Gesetz des Todes
immer.«
»Selbstverständlich.«
»Solange wir wissen, wo wir stehen.« Levin lächelte. »Und jetzt gehe ich besser und mache mich an die Arbeit.«
Er installierte eine Kommandozentrale in der Botschaft, mit Feldwebel Chomsky als Leiter der Nachrichtenabteilung, und stellte ein Team von sechs Männern zusammen, die befugt waren, den Fuhrpark nach ihrem Ermessen zu benutzen. Ihnen standen einige schwere Suzuki-Motorräder zur Verfügung, ebenso ein Servicewagen der staatlichen Telefongesellschaft und ein kunstvoll beschrifteter Lieferwagen eines imaginären Kurierdienstes.
Später rief Levin Chomsky und die sechs Männer zu sich. Sie stellten sich in einer Reihe auf, und er ließ jeden einzelnen das Schreiben von Präsident Putin lesen. »Noch Fragen?«, sagte er und erhielt erwartungsgemäß keine Antwort. »Hierbei handelt es sich um eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit, deshalb erwarte ich absoluten Gehorsam. Keine Fragen, keine Einwände. Andernfalls lasse ich Sie an einen äußerst unerfreulichen Ort verfrachten. Chomsky?«
»Zu Befehl, Hauptmann.«
»Feldwebel Chomsky und ich haben Afghanistan und Tschetschenien überlebt. Und da Großbritannien diesen Ländern in jeder Hinsicht vorzuziehen ist, haben wir nicht vor, die Sache in den Sand zu setzen. Sind wir da einer Meinung, Feldwebel?«
»Voll und ganz, Hauptmann.«
»Gut. Ich werde eine Liste der erforderlichen Gerätschaften aufstellen. Sie werden alles erhalten, was Sie brauchen.« Er lächelte. »Außer Frauen. Für Frauen sind Sie selbst zuständig.«
Damit verließ Levin den Fuhrpark. Die Männer lachten nervös, und einer von ihnen sagte: »Wo hat er denn diesen Akzent aufgeschnappt? Und dieser Anzug! Ist dieser Herr etwa vom anderen Ufer?«
Chomsky fixierte den Mann mit einem ernsten Blick. »Ich an Ihrer Stelle würde so etwas nicht einmal denken, geschweige denn laut aussprechen. Für diesen Satz würde Levin Ihnen auf der Stelle eine Kugel durch den Kopf jagen und dabei noch lächeln. Und jetzt an die Arbeit, Männer.«
Die konspirative Wohnung in Holland Park war natürlich das naheliegendste Zielobjekt. Deshalb hatte Chomsky ein Stück weiter die Straße hinauf den Wagen der Telefongesellschaft geparkt, einen Schachtdeckel zur Seite schieben lassen und dort einen Mann mit gelber Sicherheitsweste und Helm platziert, der angeblich Reparaturarbeiten versah. In einer Nebenstraße wartete ein Motorradfahrer auf seiner Maschine auf seinen Einsatz.
Vor Fergusons Wohnung am Cavendish Place harkte ein Gärtner die Blumenbeete in der Mitte des Platzes.
Levin hatte auch an Dillons Cottage in Stable Mews gedacht, sich dann aber dagegen entschieden. Irgendwie fühlte er sich dem Mann mehr und mehr verbunden.
Er sagte zu Chomsky: »Dillon lassen wir aus dem Spiel. Bei der kleinsten Abweichung von der Normalität in seiner Umgebung wittert er sofort den Braten. Genau wie ich.«
Chomsky, ein Jurastudent, der nur durch Einberufung zur Armee gekommen war, hatte in Afghanistan und Tschetschenien gedient und festgestellt, dass es ihm beim Militär gefiel. Er hatte sich genau in die Unterlagen dieser Angelegenheit eingelesen.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sie in einem Hotel untergebracht haben, deshalb tippe ich als vorübergehende Maßnahme auf Holland Park.«
»Und später?«
»Weiß der Himmel. Ein Haus irgendwo. Wenn der Hauptmann gestatten?« Er schlug eine Akte auf. »Ich habe mir erlaubt, diese Salter-Gangster genauer unter die Lupe zu nehmen. Verglichen mit ihnen ist die Moskauer Mafia ein Haufen armer Schlucker. Die Salters sind mehrfache Millionäre.«
»Sie sind nicht auf den Kopf gefallen, Chomsky. Ich vergaß, dass Sie vor Ihrem Armeedienst zwei Jahre Jura studiert haben.«
»Sie besitzen Häuser und Firmen in ganz London, Hauptmann. Und das sind keine Krämerläden, sondern erstklassige Unternehmen in den besten Lagen.«
»Und welche Schlüsse haben Sie daraus gezogen?«
»Hangman’s Wharf scheint das Zentrum zu sein, Hauptmann, von wo aus sie operieren. Genauer gesagt dieser Pub, der Dark Man. Ich habe mich dort mal umgesehen. Am Kai liegen ganz unterschiedliche Schiffe und Boote, auf einigen wohnen Leute, andere arbeiten dort. Ich habe ein Boot gefunden, das seinen Liegeplatz genau gegenüber von dem Pub hat und zu vermieten ist. Auf dem werde ich Popov einquartieren. Zur Tarnung kann er den verdammten Kahn streichen oder was auch immer. Und ich werde ihm eine Suzuki zur Verfügung stellen. Man weiß ja nie,
Weitere Kostenlose Bücher