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Gesetze der Lust

Gesetze der Lust

Titel: Gesetze der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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den Blick abwendete. Dieses von Angst beherrschte Schmachten war ihr langsam, aber sicher auf die Nerven gegangen. Die beiden mussten sich zusammenreißen, ihren Mann stehen – zugeben, was sie wollten, und es dann auch durchziehen.
    Seufzend setzte Nora sich auf und rieb sich die Stirn. Griffin saß neben ihr auf dem Bett, das Kinn auf die Knie gestützt. Neben Griffin lag Michael tief und fest schlafend auf dem Bauch, die Bettdecke bis unters Kinn hochgezogen.
    Nora lehnte sich gegen Griffins starken Bizeps. Griffin streckte eine Hand aus und legte sie in einer rein freundschaftlichen Geste auf ihr Bein.
    „So schlimm, hm?“, flüsterte sie. Griffins Blick war stur auf Michael gerichtet, und er schaute nicht einmal weg, um sie anzusehen.
    Er nickte einfach nur langsam.
    „Ja … so schlimm.“
    Einen Moment lang sagte sie nichts, sondern beobachtete Griffin nur dabei, wie er Michael beobachtete.
    „Es ist komisch“, sagte Griffin. „Ist dir aufgefallen, dass er sich an die Decke klammert, als hinge sein Leben davon ab?“
    Nora grinste. Michael krallte seine Finger im Schlaf immer in die Decke.
    „Ich weiß. Ich ziehe ihn gerne damit auf.“ Nora hob ihre Hand und strich Griffin durchs Haar. „Er hat gesagt, sein Unterbewusstsein macht sich Sorgen, dass die Schwerkraft mitten in der Nacht abgeschaltet werden könnte. Er will auf diesen Fall vorbereitet sein.“
    Griffin hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Lachen zu unterdrücken. Aber das Lachen verebbte schnell, und Nora sah in seinen Augen keine Heiterkeit mehr.
    „Ich kann ihn nicht haben.“ Griffin streckte seine Hand aus und ließ sie einen oder zwei Zentimeter über Michaels nacktem Schulterblatt in der Luft schweben, bevor er sie wieder zurückzog. „Søren …“
    „Søren hat einen starken Beschützerinstinkt, was Michael angeht. Aber er ist kein Monster, mit dem man nicht reden kann. Versuch es!“
    Jetzt endlich drehte Griffin sich um.
    „Ich soll mit Søren reden? Ja klar, weil das ja bisher auch immer prima funktioniert hat. Er wird Nein sagen und selbst wenn nicht, Micks Dad … sein Dad würde ihn umbringen, wenn er sich mit einem Mann einließe. Was er mir über seinen Vater erzählt hat … Nora, der Bastard hat Mick tatsächlich geschlagen. Ihn geschlagen! Oh Gott, das macht mich …“
    Griffins Kiefermuskeln spannten sich an, und seine Hand ballte sich zur Faust. Nora wusste, dass Griffin in Gedanken gnadenlose Rache an Michaels konservativem, homophobischem Arschloch von Vater übte. Sie hielt, genauso wie Søren, nichts von Gewalt – außer der einvernehmlichen im Schlafzimmer natürlich. Aber irgendjemand würde Michaels Vater eine Lektion oder zwei darüber erteilen müssen, wie man ein Kind wie Michael behandelte. Am liebsten eine Lektion, die Michaels Vater nicht ins Krankenhaus und Griffin nicht in den Knast bringen würde.
    „Ich weiß. Ich verstehe dich, Griff. Wirklich, das tue ich. Aber …“
    „Aber nichts. Ich will ihn so sehr, dass es wehtut. Echte körperliche Schmerzen, Nora. Und ich will nicht nur Sex. Darum geht es gar nicht. Ich kann nicht erklären, was es ist, ich will einfach nur …“
    „Wesley“, sagte Nora und verstummte. Wo war das hergekommen? Griffin schaute sie an.
    „Wesley?“
    Sie lächelte, doch das Lächeln erreichte weder ihre Augen noch ihr Herz.
    „Wesley … er hat dieses Problem. Diabetes vom Typ eins. Der Junge hat mir mit seinen Nadeln und seinem Bluttest am Anfang fürchterliche Angst eingejagt. Jede einzelne Nacht musste ich nach ihm sehen, als er schon schlief. Jetzt kann ich kaum noch in meinem eigenen Haus schlafen, weil er nicht da ist, um mich nachts wachzuhalten. Was überhaupt keinen Sinn ergibt, ich weiß.“
    „Nein“, sagte Griffin. „Es ergibt vollkommenen Sinn.“ Er schaute Nora an. „Vergeht das jemals wieder?“
    Etwas Warmes, Feuchtes rann über ihre Wange, und Nora wischte es mit dem Unterarm weg.
    „Nein“, flüsterte sie. „Niemals.“
    Suzanne keuchte und wirbelte herum. In der Tür zu Father Stearns’ Schlafzimmer stand ein Mann, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Er wirkte groß und einschüchternd … aber auch sehr anziehend, mit seinen schulterlangen braunen Haaren, den beinahe schwarzen Augen und dem mediterranen Teint.
    „Wer sind Sie?“, wollte sie wissen. Sie trat einen Schritt zurück, prallte jedoch gegen das Bett.
    „Ich denke, das sollte ich eher Sie fragen. Mir ist es immerhin erlaubt, mich hier aufzuhalten. Ich bin mir nicht

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