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Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains

Titel: Geschmiedet in Feuer und Magie - Fox, D: Geschmiedet in Feuer und Magie - Dragon in Chains Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Fox
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Ast stand und sich reckte, um besser sehen zu können, und vor Aufregung schwankte, sodass der Ast und der ganze, schmale Baum gleich mitschwankten.
    Sie bekam den Moment mit, in dem der Kampf Mann gegen Mann begann, sah, wie ihr Mann seinen Mann fand. Erst einen Augenblick später hörte sie – weil die Götter alle Nachrichten verzögern – den Aufprall, Klinge auf Klinge.
    Die Rebellen waren das ganze Jahr lang quer durch die Welt gejagt, um dies zu erreichen. Der Kaiser war aus seinem Reich geflohen, um dies zu vermeiden. Es hätte ein großer Krieg sein sollen, nicht dieser winzige Zusammenstoß auf unsicherem Boden. Wenn sie eine Hand vom Stamm löste, konnte sie das ganze Scharmützel mit dieser Hand verdecken. Dann würde sie nicht hinsehen müssen …
    Wenn sie noch höher kletterte, würde sie vielleicht besser sehen können. Sie sah, wie der Kaiser auf seinen ersten Gegner traf und endlich – zu spät! – aufhörte, zu rennen; sie sah, wie die Rebellen ihn umzingelten, ein zweiter Mann, ein dritter …
    Sie kletterte, als sei der ferne Klang von Waffen und Männern eine Klinge, die ihr unter die Haut drang. Es war gut zu klettern, sich auf die Unmittelbarkeit ihrer Finger und Füße zu konzentrieren, aufs Zupacken, auf die Anstrengung; aber das war Feigheit, und sie wollte nicht feige sein, und ihr Mann war da draußen. Der Baum bog sich und schlug unter ihrem geringen Gewicht
aus, aber sie musste hinsehen: Sie durfte nicht einfach so hoch klettern und dann den Blick abwenden.
    Sie sah, dass ihr Kaiser noch auf den Beinen war, was ein Segen war; dass er noch kämpfte, was ein Wunder war, und dass er es gut zu tun schien. Er und die Männer, die gegen ihn kämpften, wirbelten herum, drehten sich und stachen zu, während ihre Klingen aufblitzen, parierten und ausholten. Yu Shan war jetzt auch da, Jiao und Doshun ebenfalls, obwohl ihnen allen die Anmut des Kaisers fehlte. Mei Fengs Augen kehrten zu ihm zurück, und ihr Herzschlag beruhigte sich fast zu einem normalen Puls, weil er großartig war, die anderen verlässlich waren und die Leichen am Boden alle Rebellen gehörten. Und jetzt würden die Bergleute aus der Umfriedung jeden Augenblick da sein, und dann konnte sie sicher diesen erstickenden Knoten der Nervosität runterschlucken und ihren Mann einfach für seine Kraft und seine Leistung bewundern, umgeben von all den übel zugerichteten Leichen seiner Feinde …
     
    Aber genau in diesem Augenblick brach die schöne, flüchtige Vision in sich zusammen, weil er leichtsinnig oder unachtsam war oder sich einfach für unsterblich hielt, wofür ihn doch nur die Bauern halten sollten …
    Da war eine Klinge, die er nicht parierte, ein Hieb, den er nicht sah oder erreichen konnte, von dem er annahm, dass er auf anderem Wege aufgehalten werden würde, durch das Eingreifen eines anderen oder eines Gottes, weil er der Kaiser und der Sohn des Himmels war und deshalb unverwundbar.

    Sie sah nicht den Schlag selbst. Was sie natürlich sah, war er: Er, wie er plötzlich stillhielt und dann zusammenbrach, zwischen die trampelnden Füße und aufeinandertreffenden Klingen derer stürzte, die noch kämpften.
    Sein Sturz half dem Mann, der ihn getroffen haben musste, wenig, weil so eine Lücke entstand, in die Yu Shan trat und zuschlug. Sie sah diesen Hieb und das, was er anrichtete: Er hackte den Rebellen beinahe entzwei. Das spielte keine Rolle. Es war bedeutungslos. Was eine Rolle spielte, war der Kaiser, nur einer unter all den hingestreckten Körpern: Sie konnte ihn in ihrem Entsetzen kaum zwischen seinen Leuten sehen, die zusammenströmten und sich um ihn drängten.
    Sie konnte nicht hier auf dem Baum bleiben wie ein verängstigtes Tier; sie würde sich nicht die Zeit nehmen hinunterzuklettern. Stattdessen kletterte sie weiter. Je höher sie kam, desto mehr bog sich der Baum unter ihr, bis sie schließlich kopfüber daran hing, Arme und Beine um den Stamm geschlungen, und entschlossen weiterkletterte. Er schwankte auch, mittlerweile wild, schlimmer als jede Mastspitze; der alte Yen hätte sie niemals in einem derart starken Sturm klettern lassen.
    Aber sie kletterte, bis sie nicht mehr kletterte, bis der Baum sich so weit gebogen hatte, dass seine Krone den Boden berührte.
    Dann ließ sie sich an den Armen herabbaumeln und zog an dem Stamm, um mehr Schwung in das knarrende Holz zu bringen. Der Baum neigte sich, schnellte zurück, versuchte, sie abzuwerfen, schaffte es nicht und neigte sich deshalb wieder, noch

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