Gesetze der Lust
Vater, der willens und bereit war, ihn allein schon für den Gedanken daran umzubringen. Und Michael wusste, dass Griffin etwas Besseres als ihn verdient hatte – etwas Besseres als ein dummes Kind ohne Geld, ohne Ruhm, ohne irgendetwas Besonderes.Und Griffin verdiente vor allem etwas Besseres als einen Feigling, der sich nicht traute, ihm seine Gefühle zu gestehen.
Also schaute Michael nur in eifersüchtigem Schweigen zu, wie Nora hart und laut kam, während Griffin sie an den Hüften hielt. Noch ein paar Stöße, und auch Griffin kam leise aufseufzend. Michael schloss die Augen und versuchte, sich das Geräusch, das Griffin beim Orgasmus machte, für immer ins Gedächtnis zu brennen. Er würde es vielleicht nie wieder hören, dabei war der kleine Seufzer, der den Bruchteil einer Sekunde in Griffins Kehle verweilte, der schönste und erotischste Klang, den Michael jemals in seinem Leben gehört hatte. Er könnte ihn für den Rest seines Lebens jeden Tag hören und würde seiner nie müde werden.
Griffin zog sich aus Nora zurück, und sie rollte sich auf den Rücken und streckte eine Hand nach Michael aus.
Michael musste nicht fragen. Er hockte sich zwischen ihre Knie, und Nora schob ihre Hand in seine Boxershorts, befreite seinen Schwanz und führte ihn langsam in sich ein. Sie war so warm, so feucht. Als er tief in ihr war, schlang sie ihre Beine um seine Taille und drehte sich langsam herum, bis Michael flach auf dem Rücken lag und Nora auf ihm saß. Er schloss die Augen und verlor sich in ihrer unglaublichen Hitze. Ihre Lippen liebkosten seinen Hals, seine Wangen.
„Erzähl es ihm, Michael“, flüsterte sie. Der Fall ihrer Haare verbarg ihre Worte vor Griffins Ohren. „Sag es ihm einfach.“
Michael schüttelte den Kopf.
„Das kann ich nicht“, flüsterte er.
Nora fuhr fort, sich auf ihm zu bewegen, nahm ihn in sich auf, bevor sie ihn fast hinausgleiten ließ, um ihn gleich darauf wieder in sich zu versenken. Michael stöhnte vor körperlicher Lust, obwohl die Klinge der Verzweiflung sich in seine Brust bohrte.
Irgendetwas strich über Michaels Hand, und er riss die Augen auf. Als er den Kopf drehte, sah er Griffin ausgestreckt neben sich und Nora liegen. Er hatte Michaels Hand in seine genommen und ihre Finger miteinander verschränkt. Griffinsagte nichts. Michael sagte nichts. Sie starrten einander nur an, bis Michael seine Augen wieder schließen musste, weil er sich endlich in Nora entlud.
Selbst als er stumm erzitterte, hielt Griffin seine Hand so fest, dass es beinahe wehtat.
Und auch während sein Körper von einem unglaublich heftigen Orgasmus erschüttert wurde, ließ Michael seine Hand nicht los.
Suzanne kam um fünf Minuten vor Mitternacht am Pfarrhaus an. Erst sah sie in der Kirche nach und fand sie verschlossen und verlassen vor. Nur die kleine Kapelle war rund um die Uhr geöffnet, doch dort war Father Stearns nicht. Auf dem kurzen Weg zum Pfarrhaus klopfte ihr Herz so stark, dass es sich anfühlte, als befände es sich außerhalb ihres Brustkorbs. In ihrer beruflichen Laufbahn hatte sie Politiker, die mächtig genug waren, sie und ihre Familie zu zerstören, mit ihren Lügen konfrontiert … hatte sich fremden, bis an die Zähne bewaffneten Generälen gestellt. Aber noch nie zuvor hatte sie so eine Angst gehabt. Sie erinnerte sich an ihre Reaktion auf Father Stearns, auf Søren, in der Nacht im Pfarrhaus, als sie ihn angefleht hatte, ihr seinen Körper zu geben, sie zu nehmen.
Aber jetzt wollte sie ihn betteln lassen. Und sie würde ihm die gleiche Gnade zeigen wie er ihr. Nämlich gar keine.
Das Pfarrhaus lag dunkel und still da. Sie hörte von drinnen keine Schritte, sah durch keines der Fenster ein Licht brennen. Wo könnte er um diese Zeit sein, wenn nicht zu Hause? Nachdem sie sich die Frage gestellt hatte, wusste sie die Antwort. Er könnte überall sein. Dieser Priester spielte nicht nach den Regeln, die die Kirche ihm auferlegte. Er könnte gerade bei einer Prostituierten sein, bei einer Geliebten. Oder schlimmer, mit einem weiteren fünfzehnjährigen Mädchen, das er so lange verführte, bis es zu einer Frau herangewachsen war, die ihn genug liebte, um ihm jedes einzelne ihrer Bücher zu widmen.
Nur für den Fall, dass er zu Hause war und schlief, klopfteSuzanne an die Tür. Keine Antwort. Sie trat mit der Fußspitze dagegen. Eine Minute verging. Immer noch nichts. Wut brandete in ihr auf. Father Stearns hatte offensichtlich keinerlei Respekt vor Recht und Gesetz.
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