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Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord

Titel: Gesicht im Schatten: Idylle - Stalking - Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Fischer
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auch
persönlich.“
    „Ach,
bevor ich es wieder vergesse, wie hieß der Wein, den ich gestern Abend
getrunken habe? Er war wirklich köstlich.“
    „Das ist
unser Riesling Spätlese aus dem Jahr 1999. Wenn Sie wollen, können wir Ihnen
einen Karton verkaufen.“
    „Ja, das
ist eine ausgezeichnete Idee. Ich habe selten einen so guten, erfrischenden
Wein getrunken, noch dazu von der Mosel. Setzen Sie den Wein doch bitte auf
meine Hotelrechnung.“
    „Geht in
Ordnung. Ich sage Bescheid. Es dauert ein paar Minuten.“
    „Vielen
Dank, ich gehe noch einmal kurz ins Zimmer.“
    Nachdem
alles bezahlt war und ich sowohl Amelie als auch den Karton mit den
Weinflaschen im Auto verstaut hatte, machte ich mich auf den Weg. Ich hatte den
kleinen Ort in den paar Stunden, die ich hier war, richtig lieb gewonnen.
Einige Kilometer hinter dem Ortschild bog ich in einen Waldweg, um hier einen
ausgiebigen Spaziergang mit Amelie zu unternehmen.
    Als wir
dann um 11.00 Uhr wieder im Auto saßen und auf dem Weg nach Hause waren,
mischte sich in meine gute Stimmung die Vorfreude darauf, dass Angela am Abend
wieder da war. Ich beschloss, dann eine der erworbenen Flaschen Wein
aufzumachen.
    Gegen
13.30 Uhr kam ich vor meinem Haus an und wollte wie gewohnt, in den Carport
fahren, aber der war ja noch gesperrt und würde sicher auch noch ein paar
Wochen nicht zu benutzen sein. Es sollte alles renoviert und die Brandschäden
komplett behoben werden.
    Als ich meine Wohnung betrat, überfiel mich wieder
die bleierne Schwere der letzten Tage. Wäre ich doch nur in Kronenburg
geblieben. Den ganzen Nachmittag trieb mich Rastlosigkeit durch die Wohnung.
Ich konnte einfach nicht still sitzen, nahm verschiedene Bücher aus dem Regal
und versuchte zu lesen. Aber schon nach ein paar Zeilen wusste ich, dass ich
mich partout nicht konzentrieren konnte und warf die Bücher allesamt auf die
Couch. Ich kämpfte gegen den Drang an, mich vom sinnlosen Einheitsbrei des
Fernsehers betäuben zu lassen. Da fiel mein Blick auf das Blatt des
Abreißkalenders in der Küche. Es zeigte Freitag den 3. Februar an. Da stand: Glück
ist, wenn man Zuflucht in sich selber findet . So etwas Dämliches. Fast
hätte ich laut gelacht, aber dafür brachte ich gar keine Kraft auf. Es drang
stattdessen nur ein dunkles Gurgeln aus meiner Kehle. So etwas Blödes – Zuflucht
in sich selber finden. Für einen Moment hielt ich inne und prüfte den
Spruch auf irgendetwas Brauchbares, was ich daraus für mich ziehen konnte. Aber
am Ende fand ich keine tiefere Bedeutung und kam zu dem Schluss, dass es nicht
auf mich zutraf. Ich fand keine Zuflucht in mir und Glück – Glück hatte ich
schon lange keins mehr. Ich ging zu dem Kalender und riss das Freitagsblatt als
auch das Samstagsblatt ab, zerknüllte das Papier und warf es zu dem Altpapier.
Der Sonntagsspruch Geben ist seliger denn Nehmen nervte mich auch. Ich
ließ das Blatt aber dran.
    Nach dieser Grübelei über
Sinnsprüche, die mir gar nichts gebracht hatte, beschloss ich die
Tageszeitungen der letzten Woche zu lesen, denn dazu war ich nicht gekommen.
Die Zeitung erinnerte mich daran, dass am Donnerstag eine Kollegin aus der
Klinik angerufen hatte, um Bescheid zu sagen, dass in der kommenden Woche
wieder Warnstreiks stattfinden würden und ob ich denn daran teilnehmen würde.
Als ich nun durch die Zeitung blätterte und auf die Ankündigung stieß,
beschloss ich spontan, am Montagmorgen an den Arbeitsniederlegungen teil zu
nehmen. Es war zu einer Versammlung um 9.00 Uhr vor der Uniklinik aufgerufen
worden. Es lag mir sehr viel daran Engagement zu zeigen. Ging es doch um meine
Zukunft und die meiner Kollegen.
    Der
Nachmittag schleppte sich dahin und es fiel mir schwer, mich bis zum Abend zu
beschäftigen.
    Ich wusste einfach nicht, was
ich tun sollte und dachte darüber nach, wie unsicher doch unsere Welt geworden
war. Nicht nur die Unsicherheit durch mehr Kriminalität, sondern vielmehr die
Unsicherheit in uns selber. Wenn ich an meine Kindheit dachte, dann hatte ich
das Gefühl, dass die Menschen damals mit mehr innerer Sicherheit ausgestattet
waren als heute. Wo war diese Sicherheit geblieben. In diesen früheren Zeiten
hätte man nicht sofort, wenn mal jemand für einen Tag kein Lebenszeichen von
sich gab, gleich an das Schlimmste gedacht. Heute brauchte man ständigen
Kontakt, um Sicherheit zu verspüren. Woran mochte das liegen? War diese mangelnde
Sicherheit auch ein Zeichen von mangelndem Vertrauen? Wann war dieses

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