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Gesetze der Lust

Gesetze der Lust

Titel: Gesetze der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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sicher, ob man das über Sie auch sagen kann. Oui? Non? “
    Er sprach ein wundervolles Englisch mit einem unverkennbaren französischen Akzent. Als er jetzt über die Schwelle trat, fiel ihr zum ersten Mal seine Kleidung auf. Er trug eine schwarzeHose und eine schwarze Weste, die mit einem verschlungenen silbernen Muster bestickt war, ein weißes Hemd, dessen aufgerollte Ärmel muskulöse Unterarme entblößten, und kniehohe Reitstiefel.
    „Ich bin …“, fing sie an. „Ich war …“
    „Sie sind Suzanne Kanter, die Reporterin, die die Schritte meines Freundes nun seit gut zwei Monaten verfolgt. Achtundzwanzig Jahre alt. Freiberufliche Journalistin. Normalerweise verbringen Sie Ihre Zeit in Kriegsgebieten. Ich sehe hier nur nirgendwo ein Schlachtfeld.“
    „Dann gucken Sie nicht aufmerksam genug hin“, gab sie zurück.
    „Glückwunsch für den Abschluss cum laude von Ihrer Journalistenschule. Ein wunderschöner Begriff – cum laude. Ich fand immer, er sollte sich auf etwas anderes beziehen.“
    „Woher wissen Sie so viel über mich?“
    Der Mann lächelte. Ein verschlagenes, gefährliches Lächeln, das jeden Nerv in ihrem Körper vibrieren ließ.
    „Mein Name ist Kingsley Edge.“
    Suzanne schnappte nach Luft und versuchte, noch einen Schritt zurück zu gehen, wobei sie beinahe rücklings aufs Bett gefallen wäre.
    „Ihrer Reaktion nach zu urteilen“, sagte er und kam näher, „gehe ich davon aus, dass Sie von mir gehört haben.“
    „Ich bin Reporterin. Natürlich habe ich von Ihnen gehört. Sie haben das Leben einer meiner Freundinnen zerstört. Erinnern Sie sich an Gwendolyn Black? Sie haben ein Sexvideo auf jedem Computer in der Schule ihres Sohnes abspielen lassen. Sie war deswegen zwei Jahre in Therapie.“
    Kingsley zuckte mit den Schultern.
    „Pas moi . Ich war zu dem Zeitpunkt in Tahiti. Obwohl ich natürlich von dem unglücklichen Vorfall gehört habe. Eine Schande. Aber trotzdem … sie war dabei, sich einen Namen zu machen, indem sie das Privatleben eines Mannes, der niemals einer Fliege etwas zuleide getan hatte, öffentlich machen wollte.Ein Menschenrechtsanwalt, der Tausende von Leben gerettet und Dutzende Mörder hinter Gitter gebracht hat. Ihre Freundin fand, sein Interesse an alternativen sexuellen Erlebnissen bedeutete, er verdiene keine Privatsphäre. Ich stimme ihr da nicht zu. Und jemand anderes anscheinend auch nicht.“
    „Jemand, der für Sie gearbeitet hat.“
    Kingsley Edge grinste nur.
    „Vielleicht.“
    Suzanne schaute ihn stumm an, während sie versuchte, einen Fluchtplan zu schmieden – oder einen Angriffsplan, sollte Flucht nicht möglich sein. In ihrer Zeit in den verschiedenen Krisengebieten hatte sie gelernt, sich zu verteidigen. Aber sie trug keine Waffe bei sich, und Kingsley Edge strahlte trotz seiner entspannten Haltung und der eleganten Kleidung etwas Unberechenbares aus. Sie hatte auf Cocktailpartys Generäle in ihren Ausgehuniformen gesehen, die gefährlicher wirkten als die Infanteristen in ihren Kampfanzügen. Kingsley Edge schien aus demselben Holz geschnitzt zu sein. Er hatte wahrscheinlich schon so viel Blut gesehen, dass er den Sensenmann auf einer eigenen Kurzwahltaste hatte.
    „Sie haben Angst vor mir“, sagte er schließlich und trat noch einen Schritt weiter ins Zimmer hinein. „Das müssen Sie nicht, Suzanne.“
    „Jeder hat Angst vor Ihnen. Zumindest in meiner Welt.“
    Er grinste, und das Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und machte ihn so attraktiv, dass Suzanne kaum Luft bekam.
    „Dann kommen Sie für eine Weile in meine Welt, da müssen Sie keine Angst haben.“
    „Was …?“ Sie schaute sich um. „Was machen Sie in Father Stearns’ Schlafzimmer? Oder überhaupt in diesem Haus?“
    „Er wurde weggerufen. Eines seiner Gemeindemitglieder liegt im Sterben. Die Familie braucht ihn. Er kehrt vielleicht erst in einem oder zwei Tagen wieder.“
    „Und? Sind Sie hier, um die Pflanzen zu gießen?“
    Er lachte, ein tiefes, warmes, volltönendes Lachen. Ein furchtloses Lachen.
    „Ich ziehe mich manchmal ganz gerne aus der Stadt zurück. Von dem Telefon, das nicht aufhören will zu klingeln. Von den endlosen Entscheidungen, die ich treffen muss. Der Sohn des Senators will heute Abend Bottom sein, doch seine Lieblingsdomina ist mit einem berühmten Sänger beschäftigt. Mein Schneider ist nicht im Land, und ich brauche einen neuen Anzug für die Sklavenauktion. Und ich bin seit Tagen so beschäftigt gewesen, dass ich nicht einmal

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