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Gespenster Kuesst Man Nicht

Gespenster Kuesst Man Nicht

Titel: Gespenster Kuesst Man Nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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hatte. Da hatte er Hernando schon getötet. Also konnten die Ketten nur für zwei bisher unbekannte Jungen gedacht gewesen sein. Und dann kam mir, dass Sie erzählten, Sie seien einmal von Jack gejagt worden und Eric habe Sie gerettet. Da haben Sie nicht von Jacks und Erics Geist gesprochen, nicht? Sie haben die lebendigen Personen gemeint.«
    Mit aufgerissenen Augen sah mich der Rektor an, als hätte ich entsetzliche Erinnerungen wachgerufen. Schließlich nickte er kaum merklich. »Nicky und Eric waren Brüder. Wir lebten alle bei Maude, bis Jack uns mitnahm und hierher brachte. Nach dieser Nacht nahm Winston Habbernathy uns auf, und ich wurde zu Owen Habbernathy.«
    »Erzählen Sie uns, was passiert ist, Owen«, sagte ich.
    Der Rektor stieß einen langen Seufzer aus und lehnte sich gegen die Wand. »An einem Wochenende hat Jack uns vier mit hierher genommen. Wir wollten im Weiher angeln und danach bei ihm übernachten.«
    »Euch vier?«, fragte Muckleroy.
    »Ja. Eric, Mark und Nicky und mich. Damals hieß Nicky noch Ethan, und mein Name war John.«
    Muckleroy hatte seinen Notizblock und einen Stift aus der Tasche gezogen und machte sich Notizen. »John wie?«
    Der Rektor lächelte traurig. »Smith. Der banalste, langweiligste Name, den es nur geben kann.«
    Muckleroy sah ihn mitfühlend an. »Bitte erzählen Sie weiter, Owen.«
    »Zuerst zeigte uns Jack die Schule und das Schulgelände. Er sagte, er sei Gärtner hier und kenne das Gelände wie seine Westentasche. Er fügte hinzu, es gebe hier kein Versteck, das ihm nicht bekannt sei, und der einzige Ort, den er nicht betreten dürfe, seien die privaten Räume des Rektors – die waren dort, wo heute Nicky wohnt.«
    Da verstand ich. »Deshalb geht Jacks Geist da nicht hin.«
    Owen nickte. »Ja. Mein Vater hatte sich da eine kleine Wohnung eingerichtet, wo er übernachten konnte, wenn er spätabends noch in der Schule zu tun hatte. Genau deshalb hatte ich das Gefühl, die Wohnung wäre das Richtige für Nicky, als er älter wurde und etwas unabhängiger sein wollte. Ich dachte, dort sei er in Sicherheit.«
    »Und so war es auch«, sagte ich. »Und außerdem konnte er da seinem leiblichen Bruder Eric nahe sein.«
    Der Rektor sank noch ein bisschen mehr in sich zusammen und nahm den Faden wieder auf. »Wie schon gesagt, zu Anfang schien Jack sein Wort zu halten. Das Wochenende begann wie geplant. Wir besichtigten die Schule, angelten und kochten uns dann hier in der Hütte ein Abendessen. Jack machte einen ganz normalen Eindruck, und nichts an seinen Worten oder seinem Verhalten war erschreckend oder ließ uns aufhorchen. Aber das änderte sich, sobald die Dämmerung hereinbrach.«
    »Inwiefern?«, fragte ich.
    Der Rektor holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. »Ich könnte nicht den Finger darauf legen. Gerade erzählte er uns noch Geschichten von seinen Erlebnissen im Vietnamkrieg – er war dort als Soldat eine Weile stationiert gewesen –, und im nächsten Moment wurde er unruhig und angespannt, fast nervös.«
    »Und wann haben Sie gemerkt, dass Sie in Gefahr sind?«, wollte Gilley wissen.
    Habbernathy verzog finster das Gesicht. »Als er vom Tisch aufstand und uns in sein Schlafzimmer führte. Er erzählte uns, er wolle mit uns Fangen spielen, aber zuerst wolle er uns etwas in seinem Schlafzimmer zeigen. Wir vertrauensvolle kleine Idioten folgten ihm – und im nächsten Moment packte er Nicky und kettete ihn an die Wand. Eric rastete aus, sprang ihm auf den Rücken und versuchte ihn zu boxen, aber Jack schaltete ihn mit einem Schlag ins Gesicht aus.«
    »Oh Gott!«, sagte ich.
    »Das war erst der Anfang«, erzählte der Rektor. »Mark und ich bekamen Angst und rannten zur Vordertür, aber sie war abgeschlossen. Jack packte mich, fesselte mich neben Nicky und dann auch Eric, der ja noch bewusstlos war. Dann packte er Mark am Kragen und verschwand mit ihm nach draußen.«
    Muckleroy unterbrach das Schreiben. »Wohin genau?«
    Der Rektor schloss die Augen. Nach kurzem Schweigen flüsterte er heiser: »Irgendwohin aufs Gelände. Es war sehr lange still. Nicky und ich strengten uns an, aber wir hörten nichts -dann drangen Schreie durch die Stille zu uns. Es war Mark, der schrie. Eric wachte auf, als sie eben verklungen waren. Ich denke, das war der Augenblick, als Mark starb.«
    Wir alle schwiegen sehr lange. Es war Steven, der schließlich fragte: »Und dann?«
    »Dann hörten wir jemanden graben. Später wurde klar, dass es Jack war, der hinter der

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