Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
unerwartet und unwillkommen. Der Tod stand auch in ihren Augen, lag in ihrem Atem, durchströmte ihre Finger: der Tod, den sie jedem verhießen, der ihnen nachschlich, jedem, der jetzt hinter der Umfriedung auf sie wartete.
Der Tod rief sie, sang: Sie rannten darauf zu, wie Männer es immer tun.
6
M ei Feng saß auf einem Baum, mit Messern und angespannten Nerven.
Es war der höchste Baum innerhalb der Umfriedung; genauer gesagt war es der einzige richtige Baum dort, der vielleicht um seiner selbst willen stehen gelassen worden war, weil er jung, hoffnungsvoll und entschlossen war, wie die, die die Siedlung gebaut und das Tal für sich beansprucht hatten – und es nun verteidigen würden.
Mei Feng sollte kein Teil dieser Verteidigung sein. Der Kaiser hatte versucht, sie mit den Schleuderern über den Fluss zu schicken, aber sie hatte sich geweigert mitzugehen. Sie hatte versucht, mit ihm in die Wälder zu gehen, um denjenigen, die sie gejagt hatten, aufzulauern, aber er hatte sich geweigert, sie mitzunehmen. Beide waren von der Sturheit des jeweils anderen aufgehalten worden; keiner von beiden war zufrieden gewesen. So war sie jetzt hier in der Siedlung, weder in Sicherheit noch nützlich, frustriert und verängstigt.
Auf den Baum zu klettern, war das Beste gewesen, was ihr eingefallen war: nicht aus Furcht, wie ein Bär, der auf
einen Baum flüchtete, sondern, um sich einen Überblick zu verschaffen. Sie hatte gesagt, sie könne den anderen Bescheid geben, was der Feind tat, wie es ihren Freunden erging, wo Hilfe am nötigsten sei; aber das diente nur ihrer eigenen Beruhigung. In Wirklichkeit würde niemand auf sie hören, das wusste sie.
Sie war nur auf zwei Drittel der Höhe des Baums hinaufgeklettert; er war hoch, aber schlank, und der Stamm schwankte schon wie ein Mast im Wind. Wenn sie nicht stillhielt, bog er sich wie ein Mast im Sturm.
Das war hoch genug. Der Baum stand gerade innerhalb der Palisade der Siedlung und erlaubte ihr, weit über den gerodeten Grund zwischen hier und dem Fluss zu blicken. Der Waldrand war eine klare Linie, Bäume und Unterholz, die rasch in Schatten übergingen.
Wenn sich etwas hinter dieser Linie regte, stieß sie einen einzigen klaren Schrei aus, um die Neuigkeit zu verkünden. Wenn sie ihre Pflicht getan hatte, widmete sie sich wieder dem Ausschauhalten und Sorgenmachen. Der Kaiser war irgendwo in diesem Wald. Er musste jetzt schon Berührung mit den Rebellen gehabt haben, Klinge an Klinge. Er hatte andere bei sich, aber nicht genug: Wie konnten drei Kämpfer sich schon für seine Sicherheit verbürgen? Er war es nicht gewohnt, persönlich in Gefahr zu sein, er würde sich vergessen: Sein Zorn und seine Arroganz zusammengenommen würden ihn in einen Kampf locken, den er nicht gewinnen konnte, und er würde verloren sein. Vielleicht war er schon längst verloren: Eine Leiche mehr in den Wäldern …
Sie wusste es nicht, sie konnte nichts sehen.
Was sie dann doch sah, war, dass die Rebellen anrückten.
Sie kamen im Laufschritt, ein kompakter Keil, und ließen sich kaum von dem leichten Steinhagel stören, der von den jungen Leuten jenseits des Flusses ausging. Diese standen nun in offenem Gelände, wirbelten herum und schleuderten, aber mit wenig Erfolg: Ein Mann stolperte und fing sich wieder, ein paar andere würden eine Weile mit harten, dunklen Prellungen herumlaufen. Mehr Schaden richteten sie nicht an.
Unter den Nadelstichen dieser Steine eng zusammengedrängt stürmte die dichte Phalanx auf den Palisadenzaun zu, der die Siedlung umgab. Besser gesagt: auf die Lücke im Zaun. Sie war so breit wie zwei Männer, die Kopf an Kopf lagen; dort hätte es eigentlich ein Tor geben sollen, aber aus irgendeinem Grunde war keines da.
Getrieben von Zorn und Blutdurst und angestachelt von den Steinen würden die Rebellen keine Zeit haben, darüber nachzudenken.
Sie hoffte, dass sie dazu keine Zeit haben würden. Wenn Männer gemeinsam so schnell rennen, wer will dann schon der erste sein, der langsamer wird und eine Frage stellt? Und wie kann er seine Kameraden dazu bringen zuzuhören?
Einige sind immer schneller als andere: Drei oder vier Männer führten die Meute an, als sie zu dieser verlockenden Lücke kamen, und brachen durch.
Andere drängten dichtauf nach. So dichtauf und so schnell, dass sie nicht anhalten konnten, als sie sahen, wie die Männer vor ihnen wortwörtlich einbrachen.
In den Boden, auf dem sie zu rennen versuchten, über eine offene, trügerische
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