Gespenst aus der Zukunft
als sei er unendlich müde, und sein Pfauenfedernschwanz schleifte am Boden. »Du hast nicht fair gespielt«, sagte er mit seiner Vogelstimme. »Ihr seid zu viele für uns. Wir sind nur fünf, und wir haben unsere ganze Energie dazu verwendet, das Feld der Sonnenpflanzen zu schaffen – aber ihr habt es in ein paar Stunden zerstört.«
»Es tut mir leid«, sagte Engar. »Aber wir müssen leben.«
»Das ist fragwürdig«, sagte das Geschöpf. »Sehr fragwürdig.«
»Oh!« sagte eine weibliche Stimme, und Corinne stand hinter Engar. Engar konnte im Augenwinkel den weißen Ärmel ihrer Nylonbluse sehen.
Der andere sah auf, aber er verschwand nicht, wie Engar gefürchtet hatte. Er warf Corinne einen Blick zu und wandte sich wieder an Engar. »Ein Weibchen eurer Rasse, nicht wahr?«
Engar nahm Corinnes Hand. »Ganz recht«, sagte er warm.
Der kleine grüne Mann seufzte. »Früher einmal halten wir auch Weibchen. Aber jetzt sind nur noch wir fünf alten Männer da.«
»Das tut mir schrecklich leid«, sagte Corinne.
Der kleine grüne Mann sah sie an. Seine goldenen Augen begannen zu leuchten. »Das ist nicht nötig«, sagte er. »Ich hatte bereits ein sehr langes Leben, und es war gut. Um die Wahrheit zu sagen, ich wurde geboren, als ihr auf der Erde noch nicht einmal existiert habt.«
»Wir werden unser Möglichstes tun, damit Ihr Planet nicht ausgebeutet wird«, sagte Corinne sanft.
»Tut das nicht. Man kann nicht gegen die Evolution ankämpfen, so wenig wie ihr beide gegen die Kräfte ankämpfen könnt, die euch binden.«
Engar sah sie an. »Vielleicht hat er recht.«
»Vielleicht.«
Engar wollte sich wieder an den kleinen Mann wenden, aber er war fort. Engar stand auf. Die Abzapfung von Nummer Fünf war beendet, und er stellte das Warnsignal neu ein.
»Nur schade, daß ich keines der Blätter retten konnte, bevor Mister Delbert alles vernichtete«, meinte sie.
Engar sah auf sie herunter. »Würde das rote Gras nicht auch genügen?«
Sie strahlte. »Ja, natürlich ...« Dann wurde sie traurig. »Aber das ist ja mit den Pflanzen verbrannt.«
»Nicht alles«, erklärte er. »Erinnerst du dich an das Gras, das der Kuppel ganz nahe war?«
»Ja.«
»Ich war draußen und holte ein wenig davon, während Chuck die Infrarotlampe betätigte. Es liegt in der Luftschleuse.«
Sie sah mit leuchtenden Augen zu ihm auf. »Liebling!« flüsterte sie.
Ihre Nylonbluse raschelte, als er sie in die Arme nahm. Er küßte sie. Es gab keine vergleichbare Situation, aber er küßte sie trotzdem.
ENDE
Im nächsten »TERRA-Taschenbuch« erscheint:
DIPLOMAT DER
GRENZWELTEN
von KEITH LAUMER
Ein neues interstellares Abenteuer mit James Retief,
dem Diplomaten der Galaxis
Das Corps Diplomatique Terrestrienne setzt Mr. Retief in einer äußerst heiklen und gefährlichen Mission ein. Der galaktische Diplomat soll an der Grenze des terranischen Einflußgebietes zwischen Menschen und Fremden vermitteln, die einen erbitterten Kampf gegeneinander führen.
Beide kriegführenden Parteien sind starrköpfig und für orthodoxe Vermittlungsmethoden der Diplomatie unempfänglich. Mr. Retief muß daher zu durchschlagenderen Mitteln greifen, um Frieden zu stiften.
Zwei vorangegangene Retief-Abenteuer sind unter den Titeln DIPLOMAT DER GALAXIS (Band 115) und DIPLOMAT UND REBELL VON TERRA (Band 159) in der Reihe der TERRA-Taschenbücher bereits erschienen.
TERRA-TASCHENBUCH Nr. 176 erhalten Sie in Kürze im Buch- und Bahnhofsbuchhandel und im Zeitschriftenhandel. Preis DM 2,60.
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