten …?
Und so weiter, bis kein Groll mehr übrig war. Es war wirklich faszinierend, eine Stadt zu bauen. Eine Idee im Kopf und dann auf Papier keimen zu lassen, mit ihm darüber zu sprechen, sie als Modell zu sehen, bevor sie dann vermessen und auf dem Boden markiert wurde … Das war ein Wirklichkeit gewordenes Kinderspiel und bereitete ihr ständig Freude; es war ihr völlig gleichgültig, was die Älteren dachten. Sie hielten es vielleicht für eine Spielerei, aber sie wusste es besser. Sie hielten vielleicht auch sie für eine Spielerei, aber auch das wusste sie besser.
Am Ende hatte sie den Platz für den Herbstpalast ausgewählt. Hier in den Ausläufern der Berge, die hinter ihnen aufragten, während sich vor ihnen weite Ebenen erstreckten. Der Hafen von Taishu war nur ein ferner
Fleck am Horizont. Nahe bei der Jadestraße, aber nicht direkt daran – sodass die Soldaten eine Stichstraße würden bauen müssen, mehr Arbeit, mehr Männer – hatten sie einen Hügel gefunden, der einsam aufragte und wie ein Wächter über das Land blickte.
»Hier«, hatte sie gesagt, »baut hier. Seht, wir können eine Mauer ganz um den Hügel ziehen, die Soldaten und Schreiber auf die
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