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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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»Machst du eine kleine Reise, Monaghan?« fragte
er.
      Der Ire war dabei, einen Koffer aus dem Lieferwagen zu
holen. Er drehte sich um und starrte Marlowe bestürzt an.
»Was willst du?« blaffte er.
      »Informationen, Monaghan«, sagte Marlowe
sanft. »Hauptsächlich über Jenny O'Connor.«
      Der Ire warf mit dem Koffer nach Marlowes Kopf, wandte sich um und rannte auf die Bahnhofstreppe zu.
      Marlowe duckte sich, folgte ihm. Monaghan verschwand
im Bahnhofsgebäude, und als Marlowe durch die Tür kam,
stellte er fest, daß die Schalterhalle brechend voll war. Er
blickte hastig um sich. Keine Spur von dem Iren.
      Er lief zur Sperre. Auf einer Wandtafel war der
nächste Zug angegeben, ein Schnellzug nach London. Er fuhr in
fünf Minuten. Marlowe kaufte eine Bahnsteigkarte und ging durch
die Sperre.
    Der Zug stand an einem der hinteren
Bahnsteige, und als Marlowe auf der Überführung war, stieg
Monaghan in der Mitte des Zuges ein. Marlowe merkte es gerade noch. Er
hastete die Treppe zum Bahnsteig hinunter, eilte den Zug entlang,
spähte in die Abteile. Als er am Ende des Wagens ankam, in den
Monaghan gestiegen war, sah er, wie der Ire es sich auf einem
Fensterplatz bequem machte.
      Ihre Blicke begegneten sich. Eine Mischung aus Zorn
und Furcht malte sich in Monaghans Gesicht. Er stand auf und verschwand
auf dem Gang. Marlowe lief zur nächsten Tür, schob einen
entrüsteten Fahrgast beiseite und stieg ein. Als er in den Gang
trat, bog Monaghan gerade am anderen Ende um die Ecke. Marlowe
verfolgte ihn, drängte sich durch volle Gänge, setzte
rücksichtslos seine Größe ein, um sich seinen Weg zu
bahnen. Männer protestierten, irgendwo hinter ihm schrie eine
Frau, und dann drückte er sich durch die letzte Tür und fand
sich im Gepäckwagen wieder.
      Monaghan sprang auf den Bahnsteig, zwängte sich
zwischen den Leuten durch, die Gepäck in den Wagen luden. Marlowe
folgte ihm, stolperte über einen Koffer und fiel der Länge
nach hin. Er streckte die Hände aus, um den Sturz abzufangen.
Schmerz durchzuckte ihn, und er schrie auf. Dann war er wieder auf den
Beinen und jagte Monaghan nach, der wie ein Wiesel zum Ende des
Bahnsteigs rannte.
      Marlowe holte ihn allmählich ein. Der Ire blieb
am Ende des Bahnsteigs stehen, warf einen Blick zurück, drehte
sich um und sprang auf die Gleise. Hundert oder zweihundert Meter
weiter standen mehrere Güterzüge. Er stolperte über die
Schienen, hielt auf sie zu.
      Marlowe rannte ihm nach. Er hörte einen
herannahenden Zug. Er drehte den Kopf. Ein Zug, der hier keinen Halt
hatte, fuhr mit hoher Geschwindigkeit in den Bahnhof ein. Monaghan sah
ihn ebenfalls und bemühte sich, noch übers Gleis zu kommen.
Er hoffte wohl, seinen Verfolger abhängen zu können, wenn der
warten mußte, bis der Zug vorbei war. Marlowe biß die
Zähne zusammen, steigerte das Tempo.
    Er hatte furchtbares Seitenstechen und
rote Schleier vor den Augen. Ganz in der Nähe hörte er den
Zug. Er machte ein paar letzte, weitausgreifende Schritte und hechtete
über die Schienen. Als Marlowe aufstand, donnerte der Zug hinter
ihm vorbei.
      Monaghan war hinter einer Reihe von Güterwagen
verschwunden. Im Näherkommen sah Marlowe jenseits davon eine
Böschung. Oben ein anderthalb Meter hoher Drahtzaun. Dahinter eine
Straße. Monaghan kletterte die Böschung hinauf.
      Marlowe stolperte vorwärts. Da schrie der Ire
verzweifelt auf, rutschte aus auf der regennassen Böschung,
stürzte, kollerte abwärts und landete auf den Schienen.
      Marlowe hob ihn mit seinen großen,
behandschuhten Händen auf, und Monaghan stotterte ängstlich:
»Um… um Gottes willen, Marlowe. Laß mich in Ruhe.
Ich sag' dir alles, aber laß mich in Ruhe.«
      Marlowe gab ihm eine Ohrfeige. Monaghans Kopf flog zur
Seite. »Dann sag' mir alles über Jenny O'Connor. Hat sie
gewußt, daß du an den Bremsen von meinem Lastwagen
rumpfuschen sollst?« Er schüttelte den Iren.
»Los!« knurrte er wütend. »Ich will's
wissen.«
      Monaghan hustete. Marlowe hatte ihm die Hände um
den Hals gelegt, und er versuchte, sie wegzuziehen.
»Natürlich hat sie's gewußt, du Trottel«,
keuchte er. »Sie war der Boß. Sie hat alles
organisiert.«
      Marlowe bemühte sich, die volle Tragweite dessen
zu erfassen, was der Ire gesagt hatte. Er lockerte seinen Griff, und
Monaghan fiel gegen die Böschung. »Sie hat dich die ganze
Zeit ausgequetscht«, fuhr Monaghan fort. »Daß du Ware
nach London fährst, haben wir nur gewußt,

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