Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie

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zurückgezogen. Während ich wieder zu Atem kam, winkte ich Steven, sich nach draußen zurückzuziehen. »Ich komme jetzt klar.« Eilig hob ich das Bleirohr vom Boden auf.
    Steven sah besorgt aus, gehorchte aber.
    »Was passiert?«, wollte Gilley wissen, und Steven klärte ihn auf, während ich mich langsam und vorsichtig dem abstoßenden Scheusal in der Zimmerecke näherte. »So, du bringst also gern kleine Jungs um?«, sagte ich voller Abscheu. »Und du erschreckst gern die Leute hier in der Gegend, was, Hatchet Jack?«
    Aus der Ecke ertönte ein grässliches Gelächter. »Spielen wir Fangen?«, hörte ich ihn sagen. »Ich bin dran!« Und er stürmte auf mich zu.
    Ich hielt aus, bis er beinahe über mir war. Dann entsicherte ich meine Granate. Das Zimmer flackerte, die Luft bebte, und ich spürte den Aufprall, als Jacks Energie auf das magnetische Kraftfeld des Stiftes traf. Er wurde von mir weggeschleudert, und ich stürzte mich mit hoch erhobenem Stift auf ihn. Innerhalb einer Sekunde war er vom Jäger zum Gejagten geworden. Ich spürte, wie er in Panik geriet, und dann floh er geduckt an mir vorbei und durch eine geschlossene Tür in den hinteren Teil der Hütte.
    Ich hetzte ihm hinterher. »Ich hab ihn gleich!«, rief ich ins Mikrofon. Das Adrenalin verlieh mir Kraft, und mit Schwung trat ich die Tür auf. Doch im nächsten Moment blieb ich wie angewurzelt stehen.
    Das Zimmer war einmal ein Schlafzimmer gewesen. Es roch nach Staub, Schimmel und etwas so Ekligem, dass es unmöglich zu beschreiben war. Direkt vor mir stand ein verrottetes Bett, und darauf lag ein voll bekleidetes Skelett, aus dessen Brustkorb ein Beil ragte. Über dem Kopfteil des Bettes war ein dunstiger Kreis zu sehen: Jacks Portal.
    Ich riss mich zusammen. Rasch nahm ich einen Stuhl und stellte ihn neben das Kopfende des Bettes. Dann stieg ich darauf und piekte den Stift exakt in die Mitte des Portals. Sofort sah ich die Luft drum herum erzittern und wabern.
    »Hab ihn!«, rief ich. »Steven, wenn du draußen bist, bring mir doch bitte meinen Matchsack, da sind der Bohrer und noch mehr Stifte drin.«
    »Komme!«, gab Steven zurück.
    »M. J.?«, fragte Gilley. »Wie siehts aus?«
    Ich wischte mir die Stirn ab, stieg vom Stuhl herunter und beugte mich vornüber, um zu Atem zu kommen. »Jack ist gefangen. Es besteht keine Gefahr mehr, Gil, du kannst kommen. Und bring bitte Muckleroy mit. Der muss das hier sehen, sonst glaubt ers nicht.«

13


    »Jessesmariaundjoseph!«, sagte Muckleroy, als er Jacks Schlafzimmer betrat.
    Ich stand wieder auf dem Stuhl, einen Hammer und die Stifte in der Hand, und schlug sie in die Wand, um Jacks Portal so gründlich wie möglich zu verriegeln.
    »Mann«, sagte Gilley. »Krass!«
    Atemlos stieg ich vom Stuhl. Steven reichte mir eine Flasche Wasser aus meinem Matchsack, und ich nahm sie dankbar.
    Muckleroy deutete auf das Skelett mit dem Beil in der Brust. »Wenigstens wissen wir jetzt, was mit dem lebendigen Jack passiert ist.«
    »Noch nicht ganz«, sagte ich und sah Rektor Habbernathy an, der hinter Muckleroy stand. »Eines fehlt uns noch, damit das Puzzle komplett ist – nämlich der Augenzeugenbericht eines der Jungen, die Jack hierher geschleppt hat, um seine kranken Spiele mit ihnen zu spielen.« Ich nahm einen großen Schluck Wasser und zeigte auf die gegenüberliegende Wand, wo vier Paar Ketten mit Handschellen an der Wand befestigt waren.
    Alle drehten den Kopf. Das heißt – alle außer Habbernathy. Ich musste lächeln, denn jetzt war ich ganz sicher, dass ich richtiglag. »Er hat Ihnen vorgeschlagen, zum Angeln zu fahren, Mr Habbernathy, nicht wahr?«
    Muckleroy und Gilley starrten mich an. Dann traten sie beide einen Schritt zurück und wandten sich dem Rektor zu.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, erklärte der.
    »Sie wissen es«, sagte ich. »Und Nicky weiß es auch.«
    Alle Farbe wich aus dem Gesicht des Rektors. Unter unseren eindringlichen Blicken streckte er eine Hand nach dem Türrahmen aus und hielt sich daran fest. »Sie verstehen nicht.«
    »Doch, ich denke schon«, widersprach ich. »Allerdings erst, seit ich die Ketten gesehen habe. Zwei Paare waren für Eric und Mark, aber die beiden übrigen haben mich irritiert, bis ich mir die Sache noch mal habe durch den Kopf gehen lassen. Zuerst dachte ich, sie könnten für Hernando gewesen sein, aber dann fiel mir die Aussage von Maudes Schwester ein, dass nämlich Jack im August eine Gruppe Pflegekinder mit zum Angeln genommen