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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Kopf.
»Das war nichts für mich. Ich habe mein Leben lang
gekämpft, ich wollte hochkommen, und als ich O'Connor begegnet
bin, habe ich zugegriffen. Ihn zu heiraten –, das hat alles
für mich bedeutet: Bequemlichkeit, Luxus, Sicherheit.«
      »Und dafür war dir kein Preis zu
hoch«, sagte Marlowe. »Dafür hast du auch den Tod
eines armen alten Mannes in Kauf genommen, der dir nie was getan
hat.«
      Sie zuckte die Achseln. »Der alte Trottel war mir im Weg. Außerdem solltest du ja
mit diesem Lastwagen fahren.« Sie lachte bitter. »Ich habe
dich gemocht, Hugh Marlowe, ich habe dich wirklich gemocht. Mehr als
jeden anderen Mann, den ich gekannt habe. Ich habe dir deine Chance
gegeben. Aber du wolltest sie nicht wahrnehmen.« Ihre Stimme
wurde hart, und sie sagte verächtlich: »Das Problem mit dir
ist, daß du weich bist. Richtig weich.« Sie schüttelte
den Kopf. »Du wirst es nie zu was bringen.«
      Es fiel Marlowe schwer, seine verbrannten Finger zu bewegen.
      Er überlegte sich fast gleichgültig, wie er
Jenny O'Connor, umbringen würde. »Dein Plan, meine alten
Freunde aus London auf mich zu hetzen, ist gescheitert«, sagte
er. »Faulkner ist tot, und die beiden anderen hat sich die
Polizei geschnappt.«
      Jenny runzelte die Stirn. »Pech für deine
alten Freunde«, sagte sie. Marlowe fühlte sich ein wenig
matt. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Papa
Magellans Tod – das war Mord. Hast du da keine Angst?«
    Einen Moment lang war Jenny
verblüfft. Dann blickte sie Marlowe amüsiert an.
»Daß ich nicht lache«, sagte sie. »Selbst wenn
die Polizei irgendwas beweisen kann –, tun kann sie mir nichts.
Es ist allgemein bekannt, daß mein Mann hier der Boß war.
Er wird alles auf seine Kappe nehmen müssen, und er ist
tot.«
      Sie ließ den Blick über die Garage und die
Lastwagen schweifen, die links und rechts von der Rampe parkten, und
sagte voller Genugtuung: »Ja, er ist tot, und das gehört
jetzt alles mir.« Sie lächelte Marlowe mitleidig an.
»Und dir hätte es auch gehören können.« Sie
holte tief Luft. Dann sagte sie barsch: »Und jetzt raus mit dir,
du Idiot. Du hast hier nichts zu suchen.«
      Sie drehte sich um und ging die Rampe hinunter, zur
Ladebühne. Als sie dort war, nahm sie eine Liste zur Hand. Sie
stand mit dem Rücken zur Rampe und zu Marlowe und studierte die
Liste.
      Marlowe blickte durch die offene Tür ins
Fahrerhaus des Lastwagens. Jenny hatte in ihrer Eile vergessen, den
Rückwärtsgang einzulegen. Der Lastwagen wurde nur durch die
Handbremse auf der steilen Rampe gehalten.
      Marlowe betrachtete den Lastwagen, die Rampe und Jenny. Jetzt wußte er, was zu tun war.
      Er trat vor und wollte nach der Handbremse greifen.
Hinter ihm wurde ein Hüsteln vernehmbar, und eine Stimme sagte:
»Das wäre aber sehr, sehr töricht, mein Bester.«
      Alpin kam aus dem Dunkel, schüttelte Regenwasser
von seinem Hut. Zwei Polizisten in Uniform begleiteten ihn. »Ach,
Sie sind's«, bemerkte Marlowe einfältig.
      Alpin legte ihm die Hand auf den Arm und sagte
freundlich: »Die Polizei wird mit solchen Dingen viel besser
fertig, müssen Sie wissen. Wird allmählich Zeit, daß
Sie das einsehen, finden Sie nicht?«
      Marlowe schüttelte den Kopf. »Aber Sie haben doch keine Beweise!«
    Alpin setzte lächelnd seinen Hut
auf. »Monaghan ist bei uns auf dem Revier«, sagte er.
»Als er gebracht wurde, war er be wußtlos, aber er hat sich
dann soweit erholt, daß er mir ein paar interessante Sachen
mitteilen konnte.« Er gab Marlowe einen aufmunternden Stups.
»Und nun gehen Sie mal nach draußen. Ihr Freund wartet auf
Sie.«
      Alpin wandte sich ab und lief die Rampe hinunter, auf
Jenny O'Connor zu. Die beiden Uniformierten begleiteten ihn. Jenny
drehte sich um und schaute ihnen entgegen. Alpin richtete das Wort an
sie. Marlowe sah zu. Einen Moment lang blickte sie Alpin trotzig an,
und dann sanken ihre Schultern herab. Sie schien plötzlich um
Jahre gealtert.
      Marlowe ging. Er dachte an die langen Jahre, die
grauen Jahre in winzigen Zellen, in die ein wenig Sonnenlicht durch
kleine Fenster drang, und er fragte sich, wie Jenny O'Connor nach zehn
Jahren an einem solchen Ort aussehen würde. Würde sie
schön bleiben? Oder verwelken wie eine Blume in einem dunklen
Raum?
      Draußen am Bordstein stand ein Lastwagen. Der
Motor lief im Leerlauf, und Mac rief: »Hier rüber,
Hugh!«
      Marlowe stieg ein, setzte sich neben Mac, und der
Jamaikaner fuhr

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