Gesetz des Todes
deinen Bentley ausleihen?«
»Nein, kannst du nicht, er steht immer noch in der Werkstatt. Aber du kannst den Aston Martin nehmen. Was steht an?«
»Ferguson wird die Novikova freilassen. Er will sie bei der russischen Botschaft abliefern.«
»Na, das sind ja interessante Neuigkeiten.«
Dillon wandte sich an Billy. »Kannst du in deinem Zustand fahren?«
»Immer.«
Nachdenklich betrachtete Dillon die Regentropfen, die gegen die Fensterscheiben prasselten. »In England regnet es nie, es schüttet nur ununterbrochen. Bis später, Harry.« Und weg war er.
Auf der Fahrt durch die Wapping High Street fragte Billy: »Was hat der alte Fuchs vor?«
Dillon steckte sich eine Zigarette an. »Wie ich Ferguson kenne, reizt ihn das Spiel, Billy, das Spiel. Wirst du dessen nie müde?«
»Nicht wirklich. Ich war ein kleiner Gangster. Okay, ich hab für meinen Onkel gearbeitet, hatte genügend Geld, konnte damit prassen, aber dann kam der Zeitpunkt, als wir das erste Mal mit euch zu tun hatten – mit dir, dem alten Haudegen Ferguson, Hannah …« Er verriss das Lenkrad ein wenig und bremste ab. »Entschuldige, Dillon, das ist mir so herausgerutscht.«
Dillon zuckte mit den Achseln. »Was denn? Du hast eine liebe, alte Freundin erwähnt, die immer in unseren Herzen lebendig bleiben wird, Billy.«
Sie bogen nach Holland Park ab. »Ich bin immer an deiner Seite, Dillon. Was auch passiert, was immer getan werden muss.«
»Ach, wie ist es schön, noch so jung zu sein«, meinte Dillon versonnen. »Aber jetzt lass uns Greta abholen.«
Roper saß in bester Stimmung vor seinen Monitoren. »Unsere Quellen in Dublin haben soeben die Ankunft einer Belov Falcon bestätigt. Chomsky und Popov sind laut ihren Reisepässen zu britischen Staatsbürgern mit ulkigen Namen mutiert.«
»Na, das ist nichts Neues. Das geht schon seit Jahrhunderten so«, gab Dillon zurück.
»Und Levin hat genügend jüdisches Blut in den Adern, dass er schon seit Oliver Cromwells Zeiten hier leben könnte. Was haben die Herren vor?«
»Das weiß der liebe Gott. Aber wir werden es bald erfahren.«
»Glaubst du?«
»Ich bin schon lange genug in diesem Geschäft, um es zu wissen«, beschied ihm Dillon lächelnd.
»Was treibt unsere Lady?«
In dem Augenblick kam Doyle mit einem Koffer in der Hand herein, gefolgt von Greta in ihrem schwarzen Hosenanzug und dem Staubmantel.
»Und, wohin soll die Reise gehen?«
»Ferguson möchte, dass wir Sie in der russischen Botschaft abliefern«, erklärte ihr Dillon.
»Verstehe.«
»Er scheint der Ansicht zu sein, dass Sie gewisse Dinge nicht aus seinem Blickwinkel betrachten wollen.«
»Das stimmt.«
»Sehen Sie, und da liegt das Problem.«
»Ich möchte Sie daran erinnern«, warf Roper ein, »dass Igor Levin mir bei unserem letzten Gespräch ans Herz gelegt hat, Ihnen zu sagen, dass Sie keine Dummheiten machen sollen. Und ich würde meinen, er ist ein Meister darin, das Richtige zu tun.«
»Ein Meister darin, das zu tun, was für Igor Levin richtig ist.«
»Okay, meine Herrschaften, wir vergeuden hier nur unsere Zeit. Bringen Sie den Koffer zu dem Aston Martin, Doyle. Wir kommen gleich nach.«
Roper versuchte es noch einmal. »Das ist Ihre letzte Chance, Greta, oder wollen Sie wirklich eine Dummheit begehen?«
»Zum Teufel damit – und zum Teufel mit euch allen.« Sie rauschte hinaus wie ein Schiff unter vollen Segeln.
Auf der Fahrt durch Londons Straßen, Dillon saß vorn neben Billy, lehnte Greta sich in ihrem Sitz zurück und schaute mit ernstem Gesicht mal nach rechts, mal nach links. Dillon sagte kein Wort, und Billy, der den Fingerzeig verstanden hatte, blieb ebenfalls stumm.
Nach einer Weile brach Greta das Schweigen. »Himmel, seht euch das an. Müssen diese Menschen so leben?«
Billy seufzte. »In Moskau hat es geschneit, als ich kürzlich dort war. Und es war verdammt viel kälter als hier.«
»Jedoch längst nicht so kalt wie in Sibirien«, setzte Dillon nachdrücklich hinzu.
Der Aston Martin fuhr die High Street entlang, bog nach Kensington Palace Gardens ab und hielt direkt auf die russische Botschaft zu, als Greta sich plötzlich vorbeugte und Billy an der rechten Schulter rüttelte.
»Nein!«, rief sie.
Er bremste. »Was heißt das, nein?«
»Ich will da nicht hinein. Bringen Sie mich zu Ferguson.«
»Zum Cavendish Place, Billy«, meinte Dillon betont gelangweilt. »Ich bin sicher, die Dame wird dort bereits erwartet.«
Am Cavendish Place angekommen, parkte Billy den Aston Martin
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