Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gespenst aus der Zukunft

Gespenst aus der Zukunft

Titel: Gespenst aus der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Howard (Hrsg.)
Vom Netzwerk:
gesellschaftlichen Veranstaltungen. Er besuchte in seinem zweiten Studienjahr ein paar zwanglose Tanzereien und ging zum alljährlichen Empfang des Präsidenten, weil er fand, daß das wichtig war – obwohl er bei der Schlußprüfung merkte, daß der Präsident und die meisten Fakultätsmitglieder ihn überhaupt nicht kannten.
    Die große Ausnahme zu seinen sonstigen Gewohnheiten stellte der Besuch des Junioren-Tanzabends im dritten Studienjahr dar. Er ging hin, weil Ellen Pond, die verwirrend schöne Soziologie-Studentin, die er seit seinem ersten Studientag aus der Ferne angebetet hatte, seine Einladung zum Tanz wie durch ein Wunder angenommen hatte.
     
    *
     
    Es dauerte zwei Jahre, bis er es fertigbrachte, sie hin und wieder lässig zu grüßen. Ihre Zustimmung, ihn zu dem Tanz zu begleiten, war geradezu lähmend für ihn. Er lieh sich zu dieser Gelegenheit seinen ersten Frack und merkte sofort einen neuen, großen Unterschied zwischen sich und George Demars.
    Er war überzeugt davon, daß er wie eine Vogelscheuche aussah, die man zu einem Fest ausstaffiert hatte und die nicht verbergen konnte, daß sie eine Vogelscheuche war. Eine Zeitlang quälte er sich mit dem Gedanken, ob er die Verabredung mit Ellen absagen sollte, aber sein Wunsch, mit ihr zusammenzusein, war übergroß.
    Er war erleichtert, als Ellen ihn an der Tür freundlich begrüßte und nicht die leiseste Andeutung machte, daß sie ihn lächerlich fand. Aber dann dachte er daran, daß Ellen sicher zu anständig war, um etwas Unfreundliches zu sagen, ganz gleich, was sie dachte oder fühlte.
    Es schien sie auch nicht zu stören, daß sie mit dem Taxi fuhren, und den ganzen Abend hindurch war sie so fröhlich und wunderbar, daß Clark eine unbestimmte Furcht hatte, weil alles zu gut ging. Das Gefühl kristallisierte sich in dem Moment, als er George Demars im Mittelpunkt einer lachenden Gruppe entdeckte, die seinen galanten Humor bewunderte.
    George bemerkte jedoch erst spät am Abend, daß Clark und Ellen anwesend waren. Dann – es wirkte beinahe zufällig – kam er auf sie zu und stellte seine Begleiterin vor, ein Mädchen, das auf seine Weise recht hübsch war, das Clark jedoch im Vergleich zu Ellen gewöhnlich vorkam. Zögernd machte Clark George und Ellen miteinander bekannt.
    »Aber Ellen und ich sind alte Freunde«, sagte George. »Ich hoffe, du gestattest, daß ich zumindest eine Runde mit ihr tanze.«
    Er sah mit einem fragenden Lächeln von einem zum anderen und hielt es offensichtlich für selbstverständlich, daß seine Bitte nicht abgeschlagen wurde. Clark nickte fast unmerklich und wünschte, er hätte den Mut besessen, den anderen zum Teufel zu schicken. Doch das hätte nur eine Spannung geschaffen, die er Ellen nicht erklären konnte.
    Er wußte, daß George log, denn Ellen hatte ihm zuvor gesagt, daß sie ihn gern kennenlernen würde. So beobachtete Clark, wie sie von ihm weg über die Tanzfläche wirbelten. Er legte seinen Arm um Georges Begleiterin, ohne sie auch nur anzusehen; er wußte nur noch, daß sie Marcia hieß.
    Später, als deutlich wurde, daß George und Ellen die Tanzveranstaltung verlassen hatten und nicht die Absicht hatten, wiederzukommen, brachte er Marcia in einem Taxi heim, und sie bedankte sich freundlich bei ihm. Einen Moment lang blieb sie an der Tür stehen, und Clark spürte, daß sie irgendeine mitleidige Geste vorhatte – sie würde ihm sagen, daß er sich nichts daraus machen sollte, von George ausgestochen zu werden. Das könne jedem passieren. Er floh mit einem Gefühl der Übelkeit und Panik die Treppe hinunter.
    Während der ganzen Nacht wälzte er sich schlaflos in seinem Bett und nährte eine eisige Wut in sich, die ihm Halt gab, bis er am nächsten Tag George nach der Vektor-Analysis-Vorlesung im Gang traf. Er zog George in die Tür eines leeren Saales und versuchte, seine trotzigste und finsterste Miene aufzusetzen. »Das war ein ganz dreckiger, hinterhältiger Trick gestern abend, Demars«, sagte er. »Ich warne dich. Mach so etwas nie wieder und geh vor allem Miß Pond aus dem Weg.«
    Er drehte sich um und ging, bevor sich George Demars von seinem Staunen erholt hatte.
    Später an diesem Tag traf er Ellen, und sie entschuldigte sich bei ihm: »Das war wirklich nicht meine Absicht, Clark. Ehrlich, ich wollte dich nicht sitzenlassen. Ich sagte George, daß ich schon immer seinen Wagen bewundert hätte, und er erwiderte, daß wir ja kurz um den Block fahren könnten. Ich konnte nicht widerstehen,

Weitere Kostenlose Bücher