Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains
den Kaiser selbst. Wenn sie den Morgen überleben konnten.
Bis zum Morgen war noch Zeit totzuschlagen. Er sagte: »Erzähl mir mehr.«
»Die Ländereien des Clans sind so gut wie erschöpft: Die Adern, die wir ausbeuten, versagen, und wir können keine weiteren finden. Und es gibt zu viele von uns, fast mehr, als wir ernähren können.«
Yu Shan nickte. So hatte er es immer gehört: Wenn die Bergwerke eines Tals so gut wie erschöpft waren, würden die Familien dieses Tals mehr Kinder als üblich bekommen, um so eine Streitmacht zu erhalten, die mehr Land beanspruchen konnte. Doch nicht so, losgelöst und fern der Heimat. Er fragte: »Warum seid ihr hergekommen?«
»Weil der Chao-Clan umzingelt ist; beiderseits von
uns und auf den Höhen über uns siedeln andere Clans. Dort gibt es keine Jade. Unsere Ältesten würden keinen Krieg gutheißen, um einem anderen Clan sein Gebiet streitig zu machen. Sie wollen sich an das klammern, was sie haben, und einer anderen Generation das Verhungern überlassen. Uns. Darauf konnten wir nicht warten. Wir hätten sie absetzen können, aber …«
Aber es gab nur eines, was schlimmer als ein Clankrieg war, und das war Rebellion, die Erhebung gegen die eigenen Anführer. Söhne, die gegen ihre Väter kämpften. Das verstand sich von selbst.
»Also sind wir gegangen«, sagte Doshun. »Das hier … ist der Ort, an den wir gelangt sind. Das, was wir finden und festhalten konnten.« Schlechtes Land, aber besser als nichts – und noch besser: Niemand machte es einem streitig. Man musste gegen niemanden kämpfen. Magere Jade, aber wenigstens überhaupt Jade. Für eine Generation, für eine gewisse Zeit.
Im Stillen dachte Yu Shan, dass sie bald genug dennoch kämpfen würden: gegeneinander. Ohne die Überlieferung und Autorität der Familie, um ihnen ihren Platz und ihre Bestimmung zuzuweisen – warum sollten sie da nicht um das kämpfen, was ihrem Nächsten gehörte? Cousin gegen Clancousin …
Die Dämmerung erhellte den Himmel, lange bevor sich auch nur eine Andeutung von Sonne über dem Ostrand des Tals zeigte.
In diesen langen Schatten näherten sich die Assassinen. Sie kamen durchs Halbdunkel geschlichen wie halb
vergessene Geister. Manche rückten auf dem gangbaren Pfad entlang des Flussufers vor, während andere tiefer in den Wäldern mit ihnen Schritt hielten. Sie blieben alle an dem Ufer, an dem die Fährte verlief, hielten mit schrillen, kurzen Pfiffen Kontakt. Sie näherten sich im Tempo eines Fährtenlesers, aber noch immer schnell genug; die, denen sie folgten, hatten reichlich Spuren hinterlassen, besonders mit den drei Verletzten, die nicht sehr achtsam gewesen waren.
Es verging eine gewisse Zeit, bis ein Mann auf dem Pfad am Fluss bemerkte, dass er schon eine Weile nichts mehr von der Nachhut gehört hatte: keine unabsichtlichen Geräusche, keine absichtlichen Pfiffe.
Er warf einen Blick zurück und fand heraus, dass er in jeder Hinsicht selbst die Nachhut war: Hinter ihm waren keine Rebellen in Sicht.
Ein Ruf brachte die vor ihm zum Stillstand. Der Mann und ein weiterer kehrten auf dem Pfad zurück, um nachzusehen, was aus den Verschwundenen geworden war.
Sie liefen weder weit noch schnell – oder auch nur schnell genug. Noch in Sichtweite der anderen Männer brachen sie zusammen und stürzten, einer auf den Pfad, der andere ins rasch strömende Wasser.
Einer der Zurückgebliebenen rief: »Schleudersteine! Schnell, zwischen die Bäume …!«
Die Luft war plötzlich ringsum von tödlichen kleinen Geschossen erfüllt. Sie konnten sogar die Gestalten mit den Schleudern erkennen, die zwischen den Baumstämmen umherhuschten, unerreichbar auf dem anderen Ufer.
Zwischen den Bäumen in Sicherheit sammelten sie sich alle, Vorhut und Flanken; formierten und ordneten sich neu, drangen weiter vor. Sie folgten jetzt nicht mehr der Fährte, da sie wussten, dass sie es mit einem anderen Feind zu tun hatten. Sie blieben im Schutz der Bäume und hatten vor, das Wasser weiter oben zu überqueren, zurückzukehren und die Angreifer zu finden. Einige, so dachten sie, waren Mädchen gewesen; das machte keinen Unterschied, es sei denn, sie erwischten eines von ihnen lebendig.
Mädchen, so dachten sie sicher, Jungen, die Steine übers Wasser schießen: Sie haben Angst vor dem Nahkampf, vor einer richtigen Schlacht …
Sie sahen noch immer nicht hinter sich. Das tun Soldaten gewöhnlich nicht. Sie wissen, wo der Feind ist: vor ihnen, in der Richtung, in die sie
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