Gesetz des Todes
üblich Dillon und seine Freunde am Werk.«
Nachdem Roper ihr die ganze Geschichte erzählt hatte, saß Greta ziemlich schockiert da und schüttelte den Kopf. »Jetzt steckt Ashimovs Hals aber ganz tief in der Schlinge. Sie müssen verstehen, Roper, man wird ihn nach Russland zurückbeordern, und was sie dort mit ihm anstellen, daran möchte ich lieber gar nicht denken. Man wird ihn für alles verantwortlich machen.«
»Das ist das Problem.«
»Dann sind die Zubins also hier in London?«
»Eine Etage über Ihnen.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Sie werden in Kürze zum Mittagessen herunterkommen. Möchten Sie Ihnen nicht Gesellschaft leisten? Sie haben die beiden doch in Moskau kennen gelernt.«
Greta stand auf. »Warum nicht?« Sie ging zur Tür, Doyle folgte ihr, und dann drehte sie sich noch einmal um. »Ich liebe mein Land, Roper. Aber ist das sinnvoll?«
»Wenn Sie zurückkehren, werden Sie auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Stalin mag ja schon ein paar Jahre tot sein, aber in so mancher Hinsicht hat sich nicht viel geändert, Greta.«
Langsamen Schrittes verließ sie das Zimmer.
Ashimov flog im strömenden Regen von Ballykelly nach London. Er fand den Wodka und schenkte sich ein Glas ein. »Was ist das nur für ein verfluchtes Land, in dem es jeden Tag regnet? Ich werde froh sein, wenn ich hier endlich wegkomme.«
»Wohin? Nach Russland? Um diese Jahreszeit herrscht dort ein lausiges Wetter. Geht Ihnen das eigentlich nie auf die Nerven?«, fragte Bell.
»Was denn?«
»Unser Job. Jahr für Jahr in der Schusslinie zu stehen, gefälschte Pässe, Lügen.«
Ashimov nahm noch einen Schluck Wodka. »Ich habe meine Arbeit geliebt, immerhin habe ich mich vom einfachen Soldaten hochgearbeitet. Dieses Jahr hätten sie mich mit Sicherheit zum Oberst befördert. Offiziell gehöre ich immer noch zur GRU, obwohl ich der Chef von Belovs Sicherheitsdienst war. Sie wissen ja, dass ich früher einmal im Auftrag des KGB erstklassige Arbeit für die irische Sache geleistet habe.«
»Das will ich nicht abstreiten.«
»Und dann erschienen Ferguson und Dillon auf der Bildfläche. Dieser verfluchte Dillon. Die Geschichte mit Zubin hat mein Leben ruiniert.«
»Und Sie glauben, dass Volkov Sie wieder in sein goldenes Buch aufnimmt, wenn Sie Zubin und seine Mutter kalt stellen?«
»Es wäre sogar noch besser, wenn ich Ferguson und Dillon erledigen könnte. Ich will die beiden in der Hölle schmoren sehen.«
Obwohl er schon ziemlich betrunken war, schenkte sich Ashimov noch einmal das Glas voll, und Bell, der auf der anderen Seite des Mittelgangs saß, nahm sich eine Zeitung und gab vor zu lesen. Er bereute es bereits, dass er sich in diese Sache hatte hineinziehen lassen. Aber die Zeiten waren hart. Vorbei die goldenen Tage, als man mit einer Knarre in der Tasche und einem Lied auf den Lippen für die glorreiche Sache gekämpft hatte. Fünfzigtausend Pfund Sterling. Er musste sich eben mit diesem Verrückten arrangieren. Schließlich ging es nur um zwei Tage.
Chomsky hatte Levin nicht die ganze Wahrheit über Popov erzählt, seinen Mann auf dem Boot in Hangman’s Wharf, hatte ihm verschwiegen, dass Popovs Mutter, wie auch die von Levin, Engländerin war. Sie starb an Krebs, während ihr Sohn in Tschetschenien diente. Popovs Mutter hatte noch eine jüngere Schwester, die in Islington lebte, und so fand Popov bei seiner Versetzung an die Londoner Botschaft nicht nur eine Tante vor, sondern eine ganze Familie. Sein Englisch war nicht nur ausgezeichnet, wie Chomsky gesagt hatte, es war perfekt, was für seinen Einsatz in Hangman’s Wharf von ungeheurem Vorteil war, da niemand an seiner englischen Herkunft zweifeln würde.
Popov ging in den Pub, bestellte einen Hackfleischauflauf mit Kartoffeln und trank ein Bier dazu. Anhand der Fotos, die man ihm gezeigt hatte, erkannte er Harry und Billy Salter auf den ersten Blick. Bei seiner Arbeit draußen auf dem Boot hatte er die beiden zu dem Lagerhaus gehen und darin verschwinden sehen. Daraufhin war er ebenfalls in diese Richtung geschlendert und hatte die Informationstafel neben dem Eingang gelesen, auf der die Erfolge der Salter Developments gepriesen wurden.
Im Foyer gab es eine kleine Ausstellung mit Plänen und Grundrisszeichnungen, und in den aufliegenden Broschüren konnte man lesen, wie extravagant die Wohnungen ausgestattet waren, besonders das Penthouse. Am Ende des Kais stand ein weiteres Gebäude direkt an der Themse, mit einer Reihe von Balkonen und den
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