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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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irgendeinem Verein, der
Haftentlassenen hilft?«
      Marlowe lachte kurz, und in seinen kalten grauen Augen blitzte Erheiterung auf. »Seh' ich so aus?«
      Der alte Mann schüttelte seufzend den Kopf.
»Nein«, sagte er traurig. »Sie sehen so aus, als
würden Sie sich von niemand helfen lassen.«
      Marlowe grinste und steckte sich eine Zigarette an.
»Richtig. Dann ist man nämlich auch niemand zu Dank
verpflichtet.« Er öffnete die Tür. »Trotzdem
– vielen Dank für die Zigaretten. Ich lass' mich bald wieder
sehen.«
    Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Hoffentlich nicht.«
      Marlowe grinste wieder. »Okay. Dann will ich
versuchen, Ihnen den Gefallen zu tun.« Er machte die Tür zu
und setzte sich in Bewegung, ging den Bürgersteig entlang.
      Der Regen war stärker geworden. In langen,
silbrigen Nadeln sprang er vom Pflaster in die Höhe. Er drang in
Sekundenschnelle durch den billigen Regenmantel; Marlowe fluchte und
eilte auf ein Bus-Wartehäuschen zu. Der Verkehr hatte
nachgelassen, nur dann und wann fuhr noch ein Lastwagen oder ein Auto
vorbei, und auf dem Gehsteig war niemand. Als Marlowe sich dem
Wartehäuschen näherte, hielt ein Stück vor ihm eine
große schwarze Limousine am Bordstein.
      Dann war er auf einer Höhe mit ihr, und eine
Stimme sagte: »Hallo, Hugh. Wir haben auf dich gewartet. Lang'
nicht mehr gesehen.«
    Marlowe blieb stehen. Die Haut über
seinen hohen Backenknochen hatte sich gespannt, aber sonst ließ
er sich kein Gefühl anmerken. Er ging an den Wagen heran, schaute
hinein, blickte den Mann an, der hinterm Lenkrad saß.
»Hallo, alter Drecksack!« sagte er.
      Eine rauhe Stimme knurrte ihn vom Rücksitz an.
»Paß bloß auf, Marlowe! So kannst du nicht mit Mr.
Faulkner reden.«
      Der Mann, der das gesagt hatte, war groß und
breit und hatte die groben Züge eines Preiscatchers. Neben ihm
saß ein Hänfling, klein und drahtig, mit kalten Knopfaugen,
die wie Löcher in seinem käsigen Gesicht standen.
      Marlowe musterte die drei voll Verachtung. »Die
alte Firma. Muß ganz schön streng riechen da drin, wenn ihr
die Fenster hochgekurbelt habt.«
      Der große breite Mann machte eine ruckartige
Bewegung, und Faulkner rief mahnend: »Butcher!« Der
ließ sein, was er vorgehabt hatte, fluchte mörderisch, und
Faulkner sagte: »Ja, Hugh, die alte Firma. Und vergiß
nicht, daß du noch einer von den Partnern bist.«
      Marlowe schüttelte den Kopf. »Du hast die Partnerschaft schon längst gekündigt.«
      Faulkner runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht,
mein Freund. Wir haben noch geschäftliche Dinge zu regeln.«
      Marlowe lächelte kühl. »Die fünf
Jahre Knast haben mich gierig gemacht, Faulkner. Ich schütte
dieses Jahr keine Dividende aus.« Er lachte heiser.
»Für wie blöd haltet ihr mich eigentlich? Laßt es
bleiben, okay? Und kommt mir ja nicht wieder in die Nähe.«
      Als er sich aufrichtete, ging die hintere Tür
auf, und eine haarige Pranke griff nach ihm. Er schlug die Tür mit
aller Kraft zu, erwischte die Hand. Blut spritzte unter den
Fingernägeln hervor. Butcher schrie auf vor Schmerz, und Marlowe
lehnte sich ins Fenster und sagte: »Das ist dafür, daß
ihr mich bei der Sache in Birmingham habt hängenlassen.« Er
spuckte Butcher ins Gesicht und drehte sich um.
    Dann tauchte er in einer schmalen
Seitengasse unter, ging im Geschwindschritt über das holprige
Pflaster. Hinter ihm knallten Wagentüren. Schwere Schritte folgten
ihm. Er warf einen flüch tigen Blick zurück. Der kleine Mann
bog gerade um die Ecke, ein Messer in der Faust. Hinter ihm Butcher,
der sich wild fluchend ein Taschentuch um die rechte Hand wickelte.
      Normalerweise wäre Marlowe umgekehrt und
hätte sich mit ihnen geschlagen. Aber nicht jetzt. Er hatte andere
Dinge zu tun. Er rannte los, die Gasse entlang, durch den regennassen
Rinnstein. Wasser spritzte, und er kam gefährlich ins Rutschen auf
dem feuchten, glatten Kopfsteinpflaster.
      Der kleine Mann stieß einen Triumphschrei aus,
und Marlowe biß wütend die Zähne zusammen. Sie meinten
wohl, er würde auskneifen, wie? Sie dachten, die fünf Jahre
hinter Gittern hätten einen Schwächling aus ihm gemacht. Er
widerstand dem Impuls stehenzubleiben und spurtete weiter.
      Er bog um die Ecke am Ende der Gasse und kam in eine
ruhige Wohnstraße. Einen Moment lang zögerte er. Dann setzte
er sich wieder in Bewegung, glitt aus und stürzte. Als er sich
hochrappelte, ging eine Haustür auf und eine Frau mit

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