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Gesichter der Nacht

Gesichter der Nacht

Titel: Gesichter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Gesicht.
      Butcher taumelte fluchend nach hinten, und Marlowe
wirbelte herum, sprang auf ihn zu und versetzte ihm einen
Handkantenschlag gegen die Kehle. Butcher fiel zu Boden. Er würgte
und stöhnte. Marlowe gab ihm noch einen Tritt gegen den Kopf, und
dann machte er sich auf den Rückweg zur Mühle, hielt sich
etwas nach links.
      Dreißig, vierzig Meter von der Mühle trat
er direkt aus dem Wald ans Ufer. Braun und schäumend rauschte der
Fluß an ihm vorbei.
      Er dachte einen Augenblick nach. Dann zog er das linke
Hosenbein hoch und nahm das Messer an sich. Er hielt es in der rechten
Hand, griff nach den Zweigen eines Strauchs, die das Wasser streiften,
ließ sich sachte abwärts gleiten und stieg in den
Fluß.
      Einen Moment lang blieb er stehen, klammerte sich noch
an den Zweigen fest, und dann zerrte die Strömung an seinem
Körper. Er ließ den Strauch los und wurde sofort
davongetragen. Das Wasser war hier nur einen knappen Meter tief, und
während er auf die Mühle zusauste, versuchte er, das
Gleichgewicht zu halten, schlurfte mit den Fäusten über den
Grund.
    Dann wurde das Wasser tiefer, und er
schwamm mit kräftigen, ausgreifenden Bewegungen. Plötzlich
schwemmte es ihn über eine Betonfaschine. Er fiel einen Meter und
landete in einem tiefen Teich. Er kämpfte sich an die
Wasseroberfläche. Über ihm brauste das riesige Mühlrad
und wirbelte das Wasser zu weißem Schaum auf.
      Die Strömung trieb ihn erbarmungslos darauf zu.
Eine furchtbare Panik ergriff ihn. Er schlug verzweifelt mit den Beinen
aus. Dann kam ihm eine Richtungsänderung in der Strömung zu
Hilfe. Er entging dem Mühlrad und wurde gegen die moosbewachsenen
Grundmauern der Mühle gespült.
      Eine Weile verharrte er dort, hielt sich mit der
Linken an einem Sims fest, hustete das braune Flußwasser aus. Er
entdeckte zu seiner Überraschung, daß er immer noch das
Messer in der Rechten hielt, und packte es fester mit weißen,
starren Fingern. Das Wasser war eisig, und nun, da er sich nicht mehr
bewegte, merkte er, wie die Kälte ihn durchdrang. Sie ließ
ihn bis in die Knochen erschauern.
      Er nahm das Messer zwischen die Zähne, sog Luft
in die Lungen und tauchte. Seine Hände scharrten über die
rauhen Steine des Fundaments. Er zog sich in die Tiefe. Das gewaltige
Mühlrad rauschte gefährlich nah durchs Wasser, und wieder
regte sich Panik in ihm, als ein Strudel an seinen Beinen riß und
er mit einem Fuß das Mühlrad berührte.
      Er kam nach oben, holte Atem, tauchte wieder. Es
mußte einen Zufluß zu diesem Becken geben, und er bewegte
sich an den Steinen abwärts, strengte sich an, um in dem braunen,
schmutzigen Wasser halbwegs klar zu sehen. Dann hatte er gefunden, was
er suchte: eine tunnelartige Röhre, knapp neunzig Zentimeter hoch,
im unteren Drittel der Mauer.
    Er beschloß, es darauf ankommen zu
lassen, und schwamm hinein, ohne noch einmal Luft zu schnappen. Zu
seiner Verblüffung entdeckte er, daß nur die Mauer der
Mühle das Becken vom Fluß trennte. Behutsam tauchte er dem
grünen Schlamm entgegen.
      Er blieb am Rande des Beckens und hob nur Augen und
Nase aus dem Wasser. Harris und Faulkner standen an der halboffenen
Tür und spähten nach draußen.
      »Das gefällt mir nicht«, sagte
Harris. »Ich hab' Marlowe nie über den Weg getraut. Der war
immer schon falsch, der Kerl.«
      »Reg dich ab«, sagte Faulkner ungeduldig. »Die sind doch noch nicht lange weg.«
      Marlowe stieg vorsichtig aus dem Becken und robbte auf
Maria und den Jamaikaner zu. Mac drehte sich um, als Marlowe sich
näherte, und ein Leuchten trat in sein Gesicht. Maria bemerkte ihn
im selben Moment und öffnete unwillkürlich den Mund, um
hörbar Atem zu holen.
      Marlowe erstarrte, versteckte sich im Heu. Aber den
beiden Männern an der Tür war nichts aufgefallen, und nach
einer Weile schlüpfte er hinter den Jamaikaner und schnitt seine
Fesseln durch. »Was auch passiert«, sagte er ganz leise,
»sei mucksmäuschenstill.«
      Als er zu Maria kroch, um sie zu befreien, fragte Mac, ebenso leise: »Was machen wir jetzt?«
      Marlowe konnte ihm keine Antwort darauf geben. Denn in
diesem Moment drehte sich Harris um und schaute zufällig in die
Ecke. Der Unterkiefer fiel ihm herunter. Erst brachte er kein Wort
heraus. Dann zog er Faulkner am Ärmel. »Er ist da!«
schrie er. »Das Schwein hat uns ausgetrickst!«
      Faulkner wirbelte herum, die Pistole in der rechten
Hand. Marlowe machte kehrt und rannte geduckt zum

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